Artz ist der neue U23-Europameister

Bärenstarker Behrens verpasst Gold im Zweiersprint

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Bärenstarker Behrens verpasst Gold im Zweiersprint"
Huub Artz und Niklas Behrens sprinten um Gold. | Foto: Cor Vos

13.09.2024  |  (rsn) – Viel hatte Niklas Behrens nach einer bärenstarken Vorstellung nicht zum Europameistertitel in der U23 gefehlt. Der Deutsche verlor im Zweiersprint gegen den Niederländer Huub Artz, nachdem er zuvor zunächst die entscheidenden 15-köpfigen Gruppe sowie später auch das Trio, das die Medaillen unter sich ausmachte, forciert hatte. Bronze ging an den Franzosen Léandre Lozouet vor dem Luxemburger Mats Wenzel und dem Schweizer Fabian Weiss.

Unterwegs war Behrens der aktivste und stärkste Fahrer, dabei arbeitete er vielleicht etwas zu viel. Im Finale ließ der zukünftige Profi bei Visma – Lease a Bike sich von seinem letzten Begleiter aufscheuchen, nachdem die beiden Lozouet kurz zuvor abgeschüttelt hatte.

Am schlausten war am Ende Artz. “Ich habe nicht erwartet, hier heute zu gewinnen. Ich habe die ganze Woche darüber nachgedacht, wie ich gewinnen kann, denn ich dachte, dass es ein Sprint werden würde. Ich hatte auf Wind gehofft“, verriet der Allrounder, der bereits einen Profivertrag bei Intermarché - für dessen Nachwuchsteam er fährt - in der Tasche hat. Den Zweiersprint gegen Behrens gewann er vom Hinterrad des Deutschen. “Am Ende kam es darauf an, wer die schnellsten Beine hat – und die hatte ich!“, freute er sich im Ziel-Interview.

Tim Torn Teutenberg, der wie Behrens zu den Favoriten gehörte, verpasste den Sprung in die entscheidende 15-köpfige Gruppe. Später stürzte er, letztendlich kam er als 16. und zweitbester Athlet des Feldes ins Ziel. Zwei Plätze dahinter wurde Tobias Müller 18. und somit bester Fahrer, der diese Saison nicht in einem Profi- oder Farm-Team unterwegs ist. Julian Borresch war Teil einer ersten Gruppe, die allerdings schon früh gestellt wurde. Er beendete die EM als 61..

Bester Österreicher im Ziel wurde Benjamin Eckerstorfer auf Position 58.

So lief die U23 Europameisterschaft:

Eine siebenköpfige Ausreißergruppe mit Julian Borresch, dem Schweden Carl Kagevi, dem Norweger Halvor Sandstad, dem Dänen Stian Rosenlund, Wenzel, dem Schweizer Roman Holzer und dem Polen Mateusz Gajdulewicz setzte sich in der Anfangsphase des Rennens ab, wurde aber vom Feld nie weit weggelassen und schon vor den letzten 100 Kilometern wieder eingeholt.

Am Kopfsteinpflasterabschnitt von Manshoven lösten sich nach 70 Kilometern 15 Fahrer mit unter anderem Behrens, dem Schweizer Alexandre Kess, Weiss, dem französischen Decathlon-Profi Pierre Gautherat, dem tschechischen Novo-Nordisk-Profi Matyas Kopecky und dem niederländischen U23-Cross-Weltmeister Tibor del Grosso und zwei seiner Teamkollegen.

Das Streckenprofil der U23 Europameisterschaft | Foto: Veranstalter

Während sich die Spitzenreiter 40 Sekunden lösten, entstand am Zammelenberg 75 Kilometer vor dem Ziel ein Oktett mit drei Dänen. Teutenberg stürzte in dieser Phase. Der Deutsche konnte mit einem neuen Rad weiterfahren.

An der nächsten Passage im Manshoven forcierte Behrens erneut das Tempo. Mit Artz und Lozouet setzte er sich mit noch 59 zu fahrenden Kilometern. Die Verfolgergruppe um die Dänen wuchs an den Hügeln und den Kopfsteinpflasterpassagen deutlich an. Von dort schafften der Schweizer Fabio Christen und der Luxemburger Mats Wenzel eingangs der letzten 48 Kilometer den Sprung zu den Verfolgern des Trios.

Seine beiden Begleiter und der bärenstarke Behrens gingen mit 25 Sekunden Vorsprung auf ihre 14 Verfolger auf die letzten 40 Kilometer, das Peloton lag in diesem Moment 1:30 Minuten zurück. Dann standen der Kolmont- und der Zammelenberg auf dem Programm. Dort halbierte sich der Abstand der beiden Gruppe nach einer Attacke del Grossos, als die aber neutralisiert war, lösten sich Wenzel und Weiss.

Das Duo kam dem Trio zunächst näher, aber vor allem Behrens sorgte dafür, dass er mit seinen Begleitern vorn blieb. Am Printhagendreef wurde 28 Kilometer vor dem Ziel der letzte Kopfsteinpflastersektor absolviert. Die Drei an der Spitze verließen ihn 33 Sekunden vor den beiden und 1:20 Minuten vor den 12 Verfolgern.

Die Schlussrunde in Hasselt

Nun begann die Konsolidierungsphase, wobei Weiss und Wenzel ein paar Sekunden aufholen konnten. Eingangs der 14 Kilometer langen Schlussrunde lagen Behrens und Co. 23 Sekunden vorn, del Grosso und Co. wiesen eine weitere Minute Rückstand auf. Behrens war weiterhin der Aktivste des Trios. Er wollte scheinbar verhindern, dass der Schweizer und der Luxemburger noch aufschließen können, doch seine beiden Begleiter zogen nicht voll mit.

