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04.05.2012 | (rsn) - Die 95. Italien-Rundfahrt, die am Samstag mit einem kurzzen Einzelzeitfahren in Herning in Dänemark beginnt, wird wohl ganz im Zeichen der Gastgeber stehen - zumindest was die Gesamtwertung betrifft. Radsport News stellt die Favoriten auf das Maglia Rosa vor und analysiert ihre Stärken und Schwächen. Fünf Sterne erhält diesmal nur ein Fahrer.
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Michele Scarponi (Lampre-ISD, 32 Jahre): Nach der Disqualifikation von Alberto Contador wurde der letztjährige Zweite erst vor einigen Tagen zum Giro-Sieger 2011 gekürt. In diesem Jahr will Scarponi auf direkten Weg seinen zweiten Gesamtsieg einfahren. Der Lampre-Kapitän war in diesem Frühjahr deutlich unauffälliger als in den vergangenen Jahren – so konnte Scarponi noch keinen Saisonsieg einfahren. Doch genau das scheint eingeplant zu sein, denn im vergangenen Jahr war der Kletterspezialist einen Tick zu früh in Topform. Zuletzt zeigte die Formkurve allerdings nach oben, was Platz acht bei Lüttich-Bastogne-Lüttich bewies. Scarponi kommt die erneut mit zahlreichen Bergetappen, aber wenigen Zeitfahrkilometern ausgestattete 95. Auflage seiner Heimatrundfahrt durchaus entgegen. Zudem kann er auf eine starke Helferriege um den ehemaligen Giro-Sieger Damiano Cunego, den Polen Przemyslaw Niemiec und seinen Landsmann Diego Ulissi bauen. Das Vertrauen der Teamleitung in Scarponi scheint groß zu sein, denn Lampre-ISD verzichtet auf Sprinter Alessandro Petacchi, der trotz seiner 38 Jahre noch immer für Etappensiege gut wäre. Stattdessen wurden nur Fahrer nominiert, die sich ganz der Mission Gesamtsieg verpflichtet fühlen.
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Ivan Basso (Liquigas-Cannondale, 34 Jahre): Lange Zeit stand hinter dem Start des zweifachen Giro-Siegers ein dickes Fragezeichen. Die Vorbereitung verlief überhaupt nicht nach Wunsch, Basso stürzte mehrmals und musste bei Paris-Nizza und der Katalonien-Rundfahrt aussteigen. Die Tour de Romandie stand der Routinier zumindest durch, wenn auch ohne Spitzenergebnisse. Platz 33 im Gesamtklassement der Giro-Generalprobe war Basso dann aber gut genug, um das Unternehmen Giro-Sieg doch anzugehen. Auch wenn der Liquigas-Kapitän - ebenso wie Scarponi - noch auf den ersten Saisonsieg wartet, sollte man ihn nicht unterschätzen. Die zahlreichen Bergetappen kommen Basso entgegen, auch die immense Erfahrung spricht für ihn. Außerdem gilt der Liquigas-Kapitän als ausgesprochen konstanter Fahrer, der höchstens mal in Zeitfahren Schwäche zeigt. Ganz wichtig: Mit dem gleichaltrigen Polen Sylvester Szmyd hat Basso einen erstklassigen Edelhelfer fürs Hochgebirge an seiner Seite.
Damiano Cunego (Lampre-ISD, 30 Jahre): Die Kapitänsrolle bei Lampre nimmt Titelverteidiger Scarponi ein. Doch mit dem "kleinen Prinzen" hat der italienische Rennstall noch ein zweites heißes Eisen im Feuer. Cunego zeigte beim Giro del Trentino, den er mit Etappensieg auf Platz zwei beendete, dass er rechtzeitig in Topform gekommen ist. Selbst ein zweiter Giro-Sieg nach 2004 scheint im Bereich des Möglichen zu liegen. Allerdings ist der mittlerweile 30 Jahre alte Italiener in der Vergangenenheit häufiger als Etappenjäger denn als Klassementfahrer in Erscheinung getreten. Bei der Tour de France 2011 sorgte er allerdings als Sechster des Gesamtklassements nach langer Zeit wieder für ein Spitzenergebnis in einer dreiwöchigen Rundfahrt. Allerdings muss man bei Cunego auch immer mal einen schwarzen Tag in Rechnung stellen.
Fränk Schleck (RadioShack-Nissan, 32 Jahre): Ursprünglich gar nicht für den Giro d`Italia vorgesehen, geht der Luxmeburger dennoch als Mitfavorit ins Rennen. Für den Tour-Dritten von 2011 kam es nach eigener Aussage überraschend, für den ursprünglich als Kapitän eingeplanten Jakob Fuglsang einspringen zu müssen, nachdem der Däne wegen einer Verletzung absagen musste. Nach den Ardennen-Klassikern hatte Schleck kaum trainiert, bis der Anruf von Teamchef Johan Bruyneel kam. So will der Luxemburgische Meister die ersten Giro-Etappen in Dänemark nutzen müssen, um sich in Form zu fahren. Für seine erste Giro-Teilnahme seit 2005 will sich Schleck auch aufgrund seiner auf die Tour ausgerichteten Vorbereitung nicht all zu hohe Ziele stecken. Sollte der 32-Jährige schnell wieder in Schwung und die nötige Motivation finden, so ist ihm auch aufgrund der für die Kletterspezialisten ausgelegte Strecke eine Spitzenplatzierung zuzutrauen. Zudem weiß Schleck mit dem Schweizer Oliver Zaugg, dem Österreicher Thomas Rohregger und den beiden Belgiern Jan Bakelants und Ben Hermans eine kletterstarke Helferriege an seiner Seite.
Domenico Pozzovivo (Colnago- CSF Inox, 29 Jahre): Scarponi, Basso und Cunego haben schon große Rundfahrten gewonnen, Fränk Schleck stand zumindest schon auf dem Podium. Solche Erfolge hat Domenico Pozzovivo nicht vorzuweisen. Allerdings zeigt sich der kleine Italiener derzeit in Topform. Beim Giro del Trentino Ende April dominierte Pozzovivo in den Bergen fast nach Belieben und holte sich mit seinem Etappen- und Gesamtsieg das nötige Selbstvertrauen, um es bei der Italien-Rundfahrt auch mit den Schwergewichten aufnehmen zu können. Den Giro fuhr der 29-Jährige letztmals 2008 zu Ende, damals wurde er immerhin Neunter. Im Hochgebirge ist der Colnago-Kapitän unter den Favoriten der wohl leichtfüßigste Fahrer, allerdings bleibt ein kleines Fragezeichen hinter seiner Konstanz über drei Wochen hin. Auch werden Pozzovivos Teamkollegen im Hochgebirge sowie im Mannschaftszeitfahren ihm wohl keine große Hilfe sein. Außerdem muss man abwarten, ob der Kletterer nicht doch etwas zu früh in Form gekommen ist, da die entscheidenden Etappen erst ind er letzten Woche anstehen.
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José Rujano (Androni-Giocattoli, 30 Jahre): Wie viele Höhen und Tiefen hat der Venezolaner in den letzten Jahren nicht schon erlebt! 2003 war Rujano bereits enmal Dritter beim Giro, versank daraufhin aber lange Zeit in der Versenkung, eher er im vergangenen Jahr mit Rang sechs und Etappensieg bei der Italien-Rundfahrt wieder groß auftrumpfte. An diese Erfolge will der Kletterspezialist anknüpfen und seine Platzierung im Gesamtklassement wenn möglich noch verbessern. Die Form stimmt beim mittlerweile 30-jährigen Kletterspazialisten, wie er mitt Rang fünf beim Giro del Trentino bewies, seinem letzten Vorbereitungsrennen auf die Italien-Rundfahrt. Die bergige Streckenführung und eine kletterstarke Mannschaft an seiner Seite versprechen einen erfolgreichen Giro. Doch Rujano ist und bleibt ein Rätsel. Von einer desolaten Vorsprung bis hin zu einer Top Fünf Platzierung ist ihm so ziemlich alles zuzutrauen.
Rigoberto Uran (Sky, 25 Jahre): Das britische Team verfügt über zahlreiche Rundfahrer von Weltklasseniveau. Da die beiden Briten Bradley Wiggins und Chris Froome sowie die Australier Michael Rogers und Richie Porte sich aber auf die Tour de France konzentrieren, nimmt Rigoberto Uran beim Giro d`Italia die Kapitänsrolle ein. Der Kolumbianer begann die Saison mit Platz zwölf bei Paris-Nizza sowie einem Etappensieg und Rang fünf in der Gesamtwertung der Katalonien-Rundfahrt recht erfolgreich. Doch seitdem wartet der 25-Jährige auf ein Erfolgserlebnis. Das will sich Uran nun beim Giro d`Italia holen. Er zählt zwar nicht zu den Topfavoriten, aufgrund seiner enormen Kletterfähigkeiten gerade in den extrem steilen Rampen muss man den Kolumbianer dennoch auf dem Zettel haben. Bei seiner ersten Giro-Teilnahme vor zwei Jahren sprang Rang 32 heraus. Bisher bestes Ergebnis bei einer GrandTour ist Platz 23, das er im Vorjahr als Sky-Kapitän bei der Tour de France herausfuhr, nachdem Wiggins in Folge eines Sturzes hatte aufgeben müssen. Beim Giro kann Uran nun beweisen, dass er auch mental dazu bereit ist, bei einer großen Rundfahrt ganz weit vorne mitzufahren.
