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12.01.2014 | (rsn) - Es war alles andere als Routine für Hanka Kupfernagel (Maxx-Solar / Wolfis Bikeshop Buggingen), im oberfränkischen Döhlau zum zwölften Mal Deutsche Cross-Meisterin zu werden. Entsprechend glücklich sah die 39-Jährige im Ziel aus, sie strahlte über das ganze Gesicht: „Ich war wieder ziemlich nervös. Das geht auch mit den Jahren nicht weg“, erzählte Kupfernagel bei der Siegerehrung von ihren Gefühlen.
„Aber das Publikum war toll, und durch die Nähe zu Thüringen waren viele alte Bekannte da - auch meine Patenkinder sind hier und meine ganze Familie. Das hat mich zusätzlich motiviert.“ Eine weitere Motivationshilfe nannte Kupfernagel radsport-news.com dann noch nach der Dopingkontrolle: „Es war heute ähnlich wie bei der WM 2008 in Treviso“, erklärte sie. „Da habe ich mir auch vorher nichts ausgerechnet, weil der Kurs schnell war und gut für Straßenfahrer - also dachte ich, dass ich nichts gegen Vos ausrichten kann. Aber dann hatte es über Nacht gefroren und morgens etwas getaut und es waren ähnliche Bedingungen wie hier: halb gefroren halb glitschig.“
Dass sie sich in Döhlau ebenfalls nichts ausgerechnet hatte, will man Kupfernagel nicht abnehmen, aber die Deutlichkeit ihres Sieges - Kupfernagel gewann 1:40 Minute vor der großen Kontrahentin Elisabeth Brandau (RSC Schönaich / EBE Racing Team) und 2:04 Minuten vor Lisa Heckmann (Stevens Racing Team / VC Darmstadt) - war tatsächlich nicht zu erwarten. „Ich war definitiv überrascht. Ich habe in letzter Zeit gesehen, dass Elisabeth ziemlich stark ist und dachte, dass es hier sehr eng wird“, erklärte sie.
„Und so wie der Kurs auf dem Streckenplan aussah, dachte ich auch, dass er Trixi entgegen kommt.“ Doch Trixi Worrack (Specialized-lululemon), die im Vorjahr noch den Titel gewonnen hatte, landete diesmal mit 3:55 Minuten Rückstand nur auf Rang vier.
Die 32-Jährige hatte mit den schwierigen Bedingungen zu kämpfen, von denen auch Kupfernagel berichtete: „Die Abfahrt hinten über das Feld war so fies, da musste man richtig wütend sein, um gut drüberzukommen“, benannte sie die Schlüsselstelle der Strecke von Döhlau: eine ungewöhnlich lange, schnurgerade Abfahrt über einen Acker, auf dem über Nacht die tiefen Spurrillen vom Vortag festgefroren waren - technisch höchst anspruchsvoll und, wie viele Fahrer und Fahrerinnen bemängelten, auch gefährlich.
Kupfernagel kam diese Passage entgegen, denn abgesehen von ihr schaffte es keine Fahrerin, sie in allen Runden komplett zu fahren. Und auch wenn sie selbst in der vorletzten Runde zu Fall kam, so vergrößerte die Thüringerin ihren Vorsprung auf dem Feld jeweils deutlich, weil Brandau und Co. zu kämpfen hatten.
„Es kam dort auf den Kopf an. Man musste einfach richtig reinhalten können, und das habe ich mich am Anfang einfach nicht richtig getraut“, erklärte Brandau radsport-news.com, warum sie mit Kupfernagel dort nicht mithalten konnte. „Ich weiß nicht warum. Ich habe in der ersten Runde viele Fehler gemacht. Erst gegen Ende habe ich mich wieder in den Griff gekriegt.“
Trotz ihrer Fehler lag Brandau ab Mitte der ersten Runde auf dem zweiten Platz und sah Kupfernagel vor sich davon fahren. Etwas, was zusätzlich belastete: „Anstatt mich auf mich zu konzentrieren, habe ich nach vorne geguckt. Das war falsch.“
Hinter den beiden Solistinnen fuhr zunächst Carolin Schiff (VC Vegesack / Stevens Racing Team) auf dem dritten Rang, doch im Verlauf des Rennens fiel sie Position um Position zurück und landete am Ende auf dem sechsten Platz. Heckmann, Worrack und auch Jessica Lambracht (RSC Hildesheim / Stevens 1a Crossteam) überholten Schiff und bildeten eine Dreiergruppe, die sich lange einen interessanten Kampf um Bronze lieferte, bis sich die Deutschland-Cup-Siegerin Heckmann schließlich absetzte.
„Ich habe nicht damit gerechnet wieder Dritte zu werden“, sagte die Odenwälderin, die schon im Vorjahr Bronze geholt hatte. „Aber mir kamen die Verhältnisse entgegen, weil es heute schwierig war.“ Heckmann war Lambracht und Worrack gerade in den technisch anspruchsvollen Streckenabschnitten überlegen und machte dort Boden gut - auch gegenüber Brandau, an die sie gegen Ende des Rennens immer näher herankam. Im Ziel fehlten nur 24 Sekunden zu Silber.
„Ich hätte vielleicht riskieren sollen, in jeder Runde den Schräghang zu fahren“, überlegte sie im Gespräch mit radsport-news.com, wo noch Potenzial gewesen wäre. „Dann wäre ich vielleicht dran gewesen. In der letzten Runde habe ich es ja getan und auch geschafft.“ Die Schrägfahrt in der zweiten Hälfte des Rundkurses war neben der langen Acker-Abfahrt der zweite technisch anspruchsvolle Teil der Strecke, den beinahe alle Frauen laufen mussten.
Am Ende bestätigte das Resultat des Meisterschaftsrennens die Kräfteverhältnisse, die sich in den bisherigen Vergleichen der besten Frauen in dieser Saison angedeutet hatten, und so konnten alle zufrieden sein. Während aber Heckmann „überglücklich“ war, konnte Brandau nicht ganz so laut jubeln. Sie hatte sich den Titelgewinn zum Ziel gesetzt. „Insgesamt bin ich zufrieden“, sagte sie zwar, doch ihre weiteren Ausführungen ließen erahnen, dass völlige Glückseligkeit etwas anderes ist. „Vor mir liegt ja jetzt die Mountainbike-Saison“, schien sie sich etwas zu trösten. „Und vielleicht kann ich mich nächstes Jahr auch im Cross nochmal steigern.“
Brandau will den Meister-Titel, aber sie will ihn nicht geschenkt bekommen. Deshalb hofft sie, dass auch die dann 40-jährige Kupfernagel 2015 wieder antritt. „Ich weiß nicht, was sie vor hat, aber es wäre schon schön“, so die ambitionierte 28-Jährige. Kupfernagel wollte das aber noch nicht versprechen, denn eigentlich will sie in Lorsch im nächsten Herbst ihr Abschiedsrennen geben. Aber als Titelverteidigerin nicht bei den Meisterschaften starten, geht das? „Naja, mal gucken. Wo ist denn nächstes Jahr? In Borna, oder?“ Ja, in Borna. Das ist übrigens noch näher an Thüringen als Döhlau.
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