Rekordfahrt vom Nordkap nach Kapstadt - Tagebuch

Cape to Cape: Mit Rückenwind und netten Leuten

Von Jonas Deichmann

Foto zu dem Text "Cape to Cape: Mit Rückenwind und netten Leuten"
| Foto: Philipp Hympendahl

03.10.2019  |  Der Münchner Extrem-Sportler und Abenteurer Jonas Deichmann hat einen neuen Weltrekord im Visier: 18 000 km mit dem Rennrad, vom Nordkap in Norwegen bis zum südlichen Ende Afrikas, ohne Unterstützung, zusammen mit dem Fotografen Philipp Hympendahl.

Das will Deichmann in weniger als 75 Tagen schaffen, einen ganzen Monat schneller als der bisherige Rekord. Jonas wird durch Finnland, Russland und den Nahen Osten bis nach Ägypten radeln, bevor es quer durch Ostafrika weitergeht, bis hinunter nach Kapstadt.
Und wie bei seinem Eurasien-Rekord führt Jonas wieder für RSN ein Tagebuch. Hier Teil vier seiner Aufzeichnungen:

Tag 19: Rückenwind und Gastfreundschaft
Wir fahren durch Georgias Wein-Region, eine flache Straße mit hohen Bergen auf beiden Seiten. Es ist perfektes Wetter mit Rückenwind, wir kommen schnell voran. Gegen Mittag erreichen wir die Grenze zu Aserbaidschan. Es ist unser erstes islamisches Land - und wir lernen sofort die Gastfreundschaft kennen: Die Leute in den Dörfern und neben der Straße lächeln und winken uns zu. Wir bekommen Einladungen, die wir aufgrund unseres Zeitdrucks höflich ablehnen müssen. Nach 270 km erreichen wir ein kleines Restaurant und der Besitzer lässt uns drin schlafen.

Tag 20: Marmelade von der Oma
Nach dem Aufbruch noch in der Dunkelheit halten wir an einer Tankstelle zum Frühstück. Der Eigentümer bringt uns frisches Brot, Butter und Käse. Er ist sehr aufgeregt, Ausländer zu sehen. Bald kommt er wieder mit Eiern und Marmelade von seiner Oma - eine wirklich tolle Gastfreundschaft hier. Wir kommen gut voran, aber ab mittag kämpfen wir mit der Hitze.

Nach 200 km kommt eine große Baustelle, die sich über 50 km erstreckt. Wir haben errechnet, dass wir die Stadt Bilasuvar um 17 Uhr erreichen sollten. Aber wir kommen erst nachts dort an, da wir wegen der Straßenverhältnisse so langsam sind. Wir hoffen auf bessere Straßen im Iran.

Tag 21: Schlafende Grenzer und lange Schlangen
Wir starten früh und kommen vor Mittag an der Grenze an. Leider ist die Grenzstation auf der aserbaidschanischen Seite leer und die Wache schläft. Wenn sich dann jemand um uns kümmert, hat er es überhaupt nicht eilig.

Auf der iranischen Seite ist es völlig anders: Zwei große Schlangen, Männer und Frauen getrennt; wir haben keine Ahnung, wo all diese Leute herkommen. Alles wird überprüft, aber schließlich kommen wir durch. Wir drücken auf die Tube, schaffen aber nur 200 km, als es dunkel wird und starker Regen beginnt. Hoffentlich geht's morgen besser...

Tag 22: Kein Englisch am Schwarzmarkt
Schrecklicher Tag... Am Morgen regnet es weiter stark und wir erreichen die Stadt Rasht erst gegen Mittag. Hier wollen wir Geld und eine Sim-Karte besorgen, dazu steht eine Fahrrad-Reparatur an. Kreditkarten funktionieren im Iran nicht, daher versuchen wir, Dollars auf dem Schwarzmarkt  zu tauschen. Aber da niemand Englisch spricht, dauert es einige Zeit, ebenso mit der Sim-Karte.

Endlich finden wir einen Bikeshop  - doch der Mechaniker geht zum Mittagessen, bevor er mit unserer Reparatur fertig ist. Der Iran ist nicht der beste Ort, um es eilig zu haben. Zurück auf den Rädern, nehmen wir die Hauptstraße in Richtung Teheran, bis wir nach 175 km nachts einen Schlafplatz finden. Unsere Flüge von Shiraz nach Kairo sind für den kommenden Freitag gebucht. Um sie zu erreichen, müssen wir durch die Wüste fliegen - mit den Rädern...

Tag 23: Mit Rückenwind durch die Wüste 
Wir machen uns um vier Uhr morgens auf den Weg, um den Zeitverlust aufzuholen. Als die Sonne aufgeht, sind wir überrascht, dass wir schon in der Wüste sind. Gestern Abend war alles grün - jetzt sind es Felsen, Sand und hohe Berge. Die Straße steigt 80 km durch ein Tal an, bis wir die Passhöhe erreichen. Nach einer kurzen Abfahrt ein Hoch-Plateau, auf dem wir uns für den nächsten Tag befinden. Eine wunderschöne Wüstenlandschaft, viel Hitze, aber starker Rückenwind. Wir pushen bis spät in die Nacht und halten nach 320 km in einem Restaurant. Zum Glück lässt uns der Besitzer in einem Nebengebäude schlafen.

Tag 24: 100 km Abfahrt nach Isfahan
Wir klettern, langsam und 1000 Meter hoch. Die Anstiege hier sind sanft, aber lang. Als die Hitze kommt, halten wir zum Essen an einem Kiosk. Der Besitzer schenkt uns eine Wassermelone. Die Leute hier sind wirklich sehr nett. Mittags kommt die Sonne raus, und das Klettern wird unangenehm. Philipp kämpft wieder; hoffentlich findet er am Transfer-Tag nach Ägypten neue Energie.

Nach dem Pass fahren wir mit starkem Rückenwind fast 100 km ab. Wir treten kaum in die Pedale und erreichen durchschnittlich 50 km/h. Am Abend sind wir in Isfahan, der zweitgrößten Stadt des Iran. 250 km heute, aber es fühlt sich an wie ein Ruhetag. Unsere Prognose für morgen sieht genauso gut aus und ich bin ein bisschen traurig, dass unsere Flüge von Shiraz erst am Freitag starten. Es wäre möglich, vorher dort zu sein. Aber wir wollen stattdessen zwei ruhige Tage genießen.

Tag 25: Sandsturm - und wieder Rückenwind
Wir halten in einem Krankenhaus in Isfahan, da Philipp eine Behandlung seiner Sitzbeschwerden braucht. Es bleibt schmerzhaft, aber er kann weiterfahren. Also machten wir uns etwas später auf den Weg, in die wunderschöne Wüste.Große Berge auf beiden Seiten, während die Straße in Tal flach verläuft. Am Nachmittag trifft uns ein Sandsturm und es wird schwer, auf dem Rad zu bleiben. Wir freuen uns, als die Straße dreht und der Wind von hinten kommt.
  
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