28.09.2020 | Auf den Umwerfer zu verzichten, liegt beim Radsport im Trend - und ist je nach Disziplin durchaus sinnvoll. Kompromisse zwischen Übersetzungsumfang und Abstufung sind dabei nötig. Jedenfalls bis jetzt. Vorhang auf für die neue Campagnolo Ekar.
Die Ekar ist nicht nur die erste Einfach-Gruppe der Oberitaliener,
sie stellt auch gleich mal 13 Ritzel bereit - neu im Rennrad-Bereich. Drei Kassetten (9-39, 9-42, 10-44) und vier Kettenblätter (38, 40, 42, 44) stehen zur Auswahl. Je nach Kassette steht damit eine Übersetzungbandbreite von bis zu 467 Prozent zur Verfügung.
Kompromiss sind damit weitgehend hinfällig: Mit dem beliebten 2x11-Set-up mit 50/34 Zähnen vorne und 11-28er-Kassette kann die Ekar je nach Abstufung locker mithalten – bei 9-36 mit 40er-Kettenblatt hat sie einen nur minimal kürzeren Schnellgang, dafür aber einen zusätzlichen Berggang auf 1:1-Niveau.
Damit wird klar: Die Ekar zielt nicht nur
auf Gravelbikes, sondern ist auch am Endurance-Renner eine gute Wahl.
Drei Kassetten und vier Kettenblätter stehen im Zentrum des Konzepts. Campagnolo bietet 9-39, 9-42 und 10-44 an – genau, die zwei kleineren Kassetten schließen mit einem minimalistischen Neuner-Ritzel ab.
Vorne stehen 38 bis 44 Zähne zur Auswahl; ein Schnellgang von mindestens 1:4 ist also bei fast jeder Kombination zur Verfügung, und selbst mit dem größten Kettenblatt lässt sich ein 1:1 übersetzter Berggang realisieren. 9-36 (genannt „Gravel Race“) und 9-42 („Gravel Endurance“) sind in den acht Gängen von 9 bis 18 identisch abgestuft; für eine zügige Fahrt stehen jeweils sechs Einersprünge bereit. Bei 10-44 („Gravel Adventure“) sind immerhin die ersten fünf Ritzel nur einen Zahn auseinander, bevor es in Zweier- bis Sechserschritten weitergeht.
Neuner- wie Zehner-Ritzel lassen sich
erwartungsgemäß nicht auf konventionellen Campa-Freiläufen montieren; mit dem "N3W2" gibt es daher auch einen neuen Freilauf-Körper, der per Adapterring mit den Elf- und Zwölffach-Kränzen der Marke kompatibel ist.
Neu ist zudem der Aufbau der Kassette selbst: 9-36 und 9-42 bestehen aus einem CNC-gefrästen Neuner-Ritzelblock plus einem Viererblock mit integriertem Verschlussring. 10-44 besteht aus Zehner- sowie Dreierblock mit davon getrenntem Lockring. Vierer- und Dreierblock können als Ersatzteil nachbestellt werden – gut, denn die kleinen Ritzel dürften schneller verschleißen als die mit 13 Zähnen aufwärts.
Zur neuen Gruppe werden drei Laufrad-Sätze
angeboten: ein Campagnolo Shamal mit Carbon-Felgen, dazu zwei Fulcrum-Radsätze mit Alu-Felgen, die jeweils auch in einer 650B-Version verfügbar sind. Alle Laufräder können schlauchlos gefahren und aktuelle Laufräder der zwei Marken per Umrüstsatz mit Achse und Freilauf passend gemacht werden.
Eine Veränderung gibt es bei der Bedienung des Ergopower-Hebels: Die berühmte Daumentaste wurde bogenförmig ausgeführt und soll damit vom Unterlenker aus besser erreichbar sein. Geschaltet wird mit der Taste in Einerschritten, was im Gelände die Bedienung erleichtern soll; mit dem Hebel können bis zu drei Ritzel in Richtung „leicht" geschaltet werden.
Neu ist natürlich auch das Schaltwerk,
das wie Einfach-Konkurrenz-Modelle mit starken Federn das Kettenschlagen verhindern soll und zum Radausbau entspannt werden kann. Nur eine Länge wird angeboten; die Schaltschwinge misst 78,5 Millimeter und ist mit 12er-Rädchen oben und einem 14er unten ausgestattet. Für festen Halt der Kette sorgt das "Narrow-Wide"-Zahnprofil der Kettenblätter.
Knapp 2400 Gramm gibt Campagnolo als Gewicht der kompletten Gruppe an (mit 9-42er-Kassette); damit soll sie zum Teil um mehrere Hundert Gramm unter der Konkurrenz liegen. Was ebenfalls erwähnt werden sollte: Aktuell bietet Campagnolo die einzige mechanische Gravel-/ Rennrad-Gruppe mit mehr als elf Ritzeln an. Mit 1725 Euro ist die Ekar nicht billig; andererseits lassen sich damit Kompletträder ab 4000 Euro realisieren – und der „Straßenpreis“ der Gruppe dürfte ohnehin deutlich niedriger ausfalln.
Der Wunsch, mehr Campagnolo zu sehen
– erstmals auch an Gravelbikes –, könnte also bald Realität werden, zumal die Gruppe ab Ende September ausgeliefert werden soll.
Caspar Gebel ist Redakteur beim Print-Magazin ProCycling.
Unsere Kollegen vom Roadbike Channel bei ProCycling konnten die neue Campagnolo-Gruppe auf den ebenfalls neuen Rennstahl 853 Trail Gravel-Rahmen montieren, komplett durchchecken - und dabei alle Gewichte feststellen. Hier das Video: