17. Tour Down Under

Das Feld verzockt sich, cooler Bobridge hat die Nase vorn

Foto zu dem Text "Das Feld verzockt sich, cooler Bobridge hat die Nase vorn"
Jack Bobridge (UniSa Australia) gewinnt die 1. Etappe der Tour Down Under | Foto: Cor Vos

20.01.2015  |  (rsn) – Ob man beim niederländischen Team LottoNL-Jumbo die Entscheidung bereits bereut, Jack Bobridge zum Saisonende keine Vertragsverlängerung mehr angeboten zu haben? Der Australier musste am Saisonende 2014 den Rennstall nach zwei Jahren ohne nennenswerte Erfolge verlassen und kehrte in seine Heimat zurück, wo er nun für das kleine Team Budget Forklifts fährt.

Nur mit einer Continental-Lizenz ausgestattet, darf die Mannschaft zwar nicht bei der Tour Down Under starten – doch Bobdrige erhielt einen Platz im Aufgebot des australischen Nationalteams UniSA-Australia und bestätigte gleich auf der 1. Etappe auf glänzende Weise seine Nominierung. Nach 132,6 welligen Kilometern von Tanunda nach Campbelltown gelang dem 25-Jährigen ein imponierender Solosieg aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus, der sich Bobridge quasi auf den letzten Drücker noch hatte anschließen können und die sich wider Erwarten tatsächlich knapp vor dem heranjagenden Feld hatte behaupten können.

200 Meter vor dem Ziel überraschte Bobdridge mit einem frühzeitigen Antritt seine Begleiter und setzte sich deutlich vor dem Niederländer Lieuwe Westra (Astana), seinem Landsmann Luke Durbridge (Orica-GreenEdge) und dem Russen Maxim Belkov (Katusha) durch. Der Italiener Niccolò Bonifazio (Lampre-Merida) entschied den Sprint der Verfolger für sich, was aber nicht mehr als Rang fünf bedeutete, zeitgleich mit dem Etappengewinner.

Der Freiburger Simon Geschke (Giant-Alpecin) war als Zwölfter bester deutscher Fahrer. Sein Kapitän Marcel Kittel, der am Sonntag das Auftakt-Kriterium in Adelaide gewonnen hatte, rollte auf Position 32 ins Ziel, nachdem Giant-Alpecin zwar den größten Teil das Rennens kontrolliert hatte, aber ausgerechnet im Finale – wohl in der trügerischen Gewissheit, die Spitzengruppe jederzeit stellen zu können - die Zügel zu sehr schleifen ließ und sich letztlich wie die anderen Sprinterteams auch kräftig verspekulierte.

Dagegen ging die Rechnung der Ausreißer auf und der in Adelaide geborene Bobridge konnte einen viel umjubelten Heimsieg feiern, im Übrigen seinen ersten seit ziemlich genau vier Jahren, als er in Buninyong als gerade mal 21-Jähriger die Australischen Straßenmeisterschaften gewonnen hatte.

„Ich war immer aggressiv ... aber gleich die 1. Etappe zu gewinnen und morgen das Führungstrikot zu tragen - ich bin sprachlos“, kommentierte Bobridge seinen Coup, mit dem er dank der Zeitgutschrift die Gesamtwertung vier Sekunden vor Westra und sechs vor Durbridge anführt. Auch hier ist Geschke auf Rang zwölf bester deutscher Profi und wird zeitgleich mit den anderen Favoriten wie Richie Porte (Sky) oder Cadel Evans (BMC) geführt. In seinem Tagebuch auf radsport-news.com gab der 29-Jährige aber zu, dass sich sein Team „klassisch verzockt“ hatte. Das war doppelt ärgerlich, weil so nicht nur Kittel die Chance auf einen weiteren Erfolg vergab, sondern Geschke selber nun 13 Sekunden auf Bobridge, Westra und die anderen gutmachen muss – und das nach einer welligen Etappe, auf der keine Zeitabstände zu erwarten gewesen wären.

„Am Ende war es dann ziemlich chaotisch und unorganisiert und im Ziel waren wir natürlich enttäuscht“, schrieb Geschke. „Die Chance auf den Etappensieg durch Marcel ist uns durch die Lappen gegangen und auch im Gesamtklassement haben Tom (Dumoulin) und ich jetzt durch die Zeitboni schon 13 Sekunden Rückstand. Auf einen Fahrer wie Jack Bobridge ist das eine ganze Menge.“

Der hatte ebenso wie seine Begleiter kaum damit rechnen können, gegen die geballte Macht des Feldes zu bestehen. „Es war den ganzen Tag ein Spiel“, beschrieb der mehrmalige Weltmeister auf der Bahn (2011 Einer- und Mannschaftsverfolgung) die Etappe. „Wir haben es perfekt geplant. Wir blieben cool, als sie mit uns spielten und dann spielten wir das große Spiel zu Ende und blieben vorne."

Ähnlich äußerte sich auch der 32-jährige Westra, dem schließlich nur Platz zwei blieb. „Es war eine gute Gruppe mit guten Fahrern. Das Feld gab uns nie viel Zeit, aber als wir am Berg noch einen ordentlichen Vorsprung hatten, wussten wir, dass wir eine Chance haben würden durchzukommen“, so der Routinier, der sich mit Durbridge und Belkov schon nach wenigen Kilometern abgesetzt hatte. Kurz darauf stieß Bobridge zu dem Trio, das vom Feld keine drei Minuten zugestanden bekam, ehe Sky und Giant-Alpecin die Verfolgung organisierten.

Am Checker Hill, dem einzigen Berg des Tages rund 30 Kilometer vor dem Ziel, betrug der Abstand nur noch 30 Sekunden und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann die Jäger die in Sichtweite befindlichen Ausreißer wieder einfangen würden. „Danach waren wir dann zugebenermaßen ein bisschen zu entspannt und ließen andere Teams das Rennen kontrollieren. Durch die vielen Kurven im Finale war es aber kaum möglich, noch Zeit gut zu machen“, gestand Geschke in seinem Tagebuch selbstkritisch ein.

Dagegen witterte die Spitzengruppe Morgenluft und wehrte sich nach Kräften gegen das zu lange zögernde Feld. „In der Abfahrt vom Checker Hill hatten wir Rückenwind“, erklärte Durbridge und betonte, wie wichtig die Streckenkenntnisse gewesen seien, über die er und Bobridge verfügten. „Jack und ich wussten, wo wir würden Gas geben und wo wir es langsam würden angehen lassen müssen und sagten das auch den Europäern.“

Das Feld reagierte spät, zu spät, wie sich erweisen sollte. Fünf Kilometer vor dem Ziel war der Rückstand sogar auf 40 Sekunden angewachsen und trotzdem wurde es noch eine enge Geschichte. Giant-Alpecin spannte sich im Finale wieder an die Spitze, so dass die Verfolger dem Spitzenquartett doch noch einmal gefährlich nahe kamen. Es reichte zwar, um den Zeitabstand wettzumachen, doch Bobridge und seine drei Begleiter retteten einen kleinen Vorsprung ins Ziel.

Nach seinem ersten Sieg im Heimrennen trägt der Lokalmatador nun nicht nur das ockerfarbene Führungstrikot, sondern auch das des punktbesten Fahrers und das Bergtrikot. Durbridge führt die Wertung des besten Jungprofis an. UniSA Australia steht an der Spitze der Teamwertung, gefolgt von Orica-GreenEdge. Nachdem die Australier im Kriterium in Adelaide noch leer ausgegangen waren, schlugen sie also gleich am ersten Tag der eigentlichen Rundfahrt kräftig zu. Noch aber gibt es für die internationale Konkurrenz noch fünf Gelegenheiten für Erfolge, und auch Geschke stellte in seinem Tagebuch zu Recht fest: „Morgen wird es hoffentlich besser, noch ist ja nichts verloren.“

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.01.2015Für Dennis ging beim Heimspiel ein Traum in Erfüllung

(rsn) – Es war knapp, aber es hat gereicht. Um zwei Sekunden hat Rohan Dennis (BMC) die Tour Down Under gewonnen und damit seine ersten Siege in einem WorldTour-Rennen eingefahren. Der 24-jährige A

26.01.2015Evans: „Ich hatte meine Zeit"

(rsn) – In seiner langen und erfolgreichen Karriere hat Cadel Evans (BMC) viele große Siege feiern können. Doch ausgerechnet bei seiner Heimatrundfahrt langte es für den ehemaligen Tour de France

25.01.2015Kittel aufgehalten, Wippert von Haussler nicht zu stoppen

(rsn) - Zu gerne hätte Marcel Kittel (Giant-Alpecin) die Tour Down Under so beendet, wie er sie begonnen hatte. Doch nach seinem Sieg im Auftaktkriterium am vergangenen Sonntag lief es eine Woche spÃ

25.01.2015Dennis und Wippert jubeln in Adelaide

(rsn) – Rohan Dennis (BMC) hat die 17. Tour Down Under gewonnen. Der 24 Jahre alte Australier verteidigte auf der letzten Etappe über 90 Kilometer durch Adelaide seinen Vorsprung von zwei Sekunden

24.01.2015Porte triumphiert am Willunga Hill, Dennis rettet sein Trikot

rsn) - Rohan Dennis (BMC) hat beste Chancen auf den Gesamtsieg bei der Tour Down Under. Doch auf der Königsetappe der Rundfahrt musste der Australier nicht nur aufgrund der Hitze mächtig schwitzen,

24.01.2015Porte Erster am Willunga Hill, Dennis vor Gesamtsieg

(rsn) - Rohan Dennis (BMC) nimmt einen knappen Vorsprung von zwei Sekunden mit auf die letzte Etappe der Tour Down Under am. Der 24-jährige Australier verteidigte auf dem fünften Abschnitt über 151

23.01.2015Selig: Mit Tempo 80 den Sprint zu früh gestartet

(rsn) – Rüdiger Selig war auf Platz sieben bester deutscher Profi auf der 4. Etappe der Tour Down Under, die über 144,5 Kilometer von Glenelg nach Mount Barker führte. Im Massensprint, der keiner

