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04.11.2020 | (rsn) - Die Ideallinie in den letzten Kurvne rettete Tim Wellens (Lotto Soudal) seinen zweiten Etappensieg aus einer Ausreißergruppe bei der diesjährigen Vuelta. Der stark aufkommende Michael Woods (EF) wurde nach 204 Kilometern in Ourense Zweiter vor Zdenek Stybar (Deceuninck – Quick Step). Das Feld, in dem Primoz Roglic (Jumbo – Visma) seine Führung behauptete, erreichte 3:45 Minuten nach der Spitzengruppe das Ziel.
Eine 90-Grad-Kurve 25 Meter vor dem Ziel verhalf Wellens zu seinem zweiten Triumph nach dem Etappensieg auf der 5. Etappe in Sabinanigo. “Ich wusste, dass ich die letzte Kurve von vorn nehmen muss. Ich fühlte, dass Woods kam, aber ich konnte den Sieg ins Ziel retten“, beschrieb der 29-Jährige die letzten Sekunden des Rennens. Wellens war der Stärkste einer siebenköpfigen Spitzengruppe, die sich nach hartem Kampf in der ersten Rennphase abgesetzt hatte. "Es war nicht leicht zu gewinnen. Erst mussten wir hart kämpfen, um in die Gruppe zu kommen. Und dann waren meine Gefährten allesamt sehr stark. Vor Woods hatte ich im Sprint ein bisschen Angst“, gestand der Belgier, der das 14. Teilstück bereits lange im Auge hatte. "Ich habe mich auf heute gefreut, weil ich wusste, dass mir die Etappe liegen würde. Aber freuen ist die eine Sache, gewinnen eine andere. Aber heute war alles perfekt“, so der Flame im Flash-Interview.
Woods, der im Sprint tatsächlich der Schnellste zu sein schien, konnte in der letzten Kurve nicht mehr an Wellens vorbei und verpasste so den zweiten großen Erfolg nach dem Sieg auf der 7. Etappe in Villanueva de Valdegovia denkbar knapp. Mit Marc Soler (Movistar) war noch ein Dritter Etappensieger dieser Spanien – Rundfahrt Teil der Ausreißer. Dem Spanier fehlte im Schlusshügel aber die Kraft, um mit um den Sieg sprinten zu können.
Gleiches galt auch für Thymen Arensman (Sunweb). Der 20-Jährige ist erst seit Juli des Jahres Profi und fährt eine tolle Vuelta für seine deutsche Mannschaft. Wie beim ersten Etappensieg des Belgiers, musste der Niederländer in Ourense als Sechster erneut leidvoll zusehen, wie Wellens im Schlussspurt von ihm wegsprintete. “Ich bin zufrieden. Das ist meine erste Grand Tour und ich habe ein paar tolle Resultate erreicht, auch gestern im Zeitfahren“, freute er sich kurz nach der Ankunft. “Im Sprint war ich nicht explosiv genug. Aber ich bin einfach froh, dass ich im Finale dabei war“, gestand der ehemalige Querfeldeinfahrer.
Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) kam nicht zum Zug. Aufgrund der guten Leistungen am Berg gehörte der Deutsche auf der Übergangsetappe zu den Mitfavoriten. Am letzten Berg 25 Kilometer vor dem Ziel musste der Sprinter aber das Feld ziehen lassen.
In der Gesamt- und den Sonderwertungen änderte sich nichts. Primoz Roglic (Jumbo – Visma), der auch in der Punktewertung vorn bleibt, erlebte mit seinem Team einen ruhigen Tag und behauptete die Führung mit 39 Sekunden Vorsprung vor Richard Carapaz (Ineos Grenadiers). Hugh Carthy (EF) bleibt mit 47 Sekunden Rückstand Dritter. Guillaume Martin ist weiterhin der Beste in der Bergwertung, Enric Mas (Movistar) verteidigte das Weiße Trikot.
So lief das Rennen
Auf der potentziellen Übergangsetappe wurde intensiv um den Verbleib in der Gruppe des Tages gekämpft. Zunächst konnten sich acht Ausreißer mit unter anderem Martin Salmon (Sunweb), der später das Rennen aufgab, Michael Schwarzmann (Bora – hansgrohe) und Gino Mäder (NTT) konnte sich nur wenige Kilometer vor dem Feld halten. Auch ein Quintett mit Sepp Kuss (Jumbo – Visma), Guillaume Martin, Wellens, Marc Soler und Carlos Verona (beide Movistar) wurde nach 12 Kilometern wieder gestellt, nachdem es erst noch von 19 anderen Fahrern mit Felix Großschartner (Bora – hansgrohe), Max Kanter, Jasha Sütterlin (Sunweb) und Wout Poels (Bahrain – McLaren) verstärkt wurde.
Erst nach 43 Kilometern Kilometern setzten sich Stybar, Dylan van Baarle (Ineos Grenadiers), Thymen Arensman (Sunweb), Jean – Luc Perichon (Cofidis) und die diesjährigen Vuelta-Etappensieger Wellens, Soler und Woods längerfristig ab. Perichon gewann 92 Kilometer vor dem Ziel die Bergwertung am Alto de Escairon, Stybar sicherte sich den Zwischensprint 16 Kilometer später, Wellens überquerte als Erster den Alto de Guitara 56 Kilometer vor dem Ziel 4:30 Minuten vor dem Peloton.
In der Abfahrt und dem anschließenden gut 20 Kilometer lange Flachstück sorgte Total Direct Energie im Feld für das Tempo, wodurch der Rückstand zum Einstieg in den letzten Berg des Tages auf 2:20 Minuten gesunken war. Dort attackierte Woods 25 Kilometer vor Etappenende. Der Kanadier fuhr kurz solo und gewann die Bergwertung am Alto de Abelaira, bevor er von allen ursprünglichen Begleitern - bis auf Perichon - gestellt wurde. Im Feld hatte sich Total Direct Energie inzwischen aufgerieben, ein anderes Team, welches die Verfolgung auf sich nehmen wollte, fand sich nicht.
In der Abfahrt sorge Soler mit einer Tempoforcierung für eine Teilung der Gruppe. Er setzte sich mit Stybar ab. Wellens erkannte die Gefahr und versuchte den Sprung nach vorn zu realisieren, was kurz nach Ende der Abfahrt noch gelang. Arensman, van Baarle und Woods hingegen schienen sich zehn Kilometer vor dem Ziel geschlagen geben zu müssen. Da das Trio vorn im Finale zu pokern begann, schlossen die Verfolger 1500 Meter vor dem Ziel zur Spitze auf. Den ansteigenden letzten Kilometer absolvierte das Sextett gemeinsam. Wellens eröffnete den Sprint und riss direkt ein Loch, das von Woods allerdings schnell geschlossen wurde. Weiter als bis zum Hinterrad des Belgiers kam er allerdings nicht, auch weil Wellens in der letzten 90 Grad-Kurve 25 Meter vor dem Ziel die Ideallinie wählte. Stybar wurde Dritter.
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