RSNplusTour-Debütant imponiert

Gall nach Platz zwei “überrascht, wozu ich imstande bin“

Von Sebastian Lindnder und Joachim Logisch (Le Markstein)

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Felix Gall (AG2R Citroen, li.) kämpfte auf der letzten Bergetappe der 110. Tour de France um den Tagessieg. | Foto: Cor Vos

22.07.2023  |  (rsn) – Eigentlich, sagte Felix Gall (AG2R Citroen) nach der 20. Etappe der Tour de France, war seine persönliche Frankreich-Rundfahrt bereits in Courchevel beendet. Nachdem der 25-Jährige die Königsetappe auf dem Flugplatz des Skigebiets in den Savoyer Alpen für sich entschieden hatte, “war komplett die Luft raus“, konstatierte er gegenüber radsport-news.com, nachdem er die Vogesen-Etappe als Zweiter hinter Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) beendet und sich damit selbst fast am meisten überrascht hatte.

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“Vorgestern ging es mir richtig schlecht, gestern auch nicht besonders. Heute früh hatte ich noch ein bisschen Kopfweh und war leicht angeschlagen“, gab der Österreicher Einblicke zu seinem Gesundheitszustand und fügte an: “Es ist eine Riesenüberraschung, dass es nochmal so ging."

Nach dem Triumph auf der Königsetappe in Courchevel war die Tour de France für Felix Gall (AG2R Citroen) eigentlich schon gelaufen. | Foto: Cor Vos

Profitiert hatte Gall dabei zunächst von der Arbeit des UAE-Teams, das eine Spitzengruppe um Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) und Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) nie weit wegließ und die letzten Ausreißer am letzten Berg der diesjährigen Rundfahrt, dem Col du Platzerwasel (1. Kategorie), wieder einfing. Dann kam dem Junioren-Weltmeister von 2015 entgegen, dass sowohl Pogacar als auch Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) nach einer Attacke nicht durchzogen.

Bei Pogacar & Vingegaard, "auch, wenn die sich angeschaut haben"

“Als sie losgefahren sind, habe ich gemerkt, dass ich mitfahren kann. Man muss aber schon dazusagen, dass die sich auch angeschaut haben. Trotzdem war es unglaublich“, sagte Gall zu radsport-news.com. Der 25-Jährige sah sich dadurch aber gezwungen, die Tempoarbeit zu übernehmen, um die bereits abgehängten Yates Brüder Adam (UAE Team Emirates) und Simon (Jayco - AlUla) nicht wieder herankommen zu lassen, “um so das Podium abzusichern. Sie kamen zwar nochmal zurück, aber ich bin dann trotzdem Zweiter geworden und super happy.“

Mit dem zweiten Platz in Le Markstein sicherte er auch Rang acht im Gesamtklassement ab. Für einen Sprung nach vorne war der Abstand auf Jai Hindley (Bora -hansgrohe) mit fast zweieinhalb Minuten aber zu groß. Von hinten drohte durch den frühen Sturz von Sepp Kuss (Jumbo - Visma) keine Gefahr.

Doch auf der vorletzten Etappe durch die Vogesen kämpfte der Österreicher um einen weiteren Etappensieg und belegte hinter Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) den zweiten Platz. | Foto: Cor Vos

Neben dem guten Ergebnis in der Gesamtwertung steht für Gall obendrein noch Platz zwei in der Wertung um das Bergtrikot. 92 Punkte sammelte er auf den ersten 20 Etappen ein. Und hätte es Giulio Ciccone (Lidl-Trek) am letzten Tag nicht in die Spitzengruppe geschafft und dadurch nochmal satte 17 Zähler eingesammelt, hätte womöglich sogar noch das weiße Trikot mit den roten Punkten – perfekt passend zu den österreichischen Landesfarben – sein Tour-Debüt gekrönt.

Geflasht von der Gesamtvorstellung

Doch mehr noch als vom engen Kampf um das Bergtrikot oder dem knapp verpassten zweiten Tagessieg zeigte sich Gall von seiner Gesamtvorstellung geflasht. Dabei war er zu Beginn noch nicht mal Kapitän seines Teams. AG2R  Citroen war zunächst noch mit Ben O'Connor als Leader ins Rennen gegangen. 

Erst als sich herausstellte, dass der Australier die Erwartungen nicht würde erfüllen können, übernahm der Gall das Kommando bei den Franzosen. “Die drei Wochen waren wirklich speziell. Ich war sehr stabil, abgesehen von den ersten zwei Tagen. Alles war komplett neu für mich, ich habe sowas noch nie gemacht. Nach der Tour de Suisse war das der nächste große Schritt, dieses Level zu halten“, so der Osttiroler.

Auf den letzten Metern der 20. Etappe zog Gall (Mitte) noch am designierten Tour-Sieger Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) vorbei. | Foto: Cor Vos

In der Schweiz hatte er ebenfalls mit einem Etappensieg und einem weiteren Podium geglänzt und bis zum abschließenden Zeitfahren am letzten Tag nur acht Sekunden hinter dem späteren Sieger Mathias Skjelmose (Lidl - Trek) auf Rang zwei gelegen. Die abschließenden 25,7 Kilometer allein gegen die Uhr hatten ihn aber mehr als drei Minuten gekostet und noch auf Rang acht zurückfallen lassen. 

Und ein achter Platz steht für Gall nun auch einen Tag vor dem Ende des wichtigsten Radrennens der Welt in der Ergebnisliste: “Es ist unglaublich. Ich bin überrascht, wozu ich imstande bin", erklärte er.

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