23.01.2015Von Hoff gibt Bewerbungsschreiben für die WorldTour ab

(rsn) – Von den drei australischen Teams bei der Tour Down Under ist ausgerechnet das kleinste das bisher erfolgreichste. Nachdem Jack Bobridge im Trikot der Nationalauswahl UniSA Australia den Auft

23.01.2015Chaos-Finale mit Highspeed-Sturz

(rsn) - Was für eine komische Etappe, jedenfalls nicht so ganz nach dem sonstigen Drehbuch. Erst gab es einen ziemlich langen Kampf um die Gruppe, bei dem mein Zimmerkollege Lawson Craddock, stürzte

23.01.2015Dennis bleibt Spitzenreiter, Von Hoff gewinnt Etappe

(rsn) - Die Australier haben bei der 17. Tour Down Under weiterhin alles im Griff. Während Vortagessieger Rohan Dennis (BMC) seine Gesamtführung verteidigte sorgte sein Landsmann Steele Von Hoff (Un

22.01.2015Giant-Alpecin: Down Under-Doppelspitze auf Dumoulin reduziert

(rsn) – Am dritten Tag der Tour Down Under hat das Gesamtklassement deutlichere Konturen angenommen. Und auch beim deutschen Team Giant-Alpecin hat sich aus der Doppelspitze ein alleiniger Kapitän

22.01.2015Dennis veredelt in Paracombe einen für BMC perfekten Tag

(rsn) – Die Gesamtwertung der 17. Tour Down Under bleibt weiter fest in australischer Hand. Auf der 3. Etappe musste Auftaktsieger Jack Bobridge (UniSa) zwar sein Führungstrikot nach zwei Tagen wie

Weitere Radsportnachrichten

21.01.202576. Valencia-Rundfahrt: Zum Auftakt ein langes Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Valencia-Rundfahrt 2025 in Folge der verheerenden Überschwemmungen in der Region, die im vergangenen November mehr als 200 Menschenleben kostete, kurzzeitig in Gefahr schien, ko

21.01.2025Vuelta Femenina 2025 beginnt in Barcelona

(rsn) – Die Vuelta Femenina 2025 beginnt am 4. Mai in der katalanischen Hauptstadt Barcelona, wie die Organisatoren der Spanien-Rundfahrt der Frauen in einer Pressemitteilung ankündigten. Details

21.01.2025U23-Cross-Weltmeisterin Bäckstedt will in Liévin Titel verteidigen

(rsn) – Zoe Bäckstedt (Canyon – SRAM - zondacrypto) wird bei den kommenden Cyclocross-Weltmeisterschaften im französischen Liévin als Vorjahressiegerin im U23-Wettbewerb antreten und somit auf

21.01.2025Es fehlt nur ein überragender Rundfahrer

(rsn) – Kaum ein Team war 2024 in der Breite so gut aufgestellt wie Lidl – Trek. Obwohl in Mattias Skjelmose der beste Profi in der Abschluss-Weltrangliste erst auf Rang zwölf zu finden war, kam

21.01.2025Teutenberg sprintet nach Beinahe-Sturz noch auf Platz vier

(rsn) – Nachdem er als Sechster der Villawood Men´s Classic, einem nationalen Rennen drei Tage vor dem Start der 25. Tour Down Under, bereits bei den Besten hatte mitmischen können, hat Tim Torn T

21.01.2025Alle Etappen im Detail: Strecke der UAE Tour 2025

(rsn) – Auch bei ihrer siebten Auflage bleibt die UAE Tour (2.UWT) ihrem Konzept aus den vergangenen Jahren treu: Die siebentägige Rundfahrt durch die Vereinigten Arabischen Emirate bietet auf offi

21.01.2025Zum Saisonstart erleidet van Baarle einen schweren Rückschlag

(rsn) – Nach zwei schweren Verletzungen im vergangenen Jahr – Schlüsselbeinbruch beim Critérium du Dauphiné, Hüftbruch bei der Vuelta a Espana – sollte es für Dylan van Baarle in der Saison

21.01.2025Emirate setzen für ihre Frauen-Rundfahrt auf bewährtes Konzept

(rsn) – Ohne viele Neuerungen geht die UAE Tour Women (6. bis 9. Februar) in ihre dritte Auflage. Die zweite WorldTour-Rundfahrt des Jahres, die das Abu Dhabi Sports Council unter Mithilfe von Giro-

21.01.2025In dieser Saison heißt es: Die Position behaupten!

(rsn) – Auch im vergangenen Jahr war Elisa Longo Borghini eine der Protagonistinnen in den größten Rennen des internationalen Frauen-Radsports. Die 33-jährige Italienerin gewann für ihr Team Lid

21.01.2025Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

21.01.2025Welsford bleibt ´Down Under´ der Sprinter Nummer 1

(rsn) – Sam Welsford macht bei der 25. Tour Down Under da weiter, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hat: beim Gewinnen. Der australische Sprinter von Red Bull – Bora – hansgrohe vollendete au

21.01.2025Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Santos Tour Down Under (2.UWT, AUS)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Sahel (2.2, 000)