Joaquim Rodriguez (Katusha, 32 Jahre): Was ihm bisher bei noch keiner großen Landesrundfahrt gelungen ist, versucht der Spanier beim Giro d`Italia zu realisieren: Rodriguez will nach drei Wochen in Mailand auf dem Podium stehen, nachdem er den Giro 2011 sowie die Vuelta 2010 jeweils auf Rang vier abgeschlossen hatte. Die Form des Katalanen, der im Verlauf der Italien-Rundfahrt seinen 33. Geburtstag feiert, scheint zu passen. In diesem Frühjahr zeigte er sich mit Etappensiegen beim Tirreno-Adriatico und der Baskenland-Rundfahrt sowie seinem Triumph beim Flèche Wallonne in blendender Verfassung. Doch beim Giro kommt es nicht auf die Leistung an einem Tag an, und das bereitet Rodriguez häufiger Probleme. In der Vergangenheit fehlte es im Hochgebirge immer mal wieder an der Konstanz. Sollte Rodriguez diese Leistungsschwankungen abstellen können, ist er ein Anwärter auf das Podium. Bei den Etappen mit kürzeren, aber sehr steilen Anstiegen kann der explosive Katusha-Kapitän seine Stärken voll ausspielen. Rodriguez' Zeitfahrschwäche wird bei den wenigen Kilometern im Kampf gegen die Uhr diesmal kaum den Ausschlag gegen ihn geben.
Roman Kreuziger (Astana, 25 Jahre): Nach der Absage von Alexander Winokurow geht der Tscheche als alleiniger Astana-Kapitän ins Rennen. Platz drei beim Tirreno-Adriatico, Platz sechs beim Giro del Trentino und der Tour de Romandie: Kreuziger präsentierte sich in diesem Frühjahr sehr konstant, aber auch nicht als Siegfahrer. Daran wird sich wohl auch in den kommenden drei Wochen nichts ändern. Im Vorjahr zeigte Kreuziger mit Platz fünf beim Giro eien formidable Vorstellung, bei der Tour de France 2010 landete er auf Rang acht. Bei der 95. Austragung des Giro muss sich Kreuziger, der am Sonntag 26 Jahre alt wird, vor allem im Hochgebirge steigern, um in Mailand zumindest in der Nähe des Podiums zu landen. Unter den Favoriten ist er der beste Zeitfahrer, was sich beim abschließenden Kampf gegen die Uhr als Trumpf herausstellen könnte. Um den aber ausspielen zu können, darf sich Kreuziger in den zahlreichen Kletterpartien nicht abhängen lassen. Der jüngste aller Klassementfahrer kann auf Routinier Paolo Tiralongo bauen. Der Italiener gewann im vergangenen Jahr eine Giro-Etappe und gilt als bergfester Fahrer.
John Gadret (Ag2R, 33 Jahre): Im Vorjahr war der Franzose die Überraschung des Giro d`Italia. In den Bergen zeigte sich der Ag2r-Kapitän bärenstark, gewann eine Etappe und schloss die Rundfahrt nach der Disqualifikation von Alberto Contador schließlich noch auf Platz drei ab. Das berglastige Profil der 95. Giro-Austragung wird den ehemaligen Mountainbiker wieder freuen. Allerdings konnte Gadret in diesem Frühjahr noch keinen Formnachweis erbringen. Bestes Ergebnis war Rang 19 beim Giro del Trentino Ende April. Aber das war im vergangenen Jahr nicht anders. Auch damals deutete vor der Italien-Rundfahrt nichts darauf hin, dass der 33-Jährige schließlich zu den Besten zählen würde.
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Marco Pinotti (BMC), Christian Vande Velde, Ryder Hesjedal (beide Garmin-Barracuda), Sylvester Szmyd (Liquigas-Cannondale)
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Dario Cataldo (Omega Pharma-QuickStep), Thomas De Gendt (Vacansoleil-DCM), Francis De Greef (Lotto Belisol), Sandy Casar (FDJ-BigMat), Mikel Nieve (Euskaltel), Daniel Moreno (Katusha), Hubert Dupont (Ag2r), Ben Hermans, Oliver Zaugg (beide RadioShack-Nissan), Marzio Bruseghin (Movistar)
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