--> -->
04.07.2019 | (rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowie der vier Zweitdivisionäre.
Rückblick 2018: Wie so oft feierte die britische Mannschaft in Paris den Tour-Sieg – es war der bereits sechste in sieben Jahren. Das Gelbe Trikot holte jedoch nicht Chris Froome, der zuvor bereits einen strapaziösen Giro d’Italia gewonnen hatte, sondern sein jahrelanger Edelhelfer Geraint Thomas. Der Waliser kam hervorragend durch die erste Woche, während Froome bereits auf der 1. Etappe durch einen Sturz wertvolle Zeit verlor. Mit dem Sieg in La Rosiere (11. Etappe) übernahm Thomas Gelb und ließ am folgenden Tag in Alpe d’Huez einen weiteren Etappensieg folgen.
Die Leaderfrage war dennoch lange unklar, obwohl Thomas keinerlei Schwächen zeigte und das Gelbe Trikot letztendlich souverän nach Paris brachte. Für Froome reichte es am Ende zumindest noch zu Platz drei. Zudem demonstrierte Sky einmal mehr eine bemerkenswerte und alle Attacken im Keim erstickende Teamleistung. Insbesondere der Tourdebütant Egan Bernal beeindruckte im Hochgebirge. Negativ blieb nur der Ausschluss von Gianni Moscon in Erinnerung, der sich eine Handgreiflichkeit gegen den Franzosen Elie Gesbert erlaubte.
Aufgebot 2019: Geraint Thomas, Egan Bernal, Jonathan Castroviejo, Michal Kwiatkowski, Gianni Moscon, Wout Poels, Luke Rowe, Dylan van Baarle
Aussichten: Das seit dem 1. Mai unter dem Namen Ineos mit neuem Sponsor startende Team muss für diese Tour auf den viermaligen Gesamtsieger Froome verzichten. Der Brite stürzte auf einer Erkundungsfahrt vor dem Zeitfahren des Critérium du Dauphiné schwer und fällt mit mehreren Knochenbrüchen lange aus. Zweifellos ein herber Rückschlag für das Team. Doch Ineos hat mittlerweile eine so überragende Ausnahmestellung, dass es mit Thomas sowie Bernal dennoch zwei große Favoriten an den Start schickt. Es würde also kaum überraschen, wenn sich die Erfolgsgeschichte des Teams bei der Frankreich-Rundfahrt fortsetzen würde. Anderseits birgt diese Doppelspitze auch Risiken: Thomas ist offenbar nicht in der Verfassung des Vorjahres und Bernal ist noch nie eine dreiwöchige Landesrundfahrt auf Gesamtsieg gefahren.
Thomas wäre dabei kurz vor der Tour beinahe der nächste Ausfall gewesen, ein Sturz bei der Tour de Suisse stellte sich im Nachhinein aber als glimpflicher heraus als zunächst befürchtet. Die Rundfahrt musste er dennoch beenden und verpasste damit einen wichtigen Härtetest auf dem Weg zur Tour. Thomas kommt damit auf gerade einmal 26 Renntage in dieser Saison, ein Sieg gelang ihm dabei nicht. Platz drei bei der Tour de Romandie ist 2019 sein bester Leistungsnachweis. Prognosen über seine gegenwärtige Verfassung fallen daher schwer. Wäre er nicht der Vorjahressieger, würde ihn wohl kaum jemand ernsthaft für den Gesamtsieg in Betracht ziehen. Bis zum Tour-Start kann Thomas aber seine Form durchaus noch verbessert haben. Laut Teamaussagen gehen er und Bernal als gleichberechtigte Kapitäne ins Rennen.
Bernal wird aktuell nicht nur bei den Buchmachern deutlich höher eingeschätzt. Der 22-Jährige ist in seiner Entwicklung erstaunlich weit und besitzt das komplette Paket eines Klassementfahrers: In den Bergen kaum abzuhängen und auch im Zeitfahren nicht weit entfernt von den Besten. Ursprünglich war der Kolumbianer für den Giro d’Italia als Kapitän vorgesehen, ein Schlüsselbeinbruch kurz vor dem Start änderte seine Planung jedoch. In der Vorbereitung zeigte Bernal seine Klasse mit dem Gesamtsieg bei der Tour de Suisse – wobei die Konkurrenz in der Schweiz überschaubar war und ihn nicht automatisch zu einem größten Favoriten für diese Tour gemacht hat. Trotzdem gilt Bernal als ein kommender Sieger der Frankreich-Rundfahrt.
Aber schon dieses Jahr? Zuzutrauen wäre es ihm, der Weg bis Paris beinhaltet aber auch etliche Stolperfallen. Da wäre zum einen der Stress, um den Gesamtsieg bei der Tour mitzufahren: Jeden Tag am Limit, jeden Tag unter Druck, jeden Tag zeitraubende mediale Verpflichtungen. Zum anderen muss Bernal die hektische Anfangsphase der Tour überstehen, bei seiner Premiere im Vorjahr kam er auf den ersten zehn Etappen gleich zweimal zu Fall und verlor dabei wertvolle Zeit. Und nicht zuletzt muss er seine Leistung konstant über drei Wochen bringen.
