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14.02.2023 | (rsn) - Mit der Andalusien- (2.Pro) und der Algarve-Rundfahrt (2.Pro) stehen ab Mittwoch zwei prestigeträchtige, fünftägige Rundfahrten unterhalb der WorldTour auf dem Programm. Während die Ruta del Sol aufgrund ihres Profils fast ausnahmslos auf die Kletterer zugeschnitten ist, kommen in Portugal neben den Bergfahrern auch die Zeitfahrer und Sprinter auf ihre Kosten.
Beide Rundfahrten laufen bis zum kommenden Sonntag und dürften den Klassikerfahrern im Feld als letzter Formschliff für das Openings-Weekend in zehn Tagen dienen. Auch für die Klassementfahrer sind die Wettbewerbe eine wichtige Standortbestimmung.
radsport-news.com beleuchtet fünf Themen für die Woche.
Ineos Grenadiers vs. Bora – hansgrohe: Welches Team drückt der Algarve-Rundfahrt seinen Stempel auf?
Die Chancen, dass am Ende der Algarve-Rundfahrt ein Fahrer von Ineos Grenadiers oder Bora – hansgrohe ganz oben auf dem Podest steht, sind mehr als nur gut. Beide Mannschaften schicken starke Kletteraufgebote an die Algarve und dürften auf den beiden Bergetappen mit der Ankunft am Alto do Foia (1. Kat. / 7,7km a 6,1%) am zweiten Tag und am Alto do Malhao (2. Kat, 2,5km a 9,8%) am Vorschlusstag das Rennen bestimmen. Ineos Grenadiers hat mit Thymen Arensman, dem Vorjahresdritten Daniel Martinez, dem zweifachen Ex-Sieger Michal Kwiatkowski und auch Thomas Pidcock ein starkes Quartett am Start. Bei Bora – hansgrohe ruhen die Hoffnungen auf Sergio Higuita, der im letzten Jahr die Bergankunft am Alto do Malhao gewann , und Giro-Sieger Jai Hindley. Letztlich wird sich die Frage stellen, in welchem Team die Kletterer die bessere Frühform haben.
Michal Kwiatkowski zählt zum starken Ineos-Grenadiers-Team, das bei der Algarve-Rundfahrt mit Bora - hansgrohe um den Gesamtsieg kämpfen wird. Foto: Cor Vos
Traditionell kommt Ineos Grenadiers mit dem Streckenkonzept der Algarve-Rundfahrt bestens zurecht und feierte zwischen 2014 und 2018 gleich vier Gesamtsiege, dazu der dritte Rang von Martinez im letzten Jahr. Bei Bora – hansgrohe ist die Algarve-Bilanz nicht ganz so berauschend. Lediglich der zweite Gesamtrang von Maximilian Schachmann aus dem Jahr 2020 steht hier zu Buche. Der einzige Fahrer, der den beiden Top-Teams wirklich gefährlich werden könnte, ist Lokalmatador Joao Almeida (UAE Team Emirates).
Setzt Stefan Küng an der Algarve seine Transformation zum Rundfahrer fort?
Mit der Tour de Suisse im letzten Jahr, bei der er auch im Hochgebirge vorne mitmischte und am Ende Rang fünf belegte, zeigte Stefan Küng (Groupama - FDJ), dass er nicht nur Zeitfahr- und Klassikerspezialist ist. Bei der Algarve-Rundfahrt wird sich der Schweizer außerhalb seiner Heimat einem neuerlichen Klassement-Test unterziehen. Das lange Einzelzeitfahren am Schlusstag über 25 Kilometer, bei dem er neben Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) der große Favorit ist, dürfte ihm dabei in die Karten spielen. Entscheidend wird sein, wie sich Küng auf den beiden Bergetappen schlägt.
Im Vorjahr hat Stefan Küng mehrmals wie hier bei der Tour de France seine verbesserten Qualitäten am Berg unter Beweis gestellt. Fährt er auch an der Algarve um die Gesamtwertung mit? Foto: Cor Vos
Im Vorjahr gelang ihm das schon ordentlich, sodass im Endklassement Rang sieben heraussprang. Sportdirektor Philipp Mauduit ließ jedenfalls schon einmal durchblicken, dass Küng einen Blick auf die Gesamtwertung werfen könnte. Für den Eidgenossen wird sich aber auch die Frage stellen, wie viele Körner er vor dem Start der Klassikersaison schon raushauen möchte, um seine GC-Qualitäten weiter zu testen.
Dominiert Fabio Jakobsen wie im Vorjahr die Sprints an der Algarve?
Gleich zwei Chancen – am ersten und am dritten Tag – könnten sich für die schnellen Männer im Feld der Algarve-Rundfahrt ergeben. Das dürften vermutlich zwei mehr sein als bei der Andalusien-Rundfahrt. Überraschend also, dass nur so wenige Topsprinter den Weg an die Algarve eingeschlagen haben. Von der ersten Reihe ist sogar nur Fabio Jakobsen (Soudal Quick-Step) am Start. Kontrahenten wie Alexander Kristoff (Uno-X), Jordi Meeus (Bora – hansgrohe) oder Hugo Hofstetter (Arkéa Samsic) müsste der Niederländer locker im Griff haben, dazu hat er mit Michael Morkov, Neuzugang Casper Pedersen und Kasper Asgreen einen starken dänischen Sprintzug an seiner Seite, sodass sich eigentlich nicht die Frage stellt, ob er eine Etappe gewinnen, sondern ob er alle Sprintankünfte für sich entscheiden wird.
