RSNplusRSN-Rangliste, Platz 35: John Degenkolb

Nach Rückkehr zu DSM Mentor statt Monument-Sieger

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Nach Rückkehr zu DSM Mentor statt Monument-Sieger"
John Degenkolb (DSM) | Foto: Cor Vos

25.11.2022  |  (rsn) – Siege oder Podiumsplatzierungen konnte John Degenkolb bei seiner Rückkehr zu DSM, der Rennstall für den er 2015 die Monumente Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix gewann, nicht einfahren. Dennoch sprach der 33-Jährige gegenüber radsport-news.com von einer "durchaus zufriedenstellenden“ Saisonbilanz. Dies lag auch an seiner neuen Rolle im Team. Der Fokus sollte sich beim Routinier weg vom Ergebnisfahrer hin zum Mentor für die jungen Fahrer verschieben.

"Meine neue Rolle hat ohne Frage meine persönliche Zielsetzung auf Ergebnisse verändert. Auch daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Die Rückkehr zu DSM war aber die absolut richtige Entscheidung“, befand Degenkolb, der beim Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) Ende Februar in die Saison eingestiegen war.

___STEADY_PAYWALL___

Im Trikot von Giant - Alpecin, dem Vorgänger von DSM, war John Degenkolb 2015 der Schnellste auf der Via Roma. | Foto: Cor Vos

Die Klassiker fuhr er ordentlich, allerdings hätte sich der Frankfurter wohl mehr erhofft als Platz 18 bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix. Das erste Monument in diesem Jahr hatte Degenkolb dagegen aus gesundheitlichen Gründen ganz verpasst. "Bei Mailand-Sanremo krankheitsbedingt zu fehlen, war sehr enttäuschend. Die Classicissima im TV zu verfolgen hat mir schon in der Seele weh getan, muss ich sagen“; gab Degenkolb einen Einblick in sein Seelenleben.

Den Abschluss seiner Klassikerkampagne bildete traditionell sein Heimrennen Eschborn-Frankfurt (1.UWT), wo er nach Rang zwei im Vorjahr aber nicht über Platz 22 hinauskam. Sein persönlich großes Saisonhighlight folgte schließlich mit der Tour de France, bei der er zum achten Mal mit von der Partie war.

Highlight Grand Départ in Dänemark

Ein eigenes Ergebnis gelang dem DSM-Profi dabei zwar nicht. Aber aus zweierlei Gründen blieb ihm die Frankreich-Rundfahrt 2022 in guter Erinnerung. "Beim Grand Départ in Dänemark mit dabei zu sein, das war ein großes Highlight. Diese drei Tage waren absolut unvergesslich, was die Begeisterung und Euphorie der Fans am Streckenrand anging“, so Degenkolb, der mit seinen Helferdiensten zudem dazu beitrug, dass Romain Bardet den siebten Gesamtrang belegte und nach der nachträglichen Disqualifikation von Nairo Quintana noch auf Platz sechs vorrückte.

Degenkolb genoss die Zuschauermassen beim Grand Départ in Dänemark.| Foto: Cor Vos

Nach der EM in München ging es für Degenkolb schließlich zur Vuelta a Espana, seiner zweiten GrandTour der Saison. Das Doppel aus Frankreich- und Spanien-Rundfahrt war ursprünglich für Degenkolb nicht vorgesehen. "Als ich die Tour in Angriff genommen habe, wusste ich ehrlich gesagt noch nichts von `meinem Glück` dieses Jahr direkt wieder zwei große Rundfahrten zu bestreiten. Gegen Ende der Tour kam die Mannschaft auf mich zu, ob ich es mir zutrauen würde auch bei der Vuelta dabei zu sein und dort die Mannschaft als Roadcaptain zu leiten“, so Degenkolb, der nicht nurunter anderem dazu beitrug, dass Kapitän Thymen Arensman den sechsten Gesamtrang belegte. Außerdem konnte er mit den Plätzen neun und sieben auf den Etappen zwei und elf auch seine ersten beiden Top-Ten-Resultate der Saison einfahren.

Nach der Vuelta sei Degenkolb, der bei keinem seiner 70 Renntage vorzeitig vom Rad gestiegen war, nach einer strapaziösen Saison aber auch "physisch und vor allem mental ans Limit gekommen. Mit diversen Trainingslagern im Winter, einer vollgepackten Klassiker-Kampagne, zwei dreiwöchigen Höhentrainingslagern und zwei Grand Tours war das schon wirklich eine lange und kräftezehrende Saison“, blickte er zurück. Trotz allen Kraftverlusts gelang ihm Ende September mit Rang vier beim Omloop Houtland Lichtervelde (1.1) aber noch das beste Ergebnis der Saison.

Degenkolb bleibt Mentorrolle treu

Die vollbepackte Saison sieht Degenkolb aber auch positiv, vor allem mit Blick auf das kommende Jahr. "Es ist eine gute Grundlage für meine 13. Profisaison“, blickte Degenkolb voraus. An seiner Rolle im Team wird sich auch im zweiten Jahr nichts ändern. Vor allem wird es darum gehen, seine jungen Teamkollegen zum Erfolg zu führen. "Auch im nächsten Jahr werden wir aber von Rennen zu Rennen denken. Sollten sich da für mich Chancen ergeben, werde ich selbstverständlich versuchen, das bestmögliche Ergebnis einzufahren“, so Degenkolb. "Am Ende zählt das Teamergebnis“, fügte er an.