An der Teamunterstützung dürfte es nicht fehlen. Aber selbst wenn Bernal im Tour-Verlauf die alleinige Leaderrolle zugesprochen bekommen sollte, wäre er auf einen gut aufgelegten Thomas angewiesen. Schließlich findet man mit Wout Poels nur noch einen ausgewiesenen Kletterspezialisten im Aufgebot. Dylan van Baarle, Jonathan Castroviejo und Michal Kwiatkowski kommen in den Bergen zwar ebenfalls gut zurecht, stoßen aber auch an ihre Grenzen. Kommt es zu einem Schlagabtausch der Favoriten in den Bergen, wäre Poels unter Umständen der einzige Helfer – in den Vorjahren war das Team in diesem Bereich deutlich stärker aufgestellt. Zumindest stimmt bei Poels die Form, der Niederländer gewann zuletzt beim Critérium du Dauphiné eine Etappe und landete im Klassement auf Platz fünf. Auch van Baarle gewann bei der Tour-Generalprobe ein Teilstück aus einer Fluchtgruppe, er befindet sich erstmals im Tour-Aufgebot der britischen Mannschaft.
Luke Rowe dagegen ist ein bewährter Bestandteil des Tour-Teams und als Capitaine de Route während der ersten hektischen Etappen insbesondere gefordert. Etwas überraschend aufgrund der bisherigen Saisonleistungen ist die Nominierung von Gianni Moscon, der aber offenbar als vielseitiger Helfer das Vertrauen der Teamleitung genießt. Castroviejo und Kwiatkowski sind vor allem wegen ihrer Allrounderfähigkeiten unverzichtbar. Castroviejo wurde jüngst Spanischer Zeitfahrmeister, überzeugte bei der Tour de Suisse aber auch als Unterstützer von Bernal in den Bergen. Ex-Weltmeister Kwiatkowski gilt ohnehin als Fahrer, der sich bis zum Anschlag für die Ambitionen der Kollegen verausgabt. Über die Jahre ist der Pole zunehmend zu einem der wichtigsten Berghelfer geworden, daneben ist er aber auch im Zeitfahren gut unterwegs. Mit Bernal, Thomas, Castroviejo und Kwiatkowski ist Ineos damit gewohnt gut für das Mannschaftszeitfahren aufgestellt und dürfte dort um den Sieg mitfahren.
Fazit: Ineos geht auch dieses Jahr mit besten Chancen in die Tour, am Ende den Gesamtsieg zu holen. Das Rennen ist aber offen wie lange nicht mehr. Aus der Doppelspitze sind derzeit Bernal die besseren Chancen einzuräumen, allerdings ist der Angriff auf einen Grand-Tour-Titel eine neue Erfahrung für den Jungstar. Über das Potenzial dafür verfügt er zweifelsohne, aber um das Gelbe Trikot zu holen, braucht es mehr als das. Das Aufgebot um die beiden Kapitäne ist gewohnt stark zusammengestellt, nur im Hochgebirge könnte es unter Umständen eng werden. Ineos ist für diese Tour der Topfavorit mit kleinen Abstrichen.
Eckdaten:
Land: Großbritannien
Hauptsponsor: Ineos
Branche: Chemiekonzern
Teamchef: David Brailsford
Radausrüster: Pinarello
(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
03.07.2019Arkea - Samsic: Barguil als Hoffnungsträger(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
03.07.2019EF Education First: Erwischt Uran wieder ein gutes Jahr?(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
03.07.2019Bahrain - Merida: Rätselraten um Nibalis Ambitionen(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
03.07.2019Dimension Data: Mit Erfahrung zum Erfolg?Team Dimension Data Rückblick 2018: Für die Mannschaft von Teamchef Douglas Ryder war es eine Tour zum Vergessen. Sprinter Mark Cavendish zeigte sich außer Form und beendete nur eine Etappe unter d
03.07.2019CCC Team: Nichts zu verlieren(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
02.07.2019Total Direct Energie: Alle für einen, einer für alle(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
02.07.2019Bora - hansgrohe: Bereit für weitere Großtaten(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
02.07.2019Mitchelton - Scott: Besser gerüstet als im Vorjahr(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
02.07.2019Trek - Segafredo: Bedenken um Hoffnungsträger Porte(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
02.07.2019Cofidis: Sehnsucht nach einem Etappensieg(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
02.07.2019Movistar: Aus den Fehlern mit dem Dreizack gelernt?(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi
(rsn) – Hinter Anton Albrecht (P&S Metalltechnik – Benotti) liegt ein schwieriges Jahr. Im Saisonverlauf wusste er zu überzeugen und sich etwa mit einem zweiten Etappenrang bei Belgrade Banjaluka
05.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem
04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor
04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin
04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.
04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c
03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si
03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der
03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme
03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un
03.11.2024Gery sprintet aus Schreibers Windschatten zur Goldmedaille(rsn) – Mit einem cleveren Auftritt hat sich Célia Gery bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der U23 Frauen gesichert. Die 18-jährige Französin verwies im Sprintduell die