Fabio Jakobsen ist nominell der Topsprinter an der Algarve. Wird er seiner Favoritenrolle gerecht? Foto: Cor Vos
Im letzten Jahr war ihm dies an der Algarve jedenfalls gelungen. Allerdings musste sich Jakobsen zum Saisonauftakt in San Juan auch schon zwei Mal im Massensprint geschlagen geben. Ist die Form dann vielleicht doch noch nicht ganz so gut und können sich dadurch die Kontrahenten doch Chancen ausrechnen?
Setzt Tadej Pogacar in Andalusien seine Februar-Serie bei den Rundfahrten fort?
Kurzfristig hat sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) dazu entschieden, statt der UAE Tour die Andalusien-Rundfahrt zu bestreiten. Dort wird sich zeigen, ob der Slowene seine Februar-Serie am Laufen halten kann. Denn in den letzten drei Jahren gewann er jeweils immer die erste Rundfahrt, die er in einer Saison bestritt. 2020 war es die Valencia-Rundfahrt, in den beiden darauffolgenden Jahren war es die UAE Tour. Da er 2019 in seiner ersten Profisaison auch die Algarve-Rundfahrt im Februar gewann, ist ihm also bis dato in jeder Profisaison ein Rundfahrtsieg im Februar gelungen.
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat beim Jaen Paraiso Interior seine gute Form unter Beweis gestellt. Reicht es wie in den letzten Jahren wieder für einen Rundfahrtsieg im Februar? Foto: Cor Vos
Dass die Form passt, zeigte Pogacar mit seinem Solosieg am Montag beim Eintagesrennen Jaen Paraiso Interior (1.1). Doch wie steht es um die Frühform des Slowenen im Hochgebirge? Das wird sich vor allem an den schweren ersten drei Tagen zeigen, wo entweder schwere Anstiege oder bergaufführende Finals anstehen. Die Kontrahenten um Enric Mas (Movistar), Mikel Landa, Jack Haig (beide Bahrain Victorious), Tao Geoghegan Hart und Carlos Rodriguez (beide Ineos Grenadiers) werden jedenfalls alles daran setzen, einen frühen Gesamtsieg einzufahren, der gegen Pogacar und dessen starkes UAE Team mit Rafal Majka, Tim Wellens und George Bennett besonders prestigeträchtig wäre.
Die Deutschen in Andalusien und an der Algarve: Helferrolle oder Etappenjäger?
Für die deutschen Starter wird sich bei den beiden Rundfahrten zeigen, ob sie eher in der Helferrolle gefragt sind oder ihre Freiheiten als Etappenjäger bekommen. Nach einer guten Leistung bei der Jaen Paraiso Interior, die er auf Rang acht beendete, dürfte Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) die wohl besten Chancen haben, auf eigene Rechnung fahren zu dürfen. Das Profil dürfte ihm an den meisten Tagen entgegenkommen. Da Lotto Dstny und Jayco – AlUla nicht mit ihrer ersten Reihe am Start stehen und wohl nur geringe Klassementambitionen haben, könnten sich sogar den beiden Neo-Profis Johannes Adamietz und Felix Engelhardt Chancen bieten, es mal auf einem Teilstück mit einer Flucht zu versuchen. Der vierte Deutsche im Bunde, Alexander Krieger (Alpecin – Deceuninck), feiert in Andalusien seine Saisonpremiere und wird sich angesichts des Streckenprofils in der Helferrolle wiederfinden. Seine große Stunde könnte aber am Schlusstag schlagen, wo sich zumindest eine kleine Chance auf eine Sprintankunft eröffnen könnte.
Georg Zimmermann (Intermarché - Circus - Wanty) ist der Deutsche mit den besten Aussichten auf einen eigenen Erfolg. Foto: Cor Vos
An der Algarve werden sich derweil Nils Politt und Jonas Koch (beide Bora – hansgrohe) einem letzten Formtest vor dem Klassikerauftakt unterziehen. Für beide wird es auch davon abhängen, ob einer ihrer Kapitäne nach der ersten Bergankunft am zweiten Tag das Führungstrikot innehat. Falls nicht, könnte sich den beiden Deutschen auf dem dritten Teilstück die Chance für eine Flucht bieten – wenn man sich hier nicht auch in den Dienst von Sprinter Meeus stellen muss. Auch für John Degenkolb (DSM), dem dritten und letzten Deutschen am Start, geht es darum, sich für die Klassiker fit zu machen. Der Routinier wird vor allem als Roadcaptain in der jungen Mannschaft, in der ansonsten kein Fahrer älter als 25 ist, zum Einsatz kommen. In den Sprints wird sicher für Talent Casper van Uden gefahren, vielleicht kann sich der Oberurseler aber zumindest auf einer Etappe als Ausreißer in Szene setzen.
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