Der Fokus wird aber auf dem Mentoren-Job liegen. Und diesen empfindet er als absolut bereichernd. "Mir bereitet es riesigen Spaß, mit jungen Sportlern zu arbeiten, ihnen zu helfen und Erfahrungen zu teilen“, so Degenkolb, der diesbezüglich schon 2022 viele positive Erlebnisse hatte. "Am schönsten sind natürlich die Momente, wenn man vor dem Rennen gemeinsam einen Plan macht und wir als Mannschaft das, was wir vorher besprochen haben, so genau wie möglich dann auch auf die Straße bringen“, berichtete Degenkolb.

Degenkolb (rechts) und Marco Brenner (beide DSM) | Foto: Cor Vos

Viel Zeit auf und neben der Rennstrecke verbrachte Degenkolb auch mit seinem 13 Jahre jüngeren Landsmann Marco Brenner. Mit ihm hatte er sich im Winter im Trainingslager schon das Zimmer geteilt. "Ihn dann übers Jahr zu begleiten, zu sehen wie er mit Rückschlägen und Niederlagen umgeht, aufsteht, weitermacht und am Ende des Jahres bei der Vuelta dann seine erste große Rundfahrt auf einem super Niveau bestreitet, das macht mich mindestens genauso stolz wie selber Radrennen zu gewinnen.“

Apropos selber Radrennen gewinnen. Dies ist trotz seiner Rolle als Roadcaptain auch Degenkolbs Ziel für 2023. Nachdem er nun zwei Saisons hintereinander ohne persönliches Erfolgserlebnis geblieben war, soll dieses nun im kommenden Jahr nachgeholt werden, "egal bei welchem Rennen“, schloss Degenkolb.

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.12.2022Fahrer des Jahres 2022: Küng freut sich über Strassacker-Trophäe

(rsn) – Eine Woche hatte Stefan Küng zuhause, bevor sich der Schweizer von Frauenfeld wieder verabschieden musste, um am heutigen Dienstag die nächste Trainingslager-Reise in Angriff zu nehmen.

19.12.2022Die Radsport-News-Jahresrangliste 2022 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2022 fi

19.12.2022Ein Super-Jahr trotz zwei schmerzhafter Niederlagen

(rsn) – 2022 war das Jahr des Stefan Küng (Groupama - FDJ). Im Juni feierte der Schweizer die Geburt seines ersten Sohnes Noé und sportlich lief es über die gesamte Saison hinweg glänzend. Küng

18.12.2022Eine Hüft-OP ebnete den Weg zurück auf die Siegerstraße

(rsn) – Ein ganz großer Sieg wie beim Flèche Wallonne oder der Tour-Etappe in Sarran im Jahr 2020 sprang in dieser Saison zwar nicht für ihn heraus, doch mit insgesamt vier ersten Plätzen bei kl

17.12.2022Vom ersten bis zum letzten Rennen Leistung abgerufen

(rsn) – In seinem zweiten Profijahr gelang Mauro Schmid zwar kein Coup wie 2021, als er eine Etappe des Giro d‘Italia gewann. Doch bei seinem neuen Team Quick-Step Alpha Vinyl machte der Schweizer

16.12.2022Bester Deutscher trotz zwei Mal Corona und Nahtoderlebnis

(rsn) – Trotz zweier Coronaerkrankungen und eines schweren Trainingssturzes, der ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzte, konnte Max Walscheid (Cofidis) 2022 so viele Punkte für die Jahresranglist

15.12.2022In der Romandie geglänzt, bei der Tour tragischer Held

(rsn) – Er war der tragische Held der Tour de France – nicht nur aus deutscher Sicht, sondern auch für die internationalen Fans: Simon Geschke (Cofidis) kämpfte bis zur letzten Bergetappe wacker

14.12.2022Zunächst konstant stark, dann von Corona ausgeknockt

(rsn) - Auch wenn ihm in der Saison 2022 deutlich weniger Siege gelangen als noch im vergangenen Jahr, so wusste Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) mit einer deutlichen Leistungssteigerung zu beeindru

13.12.2022Nach den Klassikern aus dem Loch herausgearbeitet

(rsn) – Auch wenn er im Frühjahr wegen Krankheiten nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren konnte und im Sommer bei der Tour de France leer ausging, fällt Nils Politts Saisonbilanz positiv aus

12.12.2022Nach langem Leidensweg Befreiungsschlag in der Schweiz

(rsn) – Es war eine der beeindruckendsten Triumphfahrten der gesamten Saison 2022: Als Bob Jungels (AG2R Citroën) am 10. Juli durch die Schweiz rauschte und in Chatel am Rande des Skigebiets Les Po

11.12.2022Immer wenn er fit war, kam etwas dazwischen

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Bora – hansgrohe und der großen Enttäuschung über die verpasste Tour de France 2021 entschied sich Pascal Ackermann für einen Tapetenwechsel und heuerte bei UAE

10.12.2022Die Beständigkeit in Person

(rsn) – Der Wechsel von DSM zu Movistar hat sich für Max Kanter gelohnt. Der 25-Jährige muss zwar weiter auf seinen ersten Sieg warten, doch mit 29 Top-Ten-Resultaten war er der beständigste Erge

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Trotz Vertrag: Amador beendet Karriere

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

19.11.2024Ein Jahr unter der Überschrift “Primoz Roglic“

(rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den gr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine