RSNplusRSN-Rangliste, Platz 66: Jason Osborne

Mehrmals war der erste Profisieg zum Greifen nah

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Mehrmals war der erste Profisieg zum Greifen nah"
Jason Osborne (Alpecin - Deceuninck) | Foto: Cor Vos

09.11.2022  |  (rsn) – Im Herbst 2021 gelang es Ruder-Ass Jason Osborne als Stagiaire bei Quick-Step nicht, sich für einen Profivertrag zu empfehlen. Danach wurde es zunächst ruhig um den 28-Jährigen, der schließlich im Juni 2022 noch einen Platz im Development-Team von Alpecin - Deceuninck erhielt. In den folgenden Monaten erlebte Osborne so viele Höhen und Tiefen wie andere Fahrer in Jahren nicht.

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Unter dem Strich überwogen aber die positiven Erinnerungen. "Ich bin eigentlich recht zufrieden. Es war ein deutlicher Schritt nach vorne für mich, auch wenn die Saison für mich noch ein, zwei große Ergebnisse mehr hätte haben können. Es gibt für mich noch viel zu lernen, aber dennoch fühle ich mich schon im Profipeloton angekommen“, bilanzierte Osborne gegenüber radsport-news.com.

Nach seinem Wechsel zum Development-Team von Alpecin – Deceuninck lieferte Jason Osborne ab der Saisonmitte überzeugende Vorstellungen ab. | Foto: Cor Vos

Seinen ersten Einsatz für Alpecin - Deceuninck absolvierte er bei den Deutschen Meisterschaften im Sauerland, wo er sich im Zeitfahren das Podium zum Ziel gesetzt hatte. Da er das Rennen aber viel zu schnell angegangen war, reichte es am Ende nur zu Platz elf. "Das war eine große Enttäuschung. Ich bin taktisch völlig falsch gefahren, so dass keine zufriedenstellenden Platzierung herausgesprungen ist“, kommentierte er selbstkritisch sein Debüt im Trikot des belgischen Rennstalls.

Gerissene Kette verhindert möglichen Gesamtsieg beim Arctic Race

Danach fand Osborne aber schnell den Weg in die Erfolgsspur, wenn auch nicht bei UCI-Rennen. In Belgien gewann er sowohl die viertägige Tour de Liege als auch die fünftägige Ronde Vlaams-Brabant. "Es waren keine großen Rundfahrten, aber mit vielen starken U23-Fahrern stark besetzt. Ich konnte so direkt zum Einstieg das Team direkt schon ein bisschen von mir überzeugen“, erklärte er.

Selbstbewusst reiste Osborne dann nach Norwegen, wo er für das Alpecin-Profiteam das Arctic Race (2.Pro) bestritt, bei dem es an den ersten Tagen für ihn rund lief. Auf der 3. Etappe fuhr der Mainzer in einer kleinen Verfolgergruppe drei Sekunden hinter dem Tagessieger Victor Lafay (Cofidis) über den Zielstrich und verbesserte sich zwischenzeitlich auf Rang acht der Gesamtwertung. Auf der letzten Etappe lag Osborne sogar auf Kurs Gesamtsieg, ehe er durch einen Defekt ausgebremst wurde.

Eine überzeugende Vorstellung lieferte der gebürtige Mönchengladbacher im Zeitfahren der Luxemburg-Rundfahrt ab.| Foto: Cor Vos

"Leider ist mir sechs Kilometer vor dem Ziel im Anstieg die Kette gerissen. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt noch gut gefühlt und hätte dann eigentlich nur noch die Abfahrt fahren müssen, das wäre es dann gewesen. So war mein Rennen dann aber praktisch vorbei, das war sehr bitter. Das wäre ein richtig großes Ergebnis für mich gewesen und dazu noch der dritte Rundfahrtsieg in Folge“, schilderte Osborne das Malheur, das ihn den ersten möglichen Erfolg in einem Profirennen kostete. Danach folgte der nächste Rückschlag, als er sich eine Corona-Infektion einfing. "Das hat mich ziemlich hart getroffen. Da habe ich wirklich lange gebraucht, um zu meiner alten Form zurückzufinden“, sagte er.