In der dritten Gruppe begannen nun die Angriffe. Christen setzte sich mit del Grosso, Gautherat und dem Dänen Rasmus Pedersen ab. Kopecky sprang als Letzter etwas später nach vorn. Behrens schaute nun mehr nach hinten als nach vorn. Als die Verfolger auf 15 Sekunden herankamen, attackierte er seine beiden Begleiter auf einer Brücke 5,1 Kilometer vor dem Ziel.

Mit dem Franzosen am Hinterrad schloss Artz die Lücke am 4-Kilometer-Banner. Nun war es vorbei mit der Einigkeit. 600 Meter später probierte es der Niederländer in einer Kurvenkombination. Lozouet passte und Behrens sprang allein hin. Mit noch 2,2 zu fahrenden Kilometern attackierte Behrens vom Hinterrad seines letzten Widersachers, doch der bekam die Lücke erneut zu.

Mit zehn Sekunden Vorsprung passierte das Duo den Teufelslappen. Kurz danach ging der Deutsche am lamentierenden Niederländer vorbei, der danach in der zweiten Position sitzen blieb. Artz trieb den Deutschen vor sich her, täuschte mehrmals den frühen Angriff an. Als er tatsächlich lossprintete, schien Behrens dagegenhalten zu können, letztendlich zog der BDR-Fahrer aber den Kürzeren, nachdem die beiden fast noch kollidiert waren. Lozouet sicherte sich Bronze.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.09.2024Pedersen sprintet nach verpufften Angriffsversuchen auf Platz 6

(rsn) – Mads Pedersen und die dänische Nationalmannschaft wollten das EM-Straßenrennen von Hasselt so hart wie möglich gestalten, um den Sprint-Spezialisten das Leben schwer zu machen. Am Ende wa

16.09.2024Van der Poel beißt sich Zähne aus: “Wussten, dass es schwer wird“

(rsn) – Der Massensprint war im EM-Straßenrennen von Hasselt letztendlich unausweichlich. So sehr es die Teams ohne designierten Sprint-Favoriten auch versuchten, am Ende kam es zum erwarteten Szen

15.09.2024Walscheid mit schleichendem Plattfuß auf Rang zwölf

(rsn) – Das deutsche Team war eines der prägenden im EM-Straßenrennen der Männer. Allein im Ergebnis lässt sich das überhaupt nicht ablesen. Beim Sieg von Tim Merlier (Belgien) schaffte es Max

15.09.2024Merlier sprintet zum Europameister-Titel

(rsn) – Drei Sprinter hatte Belgien mit ins Straßenrennen der Europameisterschaften der Elite-Männer genommen. Und alle drei hatten ihre Aktien im Finale. Der größte Anteil gehörte Tim Merlier.

15.09.2024Bräutigam sprintet im Straßenrennen der Juniorinnen zu Silber

(rsn) – Nach 73 Kilometern, die auf dem flachen EM-Kurs von Heusden-Zolder nach Hasselt komplett ohne Ausreißer auskamen, sprintete Messane Bräutigam am letzten Tag der Europameisterschaften in de

15.09.2024Politt: “Wir wollen das Rennen schwer machen“

(rsn) – Das Highlight der Straßen-Europameisterschaften ist das abschließende Straßenrennen der Männer am Sonntag. Mit John Degenkolb, Niklas Märkl (beide DSM Firmenich – PostNL), Kim Heiduk

15.09.2024Schweinberger-Schwestern freuen sich über zwei Top-Ergebnisse

(rsn) - Mit einem Massensprint endete das Straßenrennen der Frauen der Europameisterschaften in Belgien und die Tirolerin Kathrin Schweinberger konnte mit dem sechsten Rang das historisch beste EM-E

15.09.2024Übersicht: Zeitplan und Sieger der Straßen-EM 2024

(rsn) – Insgesamt 14 Entscheidungen stehen bei den Straßen-Europameisterschaften 2024 in der belgischen Provinz Limburg vom 11. bis zum 15. September auf dem Programm. Zunächst sind am Mittwoch di

14.09.2024Sprinter in der Favoritenrolle, aber am Ende auch siegreich?

(rsn) – In schöner Regelmäßigkeit wechselten sich in den vergangenen Jahren, seit die Elite an den Europameisterschaften auf der Straße teilnimmt, die Kurse für Sprinter und Klassikerfahrer ab.

14.09.2024Offensive Lippert enttäuscht von Italien und den Niederlanden

(rsn) – Auf dem fast völlig flachen Kurs der Europameisterschaften Liane Lippert (Movistar) im Aufgebot des deutschen Straßenteams zu finden, war doch eine größere Überraschung. Doch die Friedr

14.09.2024Wiebes lässt keine Zweifel aufkommen und wird Europameisterin

(rsn) – Erwartungen erfüllt. Lorena Wiebes hat für die Niederlande Gold im Straßenrennen der Elite-Frauen geholt. Der 162 Kilometer lange Kurs von Heusden-Zolder nach Hasselt war nicht schwierig

14.09.2024Orn-Kristoff hat das Klassiker-Gen früh eingepflanzt bekommen

(rsn) – 2017, als in Herning in Dänemark die Europameisterschaften ausgetragen wurden, eroberte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) sich den Titel bei den Elite-Männern. Sieben Jahren später zog

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Trotz Vertrag: Amador beendet Karriere

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

19.11.2024Ein Jahr unter der Überschrift “Primoz Roglic“

(rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den gr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine