Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich wurde auch dem Tee kalt

Geschke: "So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt"

Von Joachim Logisch aus Ans

Foto zu dem Text "Geschke:
Simon Geschke (Giant-Alpecin) warm eingepackt vor dem Start von Lüttich-Bastogne-Lüttich 2016. | Foto: Cor Vos

24.04.2016  |  (rsn) - Ein kleiner Becher heißer Tee war für Simon Geschke (Giant-Alpecin) nach der 102. Austragung des Klassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich die größte Wohltat. Obwohl der Etappensieger der letztjährigen Tour de France gerade ausgiebig heiß geduscht hatte, nagte die Kälte noch immer tief in seinen Knochen.

„Der Tee tut gut. Es war wirklich kalt heute. Darauf habe ich mich den ganzen Tag gefreut. Wir hatten unterwegs zwar warmen Tee in den Flaschen, aber der war nach fünf Minuten kalt. Deshalb habe ich probiert, eine Flasche in einem Zug zu trinken“, schildert Geschke die außergewöhnlichen Bedingungen. „Am kältesten war mir am Anfang, nachdem die Ausreißergruppe stand und alle 15 bis 20 Minuten kaum getreten haben. Da wurde es richtig frostig“, so Geschke.

Als ob das schwerste Eintagesrennen der Welt - nirgendwo müssen wohl mehr Höhenmeter bewältigt werden - nicht schon anspruchsvoll genug wäre, sorgten Schnee und Regen bei vier bis fünf Grad Kälte für brutale Rahmenbedingungen.

„Für mich ging’s ja noch. Ich habe aber auch viele gesehen, die ohne Beinlinge gefahren sind. Wie sich das angefühlt haben muss, will ich nicht wissen. Ich hatte wirklich alles an, was man anhaben kann“, verriet Geschke, wie er den Tag überstand. Dabei half ihm, dass wenigstens ab und zu Mal die Sonne herauskam. „Ich habe dann die Regenjacke noch zehn Minuten angelassen, damit mir etwas warm wurde und ich nicht den ganzen Tag mit tauben Fingern rumfahren musste.“

Es war aber nicht nur eisig, sondern auch gefährlich. Geschke: „Nach der zweiten Verpflegung fuhren wir wie durch einen Blizzard. Man hat nichts mehr gesehen. So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt.“ 

Trotz der Wetterunbillen arbeitete das ganze Team Giant-Alpecin für Kapitän Warren Barguil, der seine Helfer und sich selbst mit einem starken sechsten Platz belohnte. „Barguil kann stolz auf sich sein. Wir wussten ja, dass er gut drauf ist. Taktisch lief es gut. Die Mannschaft hat super funktioniert. Immer war jemand bei ihm. Einer nach dem anderen übernahm. Ich war als Vorletzter dran bis 20 Kilometer vor dem Ziel. Danach übernahm Sam Oomen bis zum Schluss", sagte Geschke.

Barguil attackierte sogar aus der Verfolgergruppe um die Top-Favoriten Alejandro Valverde (16. Platz/Movistar) und Julian Alaphilippe (23./Etixx-Quick Step) heraus, um sich den ersehnten Platz unter den Top-Ten zu sichern.

Mit Sieger Wouter Poels hatte auch Geschke nicht gerechnet. „Wenn man auf ihn gesetzt hätte, hätte man viel Geld gewinnen können. Aber bei so einem speziellen Rennen bei diesem Wetter gibt es immer mal einen Überraschungssieger. Er ist aber auch kein Unbekannter.“

Barguils Erfolg ließen den Freiburger die Strapazen fast vergessen. Nur eines fehlte ihm noch zum Glück: „Eine heiße Pizza. Auf die freue ich mich heute Abend!“

 

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