Rekordfahrt vom Nordkap nach Kapstadt - Tagebuch

Cape to Cape: Tschüss Russland - hallo Georgien!

Von Jonas Deichmann

Foto zu dem Text "Cape to Cape: Tschüss Russland - hallo Georgien!"
| Foto: Philipp Hympendahl

27.09.2019  |  Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas, ohne Unterstützung, zusammen mit dem Fotografen Philipp Hympendahl.

Das will Deichmann in weniger als 75 Tagen schaffen, einen ganzen Monat schneller als der bisherige Rekord. Jonas wird durch Finnland, Russland und den Nahen Osten bis nach Ägypten radeln, bevor es quer durch Ostafrika weitergeht, bis hinunter nach Kapstadt.
Und wie bei seinem Eurasien-Rekord führt Jonas wieder für RSN ein Tagebuch. Hier Teil drei seiner Aufzeichnungen:

Tag 12: Nasse Schuhe, wundervolle Dichtmilch
Wir machen uns bei Sonnenaufgang auf den Weg für einen weiteren langen Tag auf dem Seitenstreifen einer Autobahn. Den ganzen Morgen gibt's starken Seitenwind und Hügel - bis die Straße etwas nach Osten dreht und der Wind besser wird. Es liegen Metallteile und Schmutz von Lastwagen auf dem Seitenstreifen, die in den Antriebsstrang und die Reifen gelangen. Mittags ziehe ich drei Drähte aus meinen Reifen, welche die Dichtmilch auf wundersame Weise versiegelt hat.

Philipp fällt das Telefon bei einer kleinen Reparatur herunter; wir hoffen, dass wir das morgen beheben können. Am Nachmittag beginnt es wieder heftig zu regnen. Ich kann mich kaum noch erinnern, wie es sich anfühlt, mit trockenen Schuhen zu fahren. Am Abend nähern wir uns Woronesch, einer großen Industriestadt. Wir hatten geplant, dort zu übernachten, aber der Verkehr wird sehr schlecht und wir entscheiden, dass es nicht ratsam ist, nachts in die Stadt zu fahren. Wir haben Mühe, unsere Geschwindigkeit unter diesen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Noch vier weitere Tage, und wir sind endlich raus aus Russland.

Tag 13: Pawlows Ampel
Am Morgen fahren wir nach Woronesch, um Philipps Telefon reparieren zu lassen und etwas die Fahrräder warten zu lassen. Es ist eine große Stadt und wir verlieren viel Zeit, sie zu durchqueren. Um 13 Uhr sind wir endlich wieder auf der Autobahn und treten nonstop, bis wir Pawlows letzte Ampel erreichen. Wir fühlen uns immer noch stark und wären gerne weitergefahren, aber es ist zu gefährlich. Noch 1000 km durch Russland...

Tag 14: Perfekte Rad-Bedingungen
Wir starten um vier Uhr morgens und frieren bei drei Grad. Wir wissen, dass morgen sehr starke Winde vom Schwarzen Meer kommen; davor wollen wir nach Süden. Wir fahren schnell auf dem glatte Seitenstreifen und machen minimale Stops. Gegen Mittag haben wir bereits 200 km unter perfekten Rad-Bedingungen zurückgelegt, als starker Regen anfängt. Der Verkehr wird weniger und unsere Fahrt ist relativ sicher. Wir entscheiden uns trotzdem dagegen, nachts zu fahren. Gerade noch bei Tageslicht finden wir nach 314 km heute ein Motel.

Tag 15: Genuss trotz Seitenwind
Wir starten wieder um vier Uhr morgens und treten hart, bis wir den Abbiegepunkt nach Osten erreichen. Kurz darauf bläst der Wind mit großer Wucht von der Seite. Gut, dass wir abgebogen sind - wir sonst hätten mit 10 km/h gegen den Wind gekämpft. Aber auch die Seitenwinde sind kein Segen: Wir kämpfen, die Räder in der leeren Steppenlandschaft unter Kontrolle zu halten. Die Straße ist jetzt viel ruhiger; das erste Mal können wir Russland ein bisschen genießen.

Tag 16: Am Boden in Stawropol
Große Veränderungen heute: Die Landschaft hat sich in sanfte Hügel verwandelt, die Menschen sind anders. Der Wind kommt wieder hart von der Seiten, aber wir fahren ohne Unterbrechung, bis wir nach 160 km die größere Stadt Stawropol erreichen. Kurz danach biegen wir auf eine Autobahn ohne Seitenstreifen ab - und es wird dunkel. Zum Glück finden wir ein Restaurant, in dem der Besitzer uns auf dem Boden schlafen lässt. Wir schlafen jedoch schlecht: Einige betrunkene Gäste grölen die ganze Nacht, laden uns zum Wodka ein. Vielleicht hätten wir zugreifen sollen.

Tag 17: Warmes Klima - und viel Militär
Wir haben beide schrecklich schlecht geschlafen und sind beim Aufbruch sehr müde. Immerhin ist es schon warm um fünf Uhr morgens; wir spüren das andere Klima. Den ganzen Tag bemerken wir die Konflikte hier: Militär, Polizeikontrollen und Kontrollpunkte in regelmäßigen Abständen. Aber niemand hat Interesse an uns. Nach dem Mittagessen ein kurzes Nickerchen; Philipp hat letzte Nacht noch weniger geschlafen und heute einen harten Tag. Am Nachmittag wird es hügelig, als wir in Richtung der schneebedeckten Berge fahren. Ich kann es kaum erwarten, dass wir morgen richtig klettern werden.

Tag 18: Tschüss Russland - hallo Georgien!
Schwere Kletterei heute, als wir den Kaukasus überqueren. Aber wir lieben jeden Tritt durch die wunderschöne Berglandschaft...
  
Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.11.2019Cape to Cape: Geschafft! In neuer Rekordzeit

Er hat´s geschafft. Jonas Deichmann ist gestern um 18:53 Ortszeit in Kapstadt eingetroffen - in neuer Rekordzeit: 72 Tage, 7 Stunden und 27 Minuten hat er für die 18 000 km vom Nordkap bis Kapstad

15.11.2019Cape to Cape: Kerzenlicht, Kekse und wilde Tiere

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas - ohne jede Unte

06.11.2019Cape to Cape: Kleine Welt am Äquator

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas - ohne jede Unte

03.11.2019Cape to Cape: Königs-Etappe, Demos und Hyänen in der Nacht

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas - ohne jede Unte

29.10.2019Cape to Cape: Kalorien-Defizit und fliegende Flip-Flops

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas - ohne jede Unte

19.10.2019Cape to Cape: In eine andere Welt...

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas - ohne Unterstü

17.10.2019Cape to Cape: Mit Eskorten und Nil-Wasser durch die Wüste

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas, ohne Unterstüt

03.10.2019Cape to Cape: Mit Rückenwind und netten Leuten

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas, ohne Unterstüt

21.09.2019Cape to Cape: Gefährliche Abenteuer am Seitenstreifen

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas, ohne Unterstüt

15.09.2019Cape to Cape: Ohne Kurven und Frühstück durch Finnland

Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas, ohne Unterstüt

07.09.2019Cape to Cape: Rekordfahrt vom Nordkap nach Kapstadt

(rsn, jd) - Morgen geht´s los: Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlich

Weitere Jedermann-Nachrichten

17.12.2024Mecklenburger Seen-Runde: Dehnübungen für Radfahrer/innen

(rsn) - "Lange Radfahrten können zu Beschwerden führen", sagt Detlef Koepke - und er muss es wissen, ist er doch Veranstalter des 300-km-Radmarathons Mecklenburger Seen-Runde (2025 am 30. und 31. Ma

02.12.2024Sechs deutsche Weltmeister bei Masters-Cross-WM in Hamburg

(rsn) - Die UCI Cross-Weltmeisterschaften der Masters-Kategorien am Wochenende im Hamburger Volkspark haben eine wahre Medaillenflut für die deutschen Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit sich gebracht

28.11.2024Masters-WM im Cross am Wochenende in Hamburg

(rsn) - Dort, wo normalerweise der Fußball beheimatet ist, dreht sich am kommenden Wochenende alles um den Querfeldein-Radsport. Vom 29.11. bis 1.12.2024 werden im Hamburger Volkspark die 27. UCI Cro

13.10.2024Mecklenburger Seen-Runde: “Jede/r kann 300 Kilometer schaffen!“

(rsn) - Wer schon länger eine 300-km-Radrunde auf der Liste hat, der sollte sich mal die Mecklenburger Seen-Runde genauer anschauen: Weitgehend flach, nur gelegentlich wellig geht´s entspannt durc

08.10.2024Münsterland-Giro: Zum Finale zweimal Podium

Traditionell findet das Saison-Finale des German Cycling Cup, der Münsterland Giro, am Tag der Deutschen Einheit statt. An den Start in Münster gehen über 125 km neben den bekannten Teams aus der S

03.10.2024Cyclocross Cup Rhein Neckar: Sechs Rennen im Südwesten

(rsn) - Der "Cyclocross Cup Rhein Neckar" ist eine Serie mit sechs Rennen im Südwesten Deutschlands. Am 13. Oktober startet die vierte Ausgabe in Baiersbronn, gefolgt von fünf weiteren Stationen i

01.10.2024Velo Grand Prix: Platz drei - bei drei Grad und Nebel

Gute Laune Sport e.V. heißt der Veranstalter des Velo Grand Prix - doch der Blick aufs Thermometer sorgte am vergangenen Sonntag Morgen in Bad Salzungen nicht für gute Laune: Drei Grad und Nebel w

11.09.2024Stevens Cyclo-Cross-Cup 24/25 mit 14 Rennen

(rsn) – Während die Cross-Bundesliga am vergangenen Wochenende in Bensheim bereits begonnen hat, startet mit dem Stevens Cyclo-Cross-Cup Ende September auch die zweite große deutsche Querfeldein-S

10.09.2024Riderman: Team Strassacker mit zwei Tagessiegen

Früher als sonst standen für das Team Strassacker am vergangenen Wochenende mit den drei Etappen des Riderman schon die letzten Rennen der Saison 2024 an. Zum Abschluss dreier aufeinander folgender

06.09.2024ACL Gravelday: Keine Langeweile - in drei Bundesländern

(rsn) - Vier Strecken durch drei Bundesländer: Bei der dritten Ausgabe des "ACL Gravelday" am 29. September startet man in Haselbach in Thüringen, fährt durch Sachsen, weiter durch Sachsen-Anhalt u

05.09.2024Ötztaler Radmarathon: Ein Fahrer fehlte für das Podium

225 Kilometer, vier Alpenpässe, 5500 Höhenmeter - der Ötztaler Radmarathon gilt als eines der härtesten Jedermann-Rennen weltweit. Eine Herausforderung, der sich auch das Team Strassacker am verga

05.09.2024UCI Gran Fondo WM: Alles versucht, aber nichts gewonnen

Das absolute Saison-Highlight sollte die UCI-Gran-Fondo-Weltmeisterschaft in Aalborg für die fünf Strassacker-Fahrer Timo Dahlheimer, Ben Witt, Jannis Wittrock, Dennis Biederer und Fabian Thiele wer

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine