Müllers Uruguay-Tagebuch

Beim Prolog im Dunkeln lief es wie erwartet schlecht

Von Robert Müller

Foto zu dem Text "Beim Prolog im Dunkeln lief es wie erwartet schlecht"
Robert Müller hat bei der Uruguay-Rundfahrt die Startnummer 23 | Foto: Robert Müller

31.03.2023  |  (rsn) - Hola de Colonia, Uruguay. In den nächsten zehn Tagen werde ich hier von der 78. Vuelta Ciclista del Uruguay berichten, der ältesten Rundfahrt Amerikas. Sie findet in der uruguayischen Tourismuswoche statt und ist dieses Jahr aus finanziellen Gründen nicht wie sonst im UCI-Kalender gelistet, sondern nur im nationalen Kalender.

Es geht über zehn Etappen und 1750 Kilometer kreuz und quer durch das zweitkleinste Land Südamerikas, in dem es übrigens noch nie geschneit hat. Das ist eine gute Sache, denn vor drei Tagen bin ich zu Hause in Schnee- und Graupelschauern trainieren gewesen und freue mich jetzt auf die Wärme.

Meine Anreise verlief wieder einmal nicht wie gehofft, denn mein Flug am Montag wurde wegen des Megastreiks in Deutschland storniert. Am nächsten Tag waren bereits alle Flüge ausgebucht und so konnte ich zwei Tage später als geplant losfliegen. Das hatte zur Folge, dass ich nach 30 Stunden Reisezeit erst am Morgen des Rundfahrtbeginns in Montevideo ankam und dann noch einen mehrstündigen Transfer zum Start absolvieren musste. Immerhin stand am Abend nur ein 8 km langer Prolog auf dem Plan, den ich auch müde und mit schweren Beinen fahren konnte.

Ich starte hier als Gastfahrer für das niederländische Global Cycling Team, das aufgrund seiner guten Kontakte als einzige europäische Mannschaft eine Einladung für die Rundfahrt erhalten hat. Als ich gefragt wurde, ob ich mitfahren wolle, musste ich nicht lange überlegen, denn dieses Rennen steht schon seit Jahren auf meiner Wunschliste. Meine Teamkollegen sind drei Niederländer, darunter ein ehemaliger echter Profi (Ex-Roompot-Fahrer Reinier Honig, d. Red.), ein Belgier und ein Chilene. Unser Sportlicher Leiter ist ein Einheimischer, was das ganze Organisatorische vor Ort für uns erleichtert.

Es sind 155 Athleten aus 26 Teams am Start und jedes muss mindestens einen U23 Fahrer aufbieten, sind es zwei, dürfen statt sechs sogar sieben Fahrer pro Equipe starten. Die meisten Mannschaften kommen natürlich aus Uruguay, aber es gibt auch welche aus den Nachbarländern Brasilien und Argentinien. In Argentinien war ich erst letzten Dezember mit dem Rad und habe dort u. a. den Fußball-Weltmeistertitel mit den Einheimischen gefeiert. Nun bin ich gespannt, wie gut sie im Radsport unterwegs sind.

Gespannt bin ich auch auf meine eigene Leistung, denn ich bin seit der Tour du Faso (2.2) vor eineinhalb Jahren keine Rundfahrt mehr gefahren. Damals konnte ich meinem Teamkollegen Daniel Bichlmann dabei helfen, die Gesamtwertung zu gewinnen, worüber er hier ebenfalls Tagebuch geschrieben hatte. Seitdem bin ich hauptsächlich einige Ultracycling-Rennen gefahren, bei denen man alleine tagelang fast ohne Schlaf durchfährt. Als selfsupported Ultrarennen würde ich die Rundfahrt hier in vier Tagen nonstop durchfahren, jetzt lasse ich mir - wie normale Menschen es tun - zehn Tage Zeit und gönne mir jede Nacht genug Schlaf.

Der Prolog lief übrigens wie erwartet schlecht, denn mir steckte die lange Anreise noch in den Knochen und ich habe natürlich im Gegensatz zu vielen anderen kein Zeitfahrrad dabei. Außerdem musste ich im Dunkeln fahren, die Küstenstraße war zwar durch Laternen halbwegs ausgeleuchtet, aber wer in der ersten Stunde gestartet war, konnte das Rennen noch im Hellen absolvieren. Das macht aber nichts, denn die Gesamtwertung spielt für mich sowieso keine Rolle. Meine Hoffnung ist nun, dass sich mein Körper ein bisschen daran erinnert, wie ich früher bei solchen Rundfahrten fahren konnte und ich die Trägheit der Ultrarennen nach ein paar Etappen abstreifen kann.

Morgen geht es dann mit der 1. Etappe über 172 Kilometer richtig los und sie wird sogar im nationalen TV und auf YouTube übertragen.

Morgen gleiche Stelle gleiche Welle
Gez. Sportfreund Radbert

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.04.2023Es war eine erfolgreiche Resozialisierung ins Peloton

(rsn) - Hola de Montevideo, Uruguay. Am elften Tag stand heute die 10. und letzte Etappe über nochmal 200 Kilometer an. Frühstück gab es in der Unterkunft im Fußball Stadion nicht, es wurden also

09.04.2023Massenschlafsaal als Unterkunft und Götterspeise zum Nachtisch

(rsn) - Hola de Punta del Este, Uruguay. Heute Morgen gab es in dem Schullandheim, in dem wir untergebracht waren, nur kalten Reis von gestern und Äpfel zum Frühstück, mehr nicht. Zum Start konnte

09.04.2023Auf der letzten Rille noch den Zug nach vorn erwischt

(rsn) - Hola de Rocha, Uruguay. Der Wecker klingelte kurz vor sechs Uhr und es gab sogar ein bescheidenes Frühstück. Der wieder über 200 Kilometer lange Transfer zum Start sollte 6:30 Uhr starten

07.04.2023Zu viele Fragen darf man hier nicht stellen

(rsn) - Hola de Melo, Uruguay. Heute sollte es bereits um sechs Uhr Frühstück geben, gab es aber nicht. Das kommt hier manchmal vor, sagt uns vorher aber niemand. Überhaupt läuft die Kommunikatio

06.04.2023Unterwegs mit auffälligen Fahrern und einem Vollidioten

(rsn) - Hola de Tacuarembo, Uruguay. Der Tag begann schon um sechs Uhr, denn vor dem Start um 8:30 Uhr hatten wir noch einen einstündigen Transfer zu absolvieren. Die ganze Rundfahrt-Karawane stoppt

05.04.2023Gegen die Zahnschmerzen gab es eine Spritze in den Hintern

(rsn) - Hola de Paysandu, Uruguay. Heute Morgen suchte mein belgischer Teamkollege Kim den Rennarzt auf, da er in der Nacht wegen starker Zahnschmerzen kaum schlafen konnte. Der Arzt meinte, er hätte

04.04.2023Nach Abbruch: Die Letzten waren diesmal tatsächlich die Ersten

(rsn) - Hola de Mercedes, Uruguay. Heute konnte ich länger schlafen, erwachte aber zum unschönen Prasseln des Regens ans Fenster des Hotelzimmers. Ich habe wohl das Wetter zu voreilig gelobt, denn

03.04.2023Reinier ist trotz Windkantenstress wohl nicht ausgelastet

(rsn) - Hola de Trinidad, Uruguay. Der Tag begann für mich wieder sehr früh, denn wegen des Jetlags (es ist hier fünf Stunden früher als in Deutschland) war ich bereits gegen 4:30 Uhr wach und kon

02.04.2023Ohne Profil und Streckenkarte wurde es eine Fahrt ins Blaue

(rsn) - Hola de Durazno, Uruguay. Heute früh (Freitag, d. Red.) herrschte etwas Aufregung, weil alle unsere Ersatzlaufräder verschwunden waren. Sie sind deutlich beschriftet, also glaubten wir nicht

