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Palzer: Den Status des Quereinsteigers abgelegt

Von Peter Maurer

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Anton Palzer (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

14.11.2023  |  (rsn) – Zweieinhalb Jahre nach seinem Debüt bei der Tour of the Alps hat sich Anton Palzer seinen Status als Berufsradfahrer redlich verdient. Der Berchtesgadener wurde dafür erst jüngst mit einem weiteren Vertrag von seinem Team Bora – hansgrohe ausgestattet und wird auch 2024 für die Raublinger Mannschaft in die Pedale treten.

"Ich glaube, dass ich eine gute Saison gehabt habe", bilanzierte der 30-Jährige im Gespräch mit radsport-news.com. Highlight war sicherlich die erste Teilnahme am Giro d’Italia, die er sich hart erarbeiten musste. "Die Nominierung war eigentlich nie geplant und ich bin in die Saison 2023 hineingegangen, dass ich wohl keine Grand Tour fahren werde", erinnerte sich Palzer, der aber vom Sportdirektor Rolf Aldag ein Türchen nach Italien geöffnet bekam.

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"Er hat meine Hoffnungen geschürt und gemeint, wenn ich einschließlich Katalonien gute Leistungen bringe, könnte ich dabei sein", so Palzer, der deshalb bis Ende März als Helfer sein letztes Hemd gab und sich speziell auf seinem Lieblingsterrain als wertvolle Stütze für seine Kapitäne wie Girosieger Jai Hindley oder Cian Uijtdebroeks präsentierte.

Bei Eschborn-Frankfurt stellte sich Anton Palzer (Bora – hansgrohe, Mi.) in den Dienst von Patrick Konrad (re.), der schließlich Zweiter des hessischen Klassikers wurde. | Foto: Cor Vos

"Speziell in Katalonien war ich immer der letzte Mann bei den beiden und das hat mir natürlich viel Selbstvertrauen gegeben. Denn wenn ich mich an meine ersten Rennen und speziell mein erstes Jahr zurückerinnere, dann ging das nun alles schon viel leichter und erträglicher", schilderte der frühere Skibergsteiger, der 2021 direkt aus der Wintersaison in sein erstes Profijahr bei Bora – hansgrohe einstieg. Bereits im Herbst des Jahres gab er bei der Vuelta a Espana sein Grand-Tour-Debüt.

Giro-Nominierung kam nicht aus dem Nichts

"Damals bin ich noch als Letzter in jeden Berg reingefahren, weil ich mich mit der Positionierung noch so schwergetan habe. Mittlerweile fahre ich ganz vorne rein. Die ersten 200 Renntage sind wie ein Schnalzer vorbeigegangen", blickte er zurück. Allein im Jahr 2023 kam er auf über 10.000 Rennkilometer im Sattel.

Plagten ihn nach seiner ersten Saison noch Zweifel, ob der Profiradsport überhaupt seine Domäne werden kann, so sind diese verflogen, obwohl Palzer weiß, dass der Lernprozess noch nicht abgeschlossen ist: "Auch das Team sieht es so, dass ich meine Arbeiten verrichten kann und die Giro-Nominierung kam ja nicht aus dem Nichts, sondern aufgrund meiner Leistungen."

Bei seinem Giro-Debüt überzeugte Palzer als wertvoller Helfer vor allem im Hochgebirge und kämpfte sich trotz gesundheitlicher Probleme bis nach Rom durch. | Foto: Cor Vos

In Italien sah man den Debütanten immer wieder Arbeit für Kapitän Lennard Kämna verrichten. Und obwohl er krank in die letzte Giro-Woche ging, biss er sich nach Rom durch. "Sowohl Patrick Konrad als auch mich hat es ziemlich erwischt vor dem letzten Ruhetag. Wir wollten unbedingt finishen und am Ende hat es auch geklappt. Die vielen Regentage haben aber enorm gezehrt", erinnerte sich Palzer und verwies auf schlechtes Wetter und niedrige Temperaturen, mit denen die Fahrer des 106. Giro zu kämpfen hatten.

Besonders emotional war für Palzer die Rückkehr an alte Erfolgsstätten wie die Drei Zinnen, die er als Skibergsteiger und als Bergläufer kannte, und wo er prestigeträchtige Wettbewerbe gewinnen konnte. Angefeuert von zahlreichen Fans aus seiner Heimat quälte er sich dort hinauf, genoss aber auch den Zuspruch der Zuschauer an der Strecke.

