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23.06.2024 | (rsn) – Marco Brenner (Tudor) hat bei den Deutschen Meisterschaften die Siegesserie von Bora – hansgrohe beendet und sich erstmals in seiner Karriere den Titel im Straßenrennen der Männer gesichert. Der 21-jährige setzte sich über schwere 201 Kilometer von Donaueschingen nach Bad Dürrheim als Solist mit 55 Sekunden Vorsprung auf Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) durch und feierte den bisher größten Erfolg seiner Karriere.
Das Duo gehörte zu einer ursprünglich fünfköpfigen Ausreißergruppe, die sich bereits nach 20 Kilometern aus dem Feld gelöst hatte. 35 Kilometer vor dem Ziel setzten sich Brenner und Lipowitz von ihren Begleitern ab, ehe der Tudor-Profi sieben Kilometer vor dem Ziel im letzten Anstieg des Tages seinen letzten verbliebenen Konkurrenten abschüttelte und als Solist das Ziel erreichte.
Mit 2:34 Minuten Rückstand entschied Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) den Sprint um Bronze vor Ben Zwiehoff (Bora – hansgrohe) vor sich. U23-Zeitfahrmeister Tim Torn Teutenberg (Lidl – Trek / +3:06), der im Finale Defektpech hatte, wurde Fünfter.
“Ich habe heute alles versucht und bin früh in die Gruppe gegangen. Ich dachte, das wäre eine gute Chance, weil zwei Bora-Fahrer dabei waren und dann hinten nicht so nachgeführt werden könnte“, kommentierte Brenner im Ziel gegenüber dem SWR seinen zweiten Profisieg und den nach zwei nationalen Titeln in der Juniorenklasse bisher größten Erfolg seiner Karriere.
“Wir sind gut zusammengefahren und dann begann das Geplänkel. Dann habe ich es versucht, wurde wieder eingeholt, aber ich wusste, dass ich bergauf der Stärkste bin. Schließlich habe ich alles auf den letzten Anstieg ankommen lassen und es hat geklappt“, schilderte der Augsburger die entscheidende Szene. “Ich kann das Gefühl noch gar nicht beschreiben, es ist etwas ganz besonderes, das nächste Jahr im Meistertrikot zu fahren.“
“Klar bin ich enttäuscht“, sagte der zweitplatzierte Lipowitz im Ziel gegenüber Radsport-News. “Das Hauptziel von unserem Team war, mit einem Titel wegzugehen. Letzte Woche war ich erkältet, deshalb bin ich ohne Erwartungen hierhergekommen. Zweiter ist okay, aber ich glaube wir haben uns als Team mehr erwartet“, gestand der 23-jährige Laichinger ein.
Mit Jonas Koch (6. / +4:57), dem Vorjahreszweiten Nico Denz (9. / +6:44) und dem –dritten Maximilian Schachmann (10. / +6:44) landeten drei weitere Bora-Profis in den Top Ten, zu denen noch Brenners Teamkollege Marius Maryhofer (7. / +4:57) und Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost / 8. / +4:57) gehörten. Trotz der mannschaftlichen Stärke blieben die Raublinger erstmals seit 2020 den Titel.
"Wir wollten jemanden in der Gruppe haben. Lipo war heute auch Kapitän für das Finale. Deswegen haben wir die Situation als gut erachtet. Wir waren 35 Kilometer im Rennen und hatten zwei Leute vorn. Einer davon als Kapitän – da fährt man nicht hinterher“, sagte Schachmann im Ziel zu RSN zur Taktik seines Teams, das bereits im Zeitfahren, in dem der gebürtige Berliner Zweiter geworden war, den Sieg verpasst hatte.
Neun Runden, insgesamt 201 Kilometer und rund 2600 Höhenmeter standen im Straßenrennen der Männer an – an gleicher Stelle wie im Vorjahr, diesmal aber war der Kurs etwas entschärft. 179 Fahrer standen auf der Startliste, die Nummer 1 blieb vakant – Titelverteidiger Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) musste wegen seiner Verletzung passen. Letztlich machten sich 151 Fahrer auf den Weg.
Die ersten 20 Kilometer waren von zahlreichen Attacken und hohem Tempo geprägt. Auch die World-Tour-Mannschaften zeigten sich früh sehr aktiv. Dann setzte sich eine recht hochkarätige Spitzengruppe ab - ohne Topfavoriten allerdings: Das Bora-Duo Lipowitz und Zwiehoff, Marco Brenner, Heiduk, Teutenberg sowie Niklas Märkl (dsm - firmenich Post NL), der allerdings bald darauf zurückfiel.
Das Quintett fuhr sich schnell einen Vorsprung von rund zwei Minuten heraus. Im Hauptfeld kehrte allerdings keine Ruhe ein, am Abstand zur Spitzengruppe änderten die Attacken jedoch nichts. Im Gegenteil, er stieg sogar leicht an. 125 Kilometer vor dem Ziel attackierte erstmals Nils Politt (UAE Team Emirates) und sprengte damit zwar das Feld, aber auch der Deutsche Zeitfahrmeister kam nicht näher an die Ausreißer heran. Bora – hansgrohe konterte alle Attacken mit vielen Fahrern, die Favoriten belauerten sich meist.
Diese Situation war günstig für die Spitzengruppe, die nur an einem Anstieg 55 Kilometer vor dem Ziel kurz auseinanderfiel. Der Vorsprung betrug da schon mehr als vier Minuten, was bedeutete, dass der neue Deutsche Meister wohl aus dieser Gruppe kommen würde.
Das Streckenprofil des Straßenrennens der Männer bei den Deutschen Meisterschaftschaften | Foto: Rad-DM 2024
Es zeigte sich auch, dass Brenner der stärkste Fahrer im Quintett war, auch wenn sein erster Angriff wieder neutralisiert wurde. Nun belauerten sich die Ausreißer und attackierten sich gegenseitig. Lipowitz ging schließlich 37 Kilometer vor dem Ziel just in dem Moment, als Teutenberg durch einen Platten gestoppt wurde. Mit kurzer Verzögerung konnte Brenner folgen.
Das Duo fuhr schnell einen Vorsprung heraus, ehe die Entscheidung im letzten Anstieg nach Aasen bereits sieben Kilometer vor dem Ziel fiel. Brenners entschlossener Attacke hatte der Bora-Profi nichts entgegenzusetzen, der letzte Abschnitt ins Ziel wurde zur Triumphfahrt für den zweimaligen Deutschen Juniorenmeister, der am Ende mit 55 Sekunden vor Lipowitz gewann.
Den Sprint um Bronze entschied Heiduk vor Zwiehoff für sich, Teutenberg wurde Fünfter, nachdem er die Lücke nach dem Schlussanstieg nicht mehr zufahren konnte. Die Favoriten waren geschlagen: Denz wurde Neunter, Schachmann Zehnter. Politt belegte mit zehn Minuten Rückstand Rang 37.
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