01.04.2023Was an Bergen fehlt, macht der starke Wind absolut wett

(rsn) - Hola de Montevideo, Uruguay. Heute ging die Rundfahrt mit der ersten Etappe über 172 km richtig los, und zwar härter, als mir lieb war. Uruguay ist ja ein ziemlich flaches Land, es gibt kein

Weitere Radsportnachrichten

30.01.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

29.01.2025Mit Ackermann in Topform das vergangene Jahr bestätigen

(rsn) - Zehn Jahre nach der Gründung blickt man bei Israel – Premier Tech zu Beginn der Saison 2025 auf das bis dato erfolgreichste Jahr der Teamgeschichte zurück. Ende 2024 lag das in Tel Aviv be

29.01.2025Bäckstedt und del Grosso wollen Titel verteidigen, Benz mit Chancen

(rsn) – Sieben Titel werden bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft im nordfranzösiaschen Liévin vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2025 vergeben. Neben dem Regenbogentrikot bei den Frauen am Samstag

29.01.2025Jan Christen holt sich mit zwei guten ´Moves´ Mallorca-Auftakt

(rsn) – Jan Christen hat dem UAE Team Emirates – XRG den bereits vierten Saisonsieg beschert. Der 20-jährige Schweizer entschied zum Auftakt der fünftägigen Mallorca Challenge nach einem clev

29.01.2025Amstel Gold Race kann mit Polizei-Eskorte stattfinden

(rsn) – Nachdem der Niederländische Radsportverband KNWU bereits letzte Woche mitgeteilt hatte, dass für die vier wichtigsten Radrennen des Landes trotz des am 24. und 25. Juni in Den Haag stattfi

29.01.2025Pidcock mit entschlossenem Bergaufsprint zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Tom Pidcock hat schon im zweiten Renneinsatz für sein neues Team Q36.5 erstmals jubeln können. Der 25-jährige Brite entschied die 2. Etappe der 5. AlUla Tour (2.1) über 132,5 Kilometer v

29.01.2025Kann Vas in Liévin die niederländische Serie beenden?

(rsn) – Am Freitag beginnt im französischen Liévin die Cyclocross-WM (31. Januar – 2. Februar). Am Samstag steht mit dem Elite-Rennen der Frauen das erste Highlight auf dem Programm. Bei den let

29.01.2025Nur Wollaston in Torquay schneller als Dygert

(rsn) – Chloe Dygert hat nur knapp den zweiten Saisonsieg des deutschen Teams Canyon – SRAM zondacrypto verpasst. Die zweimalige Zeitfahrweltmeisterin aus den USA musste sich bei der Premiere der

29.01.2025Es wird mal wieder eine schwere Saison

(rsn) - Das Team XDS - Astana startet mit neuem Sponsor, einer im Profigeschäft noch unbekannten Radmarke und einem runderneuerten Kader in eine Saison, in der die WorldTour-Lizenz auf dem Spiel steh

29.01.2025Cadel Evans Women`s Race im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(ran) - Nachdem mit der Santos Women`s Tour Down Under bereits der Auftakt der Women`s World Tour in Australien stattgefunden hat, folgt mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race auch das erste Einta

28.01.2025Van Aert scheitert mit seiner Berufung

(rsn) – Der belgische Kassationshof bestätigte in dieser Woche das Urteil des Arbeitsgerichtsprozesses zwischen Wout van Aert und seinem vormaligen Team Sniper Cycling. 2018 fuhr der Belgier für d

28.01.2025UEC-Präsident Della Casa tritt zur Wiederwahl an

(rsn) - 2025 endet die erste Amtszeit von Enrico della Casa als Präsident des Europäischen Radsportverbandes UEC. In einer E-Mail kündigte der Italiener nun seine Kandidatur für eine zweite Wah

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Surf Coast Classic - Men (1.1, AUS)
  • AlUla Tour (2.1, 000)
  • Trofeo Felanitx - Ses Salines (1.1, ESP)