Starkes deutsches Trio in Tschechien und der Türkei

"Wir waren echt eine coole Truppe heuer beim Giro und die Stimmung war riesig", erklärte Palzer, der sich mit Konrad das Zimmer, aber auch die gesundheitlichen Probleme der finalen Woche teilte. Wie wettbewerbsfähig er mittlerweile im WorldTour-Feld ist, zeigte Palzer kurz vor dem Giro bei Eschborn-Frankfurt, wo er am Feldberg in den vordersten Gruppen zu finden war.

Mit Gesamtrang zehn bei der Türkei-Rundfahrt gelang Palzer ein überzeugendes Saisonfinale. | Foto: Cor Vos

Als sich sein Kapitän Konrad dann mit einer Gruppe gelöst hatte, war er aber taktisch gebunden. "Ich hätte noch zu den Ausreißern ranspringen können, aber wir hatten eben Patrick vorne und ich wollte keinen anderen Fahrer mehr mitnehmen zu den Ausreißern", erinnerte sich Palzer. Sein Teamkollege belegte schließlich vor der Alten Oper hinter Sören Kragh Andersen (Alpecin – Deceuninck) den zweiten Rang, für den Palzer das wohl beste Karriereergebnis opferte.

Mit seinem zehnten Gesamtrang am Saisonende bei der Türkei-Rundfahrt zeigte er noch einmal auf. Mit Palzer, Florian Lipowitz und Ben Zwiehoff, zwei Fahrern, die ebenfalls aus anderen Disziplinen zum Straßensport kamen, war Bora - hansgrohe gleich dreimal in den Top Ten des Schlussklassements vertreten.

Schon im August hatte das Trio eine starke Czech Tour absolviert und durch Lipowitz und Zwiehoff einen Doppelsieg gefeiert. Palzer landete da schon auf dem 12. Gesamtrang. "Lipo war der beste von uns, war früh im Führungstrikot und daher sind wir dann für ihn gefahren. Vielleicht wäre bei mir noch mehr gegangen, aber am Ende ist es ein Mannschaftssport", bilanzierte der Bora-Profi.

Mit neuem Trainer die die Saison 2024

Der Radsport bereitet Palzer immer mehr Freude, im Training zumindest legt er aber gerne noch Abstecher in andere Disziplinen ein: "Die Motivation ist noch so groß. Aber ich verbinde das Training immer gerne mit anderen Sportarten, gehe noch zweimal laufen in der Woche oder bin immer noch gerne am Berg. Für meine Grundbasis passt das und mir selbst tut das vom Kopf gut, auch mal etwas anderes zu machen."

In seiner dritten Profisaison zeigte sich Palzer vor allem am Berg oft an der Spitze des Feldes. | Foto: ASO

Seit seinem Debüt im April 2021 hat sich viel verändert. "Wenn ich zurückblicke, wie ich nun fahre, dann merkt man den Fortschritt und mein Ziel ist es nach wie vor ein Radrennen zu gewinnen", sagte Palzer. Für 2024 ist weiterer Start bei einer Grand Tour das Ziel: "Ich würde wahnsinnig gerne eine fahren, liebend gerne wieder den Giro, denn da sind mit dem Stilfersjoch und Livigno wieder mir sehr bekannte Etappenabschnitte dabei."

Auch wenn er sich gerne an seine elf Jahre als Skibergsteiger erinnert, so betonte Palzer, dass er im Profiradsport voll angekommen ist: "Den Status des Quereinsteigers habe ich abgelegt. Auch wenn ein zehnter Rang bei der Türkei-Rundfahrt für ein Team wie Bora – hansgrohe jetzt nicht die große Bedeutung ist, für mich schon."

Auch wenn er weiter das Bora-Trikot tragen wird, so wird es doch einen Wechsel im Winter geben: Sein langjähriger Trainer, der Tiroler Helmut Dollinger, hat das Team verlassen. "Ich bin dankbar für die Zusammenarbeit mit ihm, denn er hat mich schon als Skibergsteiger betreut und war einer der Initiatoren, dass ich es auf dem Rad versuche. Die Arbeit der letzten vier Jahre war supergut", lobte Palzer, der mit Hendrik Werner einen neuen Coach bekommt.

"Wir haben als Athleten ein Mitspracherecht. Mir war wichtig, dass ein Trainer meine Sprache spricht. Wir verstehen uns menschlich sehr gut und er hat mit absoluten Topleuten zusammengearbeitet. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit", so Palzer abschließend.

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