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21.12.2014 | (rsn) – Nach nur knapp fünf Jahren auf dem Rad beendet Esther Fennel ihre Karriere. Die Bundesliga-Gesamtsiegerin von 2012 und 2013 wird in der kommenden Saison nicht mehr dem Peloton angehören. In ihrem Abschiedsjahr hat die 32-Jährige aber noch einmal allen gezeigt, wie schade es ist, dass ihr Talent nicht früher entdeckt wurde.
„Ihr erstes Rennen war die Deutsche Meisterschaft 2010 in Sangerhausen, wo sie aber frühzeitig die Segel strich und danach gar nicht mehr fürs Team fahren wollte“, erinnert sich Fennels Teamchef Ralf Stambula auf der Website der Koga Ladies an die ersten Gehversuche der damals bereits 28-Jährigen. „Ich musste sie massiv überreden, weiter zu machen.“
Gut vier Jahre später ist ihm das nicht mehr gelungen. „Ich hatte eine tolle Zeit im Koga-Team, aber meine Motivation war schon einige Zeit im Keller. Und wenn die nicht passt, hat man auf Top-Niveau nix zu suchen“, erklärte Fennel selbst ihren Rücktritt gegenüber radsport-news.com.
Die gelernte Goldschmiedin kehrte in der Saison 2014 in ihren Beruf zurück und arbeitete zusätzlich zum Radsport zwei Tage die Woche bei einer Schmiede in Prien am Chiemsee. Die Doppelbelastung machte es schwer, den Sport noch professionell zu betreiben. „Man merkt, ob man Montag und Dienstag regenerieren kann oder arbeitet. Ich bin aber mit Leib und Seele Goldschmied und kann es nicht sein lassen.“
Der Beruf dürfte für Fennel nicht nur deshalb in Zukunft vorgehen, weil sie ihn liebt. Die Wahl-Österreicherin - Fennel wohnt in Adnet etwas südlich von Salzburg – muss sich schlicht und einfach auch um ihren Lebensunterhalt kümmern, da sie nicht dem Fördersystem der Sport-Soldaten angehört und auch nicht bei der Bundespolizei angestellt ist, um sich für den Sport im Dienste des Landes freistellen zu lassen.
Mit ihren Leistungen hätte sich Fennel in den letzten beiden Jahren durchaus auch für einen Platz bei einem UCI-Team empfohlen. 2014 absolvierte die starke Zeitfahrerin fünf Einzelzeitfahren auf internationalem Niveau und platzierte sich nie schlechter als auf Platz sechs. „Die Bundesliga-Gesamtwertung war ein wichtiges Ziel, aber persönlich weiß ich Erfolge bei UCI-Rennen schon zu schätzen. Beim Einzelzeitfahren in Auenstein habe ich mich richtig gefreut“, erinnert sie sich an die neue deutsche UCI-Veranstaltung Anfang Juni, wo sie im Auftaktzeitfahren hinter der kommenden Weltmeisterin Lisa Brennauer Zweite wurde.
Hinzu kamen als Top-Resultate unter anderem ein vierter Platz im Zeitfahren der Thüringen-Rundfahrt, und Platz drei bei der Deutschen Bergmeisterschaft hinter Brennauer und Claudia Lichtenberg. „Ein Highlight“, wie Fennel sagt, die sich auf deutschem Terrain schnell nach oben arbeitete und eine tolle Bundesliga-Karriere hinlegte, nie aber bei einem internationalen Team einen Platz bekam.
Doch selbst wenn es mit dem Vertrag bei einem solchen geklappt hätte, eine Fortsetzung der Karriere wäre 2015 wohl trotzdem nicht in Frage gekommen. „Ehrlich gesagt habe ich schon danach geschaut, wusste aber auch, unter welchen Konditionen viele Frauen fahren. Ein Gehalt von 200 Euro reicht mir da einfach nicht für den Aufwand“, so Fennel.
Deshalb schließt sich das Kapitel „Rennkarriere“ für die Frau, die ausgerechnet am Silvesterabend ihren Geburtstag feiert, leider auch etwas unvollendet. Denn auf dem Zeitfahrrad, das hat Fennel oft genug angedeutet, wäre sicher noch mehr drin gewesen. „Ich glaube, dass noch Potential da ist. An meiner Zeitfahrposition habe ich noch nie professionell etwas verändert“, erklärt sie. „Die Form kommt aber über die Straßenrennen. Und da habe ich einfach nicht den Mut mich durchzusetzen, weil immer Sturzgedanken mitspielen.“
Sturzgedanken, die nicht von ungefähr kommen. 2013 startete Fennel in vier internationale Rundfahrten. Lediglich eine davon überstand sie unbeschadet. Und auch beim ersten großen Einsatz 2014 schien sich die Serie fortzusetzen, als sie bei der Energiewacht Tour aufgeben musste. „Der Sturz in Holland war eigentlich harmlos. Ich habe mir allerdings so das Knie angeschlagen, dass ich drei Wochen nicht trainieren konnte“, so Fennel. Trotzdem folgte ein weiteres tolles Jahr, das mit einem Sieg in ihrem letzten Bundesliga-Rennen in Albstadt endete.
„So die Karriere beenden zu können, war sehr schön“, blickt sie nun zurück und verschmerzt auch, dass es trotzdem nicht zum dritten Bundesliga-Gesamtsieg in Folge sondern diesmal nur zu Gesamtrang zwei reichte. „Es war schon eine Enttäuschung. Aber ich muss auch Reta Trotman gratulieren und anerkennen, dass sie einfach einen Tick stärker gewesen ist.“
In Zukunft wird man Fennel, die sich neben ihrer Anstellung in Prien zuhause in Österreich auch selbständig gemacht hat und Schmuck auf Kundenwunsch herstellt, also weniger auf dem Rad sehen. Dem Ausdauersport hat sie aber noch lange nicht abgeschworen. Fennel sattelt um: „Ich habe auf Ski gewechselt und gehe Skitourenrennen im La Sportiva Mountain Attack Team. Das Rennrad ist im Winterschlaf.“
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