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02.01.2023 | (rsn) – Matej Mohorics Triumph bei Mailand-Sanremo, Platz drei von Mikel Landa beim Giro d’Italia, dazu der Sieg beim Flèche Wallonne durch Dylan Teuns – bei der Qualität ihrer Erfolge hielt die vom Inselstaat Bahrain finanzierte Mannschaft 2022 das Niveau der überragenden Vorsaison.
Allerdings war ab dem Sommer ein kleiner Bruch festzustellen: Die Tour de France entwickelte sich nach dem sturzbedingten Ausscheiden von Kapitän Jack Haig zu einem Reinfall, bei der Vuelta a Espana blieb Bahrain Victorious ebenfalls blass. In der zweiten Saisonhälfte gelang einzig bei der Polen-Rundfahrt durch Sprinter Phil Bauhaus ein Sieg auf WorldTour-Niveau.
Das neue Trikot für die Saison 2023. | Foto: Team Bahrain Victorious / Charly Lopez Photography
Deshalb fiel Enrico Poitschkes Fazit zwiespältig aus: "In der zweiten Saisonhälfte sind wir hinter den Erwartungen geblieben, das muss 2023 besser werden", sagte der Sportliche Leiter nach seiner ersten Saison bei Bahrain Victorious zu radsport-news.com.
Die Forderung ist nachvollziehbar - schließlich verfügt der Kader nach wie vor über großes Potenzial. Im Segment der Klassementfahrer etwa sind nur wenige Teams besser aufgestellt. "Diese Saison ist es wieder unser Ziel, um einen Podestplatz bei den Grand Tours mitzufahren", sagte Poitschke und fügte optimistisch an: "Im vergangenen Jahr hatten wir in der Vorbereitung viele gesundheitliche Probleme, durch Corona oder andere Dinge. Das lief dieses Mal nun besser."
Bei der Tour de France setzt das Team auf den 33-jährigen Landa. Der Kletterspezialist wird bei der Frankreich-Rundfahrt 2023 besonders motiviert sein, wird der Grand Départ doch in seiner baskischen Heimat ausgetragen. Die bergige Route der 110. Ausgabe sollte Landa entgegenkommen. 2017 und 2020 erreichte Landa jeweils den vierten Platz bei der Tour. Der Australier Haig, 2021 Dritter der Vuelta a Espana, dürfte als Kapitän das Team beim Giro anführen. Hinzu kommen mit Pello Bilbao, Gino Mäder sowie Routinier Damiano Caruso weitere Optionen auf gute Resultate bei den anspruchsvollen Rundfahrten.
Matej Mohoric sorgte bei Mailand-Sanremo für einen Paukenschlag, als er nach einer Attacke in der Abfahrt des Poggio das erste der fünf Monumente der Saison für sich entschied. | Foto: Cor Vos
Poitschkes Wunschsieg: die Flandern-Rundfahrt
Für die Eintagesrennen hat das Team dagegen an Qualität eingebüßt. Der frühere Paris-Roubaix-Gewinner Sonny Colbrelli hat nach einem Herzstillstand zum Auftakt der Baskenland-Rundfahrt, bei dem er wiederbelebt werden musste, seine Karriere auf Anraten der Ärzte beendet. Dylan Teuns wechselte bereits im August zu Israel – Premier Tech. Poitschke sieht sein Team trotzdem gut aufgestellt. Die Kapitänsrollen bei den Klassikern nehmen Mohoric und Fred Wright ein. Mit dem Kölner Nikias Arndt und dem Italiener Andrea Pasqualon holte Bahrain zwei sprintstarke Helfer für Eintagesrennen dazu. Mit Luis Leon Sanchez und Jan Tratnik verließen allerdings auch bewährte Routiniers das Team.
Nach einem Klassiker-Wunschsieg gefragt, nannte Poitschke die Flandern-Rundfahrt: "Das Rennen ist für jeden ein Highlight. Und mit Mohoric haben wir auch einen Fahrer, der die Flandern-Rundfahrt gewinnen kann."
Sprinter Phil Bauhaus gelangen zwar nur zwei Siege, beider aber auf WorldTour-Niveau, so wie hier auf der 5. Etappe der Polen-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos
Poitschke sieht bei einigen jüngeren Fahrern zudem großes Potenzial. Dazu zählte er vor allem Jonathan Milan, der im Vorjahr zwei Sprintetappen des Cro Race gewann und ein Teilstück der Deutschland Tour auf Platz zwei beendete. "Er ist ein junger Fahrer, der angedeutet hat, wie stark er ist und der sein Niveau noch lange nicht ausgeschöpft hat", so Poitschke über den 22-jährigen Italiener. Weitere Leistungssprünge versprechen auch der ein Jahr ältere Kolumbianer Santiago Buitrago, Etappensieger und Gesamtzwölfter beim Giro d’Italia 2022, der bergfeste Italiener Edoardo Zambanini (21) sowie der 22 Jahre alte Slowene Matevž Govekar, vergangene Saison Etappengewinner der Burgos-Rundfahrt.
