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11.12.2022 | (rsn) – Nach fünf Jahren bei Bora – hansgrohe und der großen Enttäuschung über die verpasste Tour de France 2021 entschied sich Pascal Ackermann für einen Tapetenwechsel und heuerte bei UAE Team Emirates an. Doch statt im neuen Umfeld direkt durchzustarten, wurde er immer wieder durch Stürze und Verletzungen ausgebremst, so dass der Südpfälzer keine zufriedenstellende Saisonbilanz ziehen konnte.
“Es war definitiv nicht das, was ich mir von den Ergebnissen her vorgestellt habe. Ergebnistechnisch war es eine extrem enttäuschende Saison“, sagte Ackermann gegenüber radsport-news.com. “Von den Entwicklungsschritten, die ich getan habe, war es definitiv keine verlorene Saison“, fügte er allerdings an.
___STEADY_PAYWALL___Am Ende des Jahres stehen für Ackermann zwei Siege zu Buche – einer bei der Bredene Koksijde Classic (1.Pro) in Belgien und ein Etappenerfolg bei der Polen-Rundfahrt (2.Pro), wo er noch einen weiteren zweiten Platz erzielen konnte.
Nach holprigem Saisonstart konnte Pascal Ackermann bei der Bredene Classic in Koksijde seinen ersten Sieg im UAE-Trikot feiern. | Foto: Cor Vos
Nach dem Sieg in Koksijde durch Sturzpech gestoppt
Die Highlights in seiner ersten Saison bei UAE Emirates seien “sehr rar“ gewesen. Zum ersten großen Ziel hatte er die Klassiker auserkoren, in der Vorbereitung darauf waren Spitzenergebnisse allerdings Mangelware. Lediglich ein dritter Etappenrang bei der von seinem Mannschaftskollegen Tadej Pogacar gewonnenen UAE Tour (2.UWT) sprang als Zählbares heraus. Mit seinem Sieg in Koksijde deutete Ackermann Mitte März allerdings ansteigende Form an. Doch dann stürzte er bei der anschließenden Classic Brugge -DePanne (1.UWT) schwer und zog sich dabei – wie sich erst einige Zeit später herausstellen sollte – einen Steißbeinbruch zu.
Ehe die Schwere der Verletzung festgestellt wurde, nahm Ackermann noch an Gent-Wevelgem (1.UWT), dem Scheldeprijs (1.Pro) und sogar an Paris-Roubaix (1.UWT) teil. Bei allen diesen Klassikern erreichte er nicht das Ziel und musste schließlich längere Zeit pausieren. Nach einigen unauffälligen Auftritten bei belgischen Eintagesrennen meldete sich der 28-Jährige erst in der zweiten Junihälfte mit einem dritten Etappenrang bei der Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) zurück.
In der zweiten Saisonhälfte fokussierte sich Ackermann auf die Heim-EM in München und die Vuelta a Espana. Ansteigende Form zeigte er mit seinem Sieg und einem zweiten Etappenrang bei der Tour de Pologne. Bei der Heim-EM dagegen stürzte Ackermann im Straßenrennen und zog sich eine Verletzung am Finger zu. “Da war der Finger schon halb ab“, wählte Ackermann drastische Worte. So waren nicht nur die Medaillenhoffnungen dahin, kurzzeitig stand sogar ein dickes Fragezeichen hinter der Vuelta-Teilnahme.
Nach einer längeren Zwangspause kehrte Ackermann im Juni wieder ins Feld zurück. Es dauerte dann aber bis Ende Juli, eher er bei der Polen-Rundfahrt seinen zweiten Saisonsieg bejubeln konnte. | Foto: Cor Vos
Bei der Vuelta drei Mal auf das Podium gefahren
Schließlich konnte er doch bei der am 19. August in Utrecht beginnenden Spanien-Rundfahrt (2.UWT) starten. Bei der letzten Grand Tour des Jahres gelangen ihm zwar keine Siege, immerhin reiste er mit drei Podiumsplatzierungen aus Spanien ab: zwei Mal wurde er Dritter und einmal Zweiter. Im Oktober bestritt Ackermann noch vier Eintagesrennen – darunter zum Saisonabschluss den Sprinterklassiker Paris-Tours –, allerdings konnte er keine Akzente mehr setzen.
