RSN-Rangliste 2010 - Platz 22: Oscar Freire (Rabobank)

Auf der Jagd nach Zabels Marke

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Auf der Jagd nach Zabels Marke"
Oscar Freire (Rabobank) auf dem Podium von Mailand-San Remo Foto: ROTH

18.12.2010  |  (rsn) – Auf Oscar Freire war 2010 mal wieder Verlass. Der Rabobank-Profi konnte mit Mailand-San Remo und Paris-Tours gleich zwei große Eintagesrennen für sich entscheiden. Insgesamt stand Freire in der abgelaufenen Saison sieben Mal ganz oben auf dem Podium.

„Das ist keine schlechte Bilanz für einen 34-Jährigen. Ich denke, es gibt nicht viele Profis, die in der abgelaufenen Saison eine ähnliche Statistik vorweisen können“, fasste der Routinier gegenüber der Marca seine Saison zusammen.

Gleich zu Jahresbeginn zeigte Freire eindrucksvoll, dass er noch immer zu den schnellsten Männern im Feld gehört. Nach Platz drei bei der Trofeo Mallorca (Kat. 1.1) gelangen dem Rabobank-Kapitän gleich drei Siege binnen 15 Tagen. Nachdem er ebenfalls auf Mallorca die Trofeo Cala Millor (Kat. 1.1) gewonnen hatte, entschied Freire auch noch zwei Etappen der Andalusien-Rundfahrt (Kat. 2.1) für sich.

Trotz eines eher unauffälligen Auftritts beim Tirreno-Adriatico gehörte der Spanier zum Favoritenkreis für Mailand-San Remo. Beim knapp 300 Kilometer langen Frühjahrsklassiker zeigte Freire seine ganze Klasse und holte sich im Sprint seinen bereits dritten Sieg bei der Classicissima.

Geht es nach dem erfahrenen Sprinter, dann war dies nicht der letzte Sieg bei einem seiner Lieblingsrennen. Im kommenden Jahr will er zu Erik Zabel aufschließen, der in seiner Karriere vier San Remo-Siege bejubeln konnte. „Ich war immer vorne mit dabei, um zu verhindern, dass Zabel gewinnt“, erinnerte sich Freire bei der Pressekonferenz an die Duelle mit seinem einstigen Widersacher und kündigte an: „Natürlich will ich auch ein viertes Mal gewinnen.“

Sein erfolgreiches Frühjahr setzte Freire mit zwei Etappensiegen bei der Baskenland-Rundfahrt fort. Zudem trug er bei dem ProTour-Rennen drei Tage lang das Führungstrikot. Nach ordentlichen Vorstellungen in zwei Ardennenklassikern - Platz 14 beim Anstel Gold Race - visierte Freire auch einen Start beim Giro d`Italia an. Wegen Atemwegsprobleme musste er sein Debüt bei der ersten der drei großen Rundfahrten dann aber absagen.

Nach einer vierwöchigen Wettkampfpause kehrte Freire zurück, brauchte allerdings lange, um in die Erfolgsspur zurückzufinden. Vor der Tour de France gelang ihm nur ein zweiter Platz auf der 7. Etappe der Tour de Suisse. Bei der Frankreich-Rundfahrt selber lief auch nchts zusammen. Gerade einmal zwei fünfte Plätze sprangen in den Sprints heraus.

Nach einer weiteren einmonatigen Rennpause - Freire musste sich die Polypen entfernen lassen -, begann der dreimalige Straßenweltmeister seine WM-Vorbereitung mit der Vuelta-Teilnahme. Aber auch in der Heimat sprang nichts Zählbares heraus - ein sechster Platz auf der 12. Etappe war die spärliche Ausbeute

Und auch im WM-Straßenrennen von Geelong lief es für den spanischen Kapitän  nicht wie gewünscht - Rang sechs war ganz gewiss nicht das, was sich Freire vorgestellt hatte. „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht“, gestand er  cyclingnews.com. „Für mich gab es definitiv die Möglichkeit, das Rennen zu gewinnen.“

Ein spätes Erfolgserlebnis holte sich Freire dann doch noch - und zwar in Frankreich. Mit seinem Sieg beim Sprinterklassiker Paris-Tours konnte er zum Saisonabschluss seine Durstrecke von knapp sechs Monaten ohne Sieg beenden. "Ich wusste immer, dass ich dieses Rennen gewinnen kann. In diesem Jahr hat es endlich geklappt“, kommentierte Freire gegenüber der Marca seinen ersten Erfolg bei Paris-Tours.

Freires neunte Saison im Rabobank-Dress könnte auch sein letztes als Profi sein. Bereits im vergangenen Jahr hatte er zunächst sein Karriereende nach der Saison 2010 angekündigt, sich dann aber entschlossen, auch 2011 noch an den Start zu gehen. Zu Freires großen Zielen im kommenden Jahr zählen natürlich wieder Mailand-San Remo, die Straßen-WM (in Kopenhagen) sowie die Tour de France. Spannend wird vor allem die Frage sein, ob einer der besten Sprinter des vergangenen Jahrzehnts seine nachlassende Spritzigkeit mit seiner enormen Erfahrung und seiner Finesse wird wettmachen können?

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