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30.03.2024 | (rsn) – Nach den beiden Podiumsplätzen durch Danny van Poppel (Classic Brugge-De Panne) und Jordi Meeus (Gent-Wevelgem) wäre ein Spitzenergebnis durch einen Bora-hansgrohe-Profi auch bei der Flandern-Rundfahrt eine dicke Überraschung. Darüber macht sich auch Heinrich Haussler keine Illusionen.
“Bei der Ronde sind wir Außenseiter, dennoch fahren wir auch da Vollgas und versuchen, als Team was zu machen. Ich will ganz großen Einsatz von jedem sehen und erwarte auch, dass die Jungs gut fahren, aber es ist halt ein sehr schweres Rennen. Wir glauben an uns, aber wir sind auch realistisch und wissen, dass wir nicht unbedingt zu den Top Ten gehören“, so der Sportliche Leiter gegenüber radsport-news.com zu den Aussichten für Bora – hansgrohe.
___STEADY_PAYWALL___Nach den überzeugenden Vorstellungen in den bisherigen flämischen Klassikern hält Haussler bei günstigen Umständen genau eine solche Top-Ten-Platzierung aber auch nicht für ausgeschlossen – zumal für den Ostersonntag Ostwind gemeldet ist. “Wenn es im Finale Gegenwind gibt, dann kann es sein, dass Gruppen wieder zusammenlaufen und es wird vielleicht um Platz sechs oder sieben gesprintet. So etwas erhoffen wir uns“, fügte der Freiburger an.
Auch wenn die Teambesprechung erst noch ansteht, machte Haussler aus der Taktik von Bora – hansgrohe kein großes Geheimnis. “Wir wollen unbedingt einen Mann in der Spitzengruppe haben, damit wir uns als Außenseiter einen kleinen Vorteil verschaffen, ehe es richtig los geht“, erklärte. Dieses Ziel werden aber auch zahlreiche weitere Teams ohne Favoriten im Aufgebot anstreben - “und das wird alles noch viel, viel schwieriger machen. Wenn uns das nicht gelingt, dann werden wir versuchen, Nico (Denz), Marco (Haller) und Jordi (Meeus) so lange wie möglich zu unterstützen und dann für denjenigen arbeiten, der die besten Beine hat“, nannte Haussler auch den Plan B von Bora – hansgrohe.
Jordi Meeus (Bora – hansgrohe) bezwang bei Gent Wevelgem im Sprint um Platz drei Mailand-Sanremo-Gewinner Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck). | Foto: Cor Vos
Da die Raublinger ohne erklärten Kapitän antreten, werden alle sieben Starter ihre Freiheiten erhalten. Neben Denz, Haller, Meeus, Filip Maciejuk und Ryan Mullen dürfen sich deshalb auch die deutschen Ronde-Debütanten Luis-Joe Lührs und Emil Herzog, mit 19 Jahren sogar der jüngste aller Starter, Chancen auf die Gruppe des Tages ausrechnen.
“Von Luis und Emil erwarte ich, dass sie gut für das Team fahren, aber sie erhalten auch ihre Chance. Und wenn sie es schaffen, in die Spitzengruppe zu kommen, dann kriegen sie Freie Fahrt – und wenn nicht, dann werden sie sich für unsere Kapitäne einsetzen müssen“, kündigte Haussler an.
Allerdings gehe es für den 21-jährigen Lührs in seiner zweiten Profisaison und für Neoprofi Herzog vor allem darum, bei einem der größten Eintagesrennen der Welt wichtige Erfahrungen zu sammeln. “Die Ronde ist für mich neben Paris-Roubaix der härteste Klassiker. Wenn sie den zu Ende fahren können, dann haben sie gute Arbeit geleistet“, betonte Haussler.
Neoprofi Emil Herzog (Bora – hansgrohe, hier beim Omloop Het Nieuwsblad) wird sein Debüt bei der Flandern-Rundfahrt geben. | Foto: Cor Vos
Die Vorgabe, dass alle Fahrer des Bora-Ausgebots ihre Chancen nutzen können, wertete der 40-Jährige auch als eine Belohnung für die bisher gezeigten Leistungen. “Die Jungs haben in den letzten Rennen sehr gut und hart für das Team gearbeitet und deswegen sollen sie auch ihre Freiheiten bekommen und nicht unbedingt die ganze Zeit nur ackern, ackern, ackern“, betonte Haussler, der seinen Fahrern auch die Entscheidung überlassen möchte, ob sie “in die Gruppe gehen oder so lange wie möglich mithalten und auch vielleicht sogar die Moves mitmachen, wenn kleinere Gruppen gehen.“
Für den Sieg kommt seiner Meinung nach allerdings nur ein Mann in Frage: Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), der seinen dritten Ronde-Sieg anpeilt. “Er wird am Sonntag gewinnen, jeder weiß das, zumal ja auch einige Favoriten nach Stürzen nicht dabei sein werden. Ich sehe keinen, der ihm auch nur ansatzweise gefährlich werden könnte – sofern er nicht stürzt oder im ungünstigsten Moment Platten hat“, sagte Haussler, der selber auf 14 Starts bei der Flandern-Rundfahrt zurückblicken kann.
Unvergessen ist dabei sein Auftritt bei der Ausgabe von 2009. In seinem wohl besten Jahr als Profi wurde er bei der damals 93. Ronde van Vlaanderen hinter dem Belgier Stijn Devolder Zweiter, nachdem er sich bereits zuvor bei Mailand – Sanremo, dem ersten Monument der Saison, in einem dramatischen Sprint nur hauchdünn Mark Cavendish hatte geschlagen geben müssen. Eine Woche nach seinem zweiten Rang in Meerbeke, wo die Flandern-Rundfahrt endete, ließ er in Roubaix bei der “Königin der Klassiker“ dann noch einen siebten Platz folgen.
Im Jahr 2009 wurde Haussler – damals im Trikot des Cervelo Test Teams – Zweiter der Flandern-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos
“Für mich waren die beiden Wochen Flandern-Roubaix wichtiger als Geburtstag und Weihnachten zusammen. Ich habe für diese Rennen gelebt und gebrannt und jetzt als Sportlicher Leiter ist es immer noch so“, sagte Haussler vor seinem Ronde-Debüt im Begleitfahrzeug. Diese Liebe zu den flämischen Klassikern will er auch seinen Fahrern vermitteln. “Ich rede ständig mit den Jungs, auf dem Rad, im Bus, bei der Massage, vor dem Essen, nach dem Essen. Wir reden über die Taktik, die anderen Teams, das Material und das Wetter, das hier immer entscheidend ist“, sagte er.
Von seiner Erfahrung aus 20 Profijahren soll am Sonntag schließlich auch die junge Bora-Klassikerfraktion profitieren. “Ich bin damals sogar im Winter hierhergekommen, um Material zu testen und jetzt möchte ich so viele Infos wie möglich weitergeben“, sagte Haussler, um abschließend jedoch zu betonen: “Umsetzen müssen es die Jungs dann selber.“
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