“Nach der Vuelta war ich einfach körperlich durch. Das Problem war, dass ich so viele Stürze und Verletzungen hatte, dass ich immer Vollgas daran gearbeitet habe, wieder zurückzukommen. Die Zeit vor der Vuelta mit dem Sturz bei der EM war extrem hart. Ich habe mit dem Team besprochen, dass die Rennen nach der Vuelta eigentlich wenig Sinn für mich machen, aber für das Team fahre ich sie gerne, weil wir wegen Corona-Fällen nicht genügend Fahrer hatten. Es war dann eher ein Ausrollen“, blickte Ackermann auf die Endphase seiner ersten Saison bei UAE Emirates zurück.
Sein persönliches Highlight sei gewesen, dass er trotz des Steißbeinbruchs “fit wurde für die Vuelta und bei der EM am Start stand“, so Ackermann, der München aber auch als Enttäuschung bezeichnete. “Immer wenn ich fit war, ist etwas dazwischengekommen“, fasste er sein Radsportjahr kurz und bündig zusammen.
Beim Heimspiel bei den Europameisterschaften in München stürzte Ackermann und zog sich eine schwere Verletzung am Finger zu, die kurzzeitig sogar seine Teilnahme an der Vuelta gefährdete. | Foto: Cor Vos
2023 mit “nicht zu vielen Rennen und Erholungspausen zwischendurch“
Trotz der mageren Ausbeute hat Ackermann seinen Wechsel zu UAE nicht bereut. “Der Wechsel hat mir richtig gut getan. Leider konnte ich es nur nicht so oft auf die Straße bringen, weil ich eben zu oft auf der Straße lag“, erklärte der Sprinter, der auch aus seiner Komfortzone raus musste. “Ich habe aber so vieles Neues dazu gelernt, mich auch von der Persönlichkeit her weiterentwickelt. Es war ein wichtiger Schritt und ich freue mich schon auf das neue Jahr. Schlechter als das letzte kann es sicher nicht werden“, fügte Ackermann mit einem Augenzwinkern an.
Für 2023 hat er sich vorgenommen, “auf dem Rad zu bleiben, zu zeigen, was ich kann und UAE zu beweisen, dass es die richtige Entscheidung war, mich zu verpflichten“. Ein Ziel sei es, wieder eine Grand-Tour-Etappe zu gewinnen. Welche große Landesrundfahrt er bestreiten wird, wollte Ackermann noch nicht verraten, nahe liegt allerdings ein erneuter Start bei der Spanien-Rundfahrt. “Insgesamt habe ich ein gutes Rennprogramm mit nicht zu vielen Rennen und Erholungspausen zwischendurch, was aktuell sehr wichtig ist“, sagte Ackermann.
Mit Top-Star Tadej Pogacar wird er im kommenden Jahr wohl nur selten gemeinsam antreten. 2022 war das noch ganz anders, als der deutsche Sprinter und der slowenische Rundfahrtspezialist die UAE-Tour, Tirreno-Adriatico (2.UWT) und die Slowenien-Rundfahrt Seite an Seite bestritten. “Ich hatte eigentlich mehr Kontakt als geplant mit Tadej. Viele im Team hatten Corona und ich bin dann so ein bisschen in sein Programm reingerutscht“, so Ackermann.
Seinen Kapitän bezeichnete er als “extrem coolen Typen. Wie er fährt, wie er sich als Mensch verhält, so etwas habe ich selten erlebt. Es war immer schön, mit ihm unterwegs zu sein und ich freue mich immer, wenn ich ein Rennen mit ihm habe, auch wenn es dann vielleicht heißt, dass ich von vorne arbeiten muss. Er ist der Leader im Team, aber er ist ein Leader, für den man einfach gerne arbeitet“, lobte Ackermann den zweimaligen Tour-de-France-Sieger.
Bei der Spanien-Rundfahrt ging Ackermann leer aus, in der Bilanz standen zwei dritte Etappenplätze, einmal wurde er Zweiter. | Foto: Cor Vos
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