Auf Langkawi nur knapp den ersten Profisieg verpasst

Im September kehrte er bei der Luxemburg-Rundfahrt (2.Pro) ins Feld zurück. Dabei zeigte Osborne zwar wieder sein Talent, doch erneut war das Glück nicht auf seiner Seite. Im Einzelzeitfahren etwa belegte er Rang sieben, wobei mehr möglich gewesen, da er im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten auf regennassen Straßen unterwegs war. “Ich habe da gezeigt, dass ich richtig gut Zeitfahren kann“, sagte Osborne zu seiner Vorstellung. Als Gesamtsechster startete er in die Schlussetappe, auf der er diese Position zumindest verteidigen wollte. “Allerdings bin ich dann an einer Verkehrsinsel gestürzt. Dadurch war mein Gesamtklassement dann auch gelaufen“, berichtete Osborne, der die Rundfahrt schließlich auf Rang 40 beendete.

Am Schlusstag der Tour de Langkawi verpasste Osborne (li.) in seinem letzten Saisonrennen nur knapp seinen ersten Sieg bei den Profis . | Foto: Cor Vos

Nach einigen Eintagesrennen stand zum Saisonabschluss in Malaysia noch die Tour de Langkawi (2.Pro) in seinem Programm. Mit Platz zwei auf der Schlussetappe der achttägigen Rundfahrt sicherte er sich sein bisher dato bestes Ergebnis in einem UCI-Rennen. So richtig freuen konnte sich Osborne darüber allerdings nicht, denn das Sprintduell gegen Alex Molenaar (Burgos-BH) hätte er nur zu gerne für sich entschieden.

"Rückblickend habe ich viele Möglichkeiten gesehen, wie ich das Ding hätte für mich entscheiden können. Ich war irgendwie viel zu sehr damit beschäftigt, vor dem Peloton anzukommen und konnte mich nicht auf die Mitarbeit der anderen Ausreißer verlassen, weil da nicht so viel Unterstützung kam. Ich bin mir aber auch sicher: Hätte ich in der Gruppe nicht so viel investiert, dann wären wir auch wieder eingeholt worden“, sagte Osborne, der allerdings auch nicht mitbekommen hatte, dass sein letzter verbliebener Begleiter "am absoluten Limit“ war.

Auch 2023 bei Alpecin – dann aber bei den Profis?

"Da hätte am Berg ein Zehn-Sekunden-Effort gereicht, um ihn loszuwerden und solo ins Ziel zu kommen. Alternativ hätte ich, als er drei Kilometer vor dem Ziel die Führung übernommen hat, auch meine Führungsarbeit einstellen können, also einfach etwas pokern sollen, da wir hinten noch unseren Sprinter Jakub Mareczko hatten. So wäre ich erholter ins Finale gegangen und ich hätte ihn im Sprint auch schlagen können“, sagte Osborne und fügte an: "Letztlich war ich zu nervös, da ich wusste, dass es an diesem Tag klappen musste und ich mir selbst somit Druck gemacht habe“. Trotz des verpassten Sieges befand er: "Langkawi war ein guter Abschluss.“

Enttäuscht fuhr der ehemalige Ruderer auf der abschließenden 8. Etappe als Zweiter über die Ziellinie. | Foto: Cor Vos

Rückblickend freute sich der ehemalige Ruderer vor allem über seine Fortschritte beim Positionsfahren im Peloton. "Man bekommt die Routine, versteht die Dynamik im Rennen, auch die Sicherheit bei den Abfahrten ist deutlich größer geworden, gerade bei nassen Bedingungen“, so Osborne, der sich auf dem Weg zu einem “guten Allrounder“ sieht.

"Ich habe mich in dieser Saison jetzt selbst auch ein bisschen entdeckt. Gerade bei kürzeren Rundfahrten komme ich gut zurecht. Bei den langen Bergankünften, bei denen über eine Stunde geklettert wird, werde ich sicher nicht mit den Kolumbianern mithalten können, dafür habe ich ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Ich bin aber auch ein punchiger Typ, der gut die kurzen Anstiege hochkommt, wie etwa in Norwegen“, sagte Osborne, dem deshalb auch Klassiker wie Lüttich-Bastogne-Lüttich liegen könnten.

Auch die kommende Saison wird er für Alpecin - Deceuninck bestreiten. "Es ist für mich einfach das perfekte Team. Hier bekomme ich meine Chancen, darf sie auch nutzen. Ich lerne hier sehr viel, das Team kann mich auf die richtige Bahn leiten“, so Osborne. Allerdings wollte er noch nicht verraten, ob er weiterhin im Development-Team fahren oder zu den Profis aufsteigen wird.

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