Aber auch den sechs Jahre älteren Bauhaus sieht Poitschke noch nicht am Ende der Entwicklung angekommen. Der Kölner geht in seine fünfte Saison bei Bahrain und gehört mittlerweile zum Kreis der weltbesten Sprinter. Allerdings wartet Bauhaus noch auf einen ganz großen Sieg. "Er hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert", meinte Poitschke, der durch Milan und Bauhaus mehr Sprintsiege als in den Vorjahren erwartet.
Der Top-Transfer 2023:
Poitschke verwies darauf, dass sein Team "keinen Star geholt" habe. Der Fokus lag eher auf Erfahrung (Arndt und Pasqualon) und auf jungen, entwicklungsfähigen Fahrern – das gilt für Cameron Scott sowie Dusan Rajovic und Fran Miholjevic.
Der Kroate gewann im Vorjahr als U23-Fahrer gegen Profikonkurrenz eine Etappe der Tour of Sicily, sicherte sich die nationale Zeitfahrmeisterschaft und holte bei der U23-Europameisterschaft Silber im Kampf gegen die Uhr. "Er ist ein guter Zeitfahrer, kann aber Rennen auch alleine gewinnen. Er kann ganz viele Richtungen bedienen. Wir sind gespannt, wie er sich in der WorldTour behauptet", so Poitschke über den erst 20 Jahre alten Neuprofi.
Künftig als Teamkollegen für Bahrain Victorious unterwegs: Jasha Sütterlin (li.) und Neuzugang Nikias Arndt. | Foto: Cor Vos
Im Fokus:
Poitschke traut dem auch erst 23 Jahre alten Wright einiges zu. "Fred hat angedeutet, wie stark er ist, hat bislang aber noch kein großes Rennen gewonnen. Es wird Zeit dafür", erklärte der Sportliche Leiter. In der Vorsaison imponierte der Brite mit Platz sieben bei der Flandern-Rundfahrt und auch in diesem Frühjahr soll er eine entscheidende Rolle bei den Klassikern spielen.
Poitschke schätzt Wright aber auch als vielseitig einsetzbaren Fahrer an: "Er ist ein guter Sprinter – nicht aus dem Feld, aber aus kleineren Gruppen heraus. Er kann aber auch als Solist wegfahren und ist am Berg gut. Er hat vergangene Saison einen riesigen Schritt gemacht. Wenn er stabil bleibt, ist er ein Fahrer, der in vielen Bereichen gewinnen kann", lobte er Wright, dem nach drei Jahren in der WorldTour noch ein Sieg fehlt.
Dabei war er 2022 in den großen Landesrundfahrten mehrmals nah dran: Sowohl bei der Tour de France als auch bei der Vuelta a Espana reichte es zu einem zweiten Etappenplatz. Bei der Spanien-Rundfahrt kamen noch je zwei dritte und vierte Plätze hinzu.
Das Aufgebot 2023:
Yukiya Arashiro (Japan/38 Jahre), Nikias Arndt (Deutschland/31), Phil Bauhaus (Deutschland/28), Pello Bilbao (Spanien/32), Santiago Buitrago (Kolumbien/23), Damiano Caruso (Italien/35), Matevz Govekar (Slowenien/22), Kamil Gradek (Polen/32), Jack Haig (Australien/29), Heinrich Haussler (Australien/38), Rainer Kepplinger (Österreich/25), Mikel Landa (Spanien/33), Filip Maciejuk (Polen/23), Ahmed Madan (Bahrain/22), Gino Mäder (Schweiz/25), Fran Miholjevic (Kroatien/20), Jonathan Milan (Italien/22), Matej Mohoric (Slowenien/28), Andrea Pasqualon (Italien/34), Hermann Pernsteiner (Österreich/32), Wouter Poels (Niederlande/35), Johan Price-Pejtersen (Dänemark/23), Dusan Rajovic (Serbien/25), Cameron Scott (Australien/24), Jasha Sütterlin (Deutschland/30), Sergio Tu (Taiwan/25, Fred Wright (Großbritannien/23), Edoardo Zambanini (Italien/21)
Davon Neuzugänge:
Nikias Arndt (Team DSM), Rainer Kepplinger (Hrinkow Advarics Cycleang), Fran Miholjevic (Friuli ASD), Andrea Pasqualon (Intermarché - Wanty - Gobert), Dusan Rajovic (Team Corratec), Cameron Scott (ARA Pro Racing Sunshine Coast), Sergio Tu (Friuli ASD)
Teamleitung:
Manager: Milan Erzen
Sportdirektor: Gorazd Štangelj, Vladimir Miholjevic
Sportliche Leiter: Franco Pellizotti, Xavier Florencio, Enrico Poitschke, Michal Golas, Roman Kreuziger, Neil Stephens, Alberto Volpi
Material:
Rahmenhersteller: Merida
Gruppe: Shimano
Laufräder: Vision
Reifen: Continental
Trikot: Alé
Helm: Rudy Project
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