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11.04.2016 | (rsn) – Um eine Reifenstärke hätte Tom Boonen (Etixx-Quick-Step) bei Paris-Roubaix Geschichte geschrieben. Am Sonntag musste sich der 35 Jahre alte Belgier nach 257,5 Kilometern des französischen Frühjahrsklassikers im Velodrome von Roubaix im Sprint nur knapp dem Australier Matthews Hayman (Orica-GreenEdge) geschlagen geben.
Der war übrigens von seinem Sensationserfolg so überrascht, dass er sich im Interview nach dem Rennen bei Boonen dafür entschuldigte, diesem den historischen fünften Sieg und damit den alleinigen Roubaix-Rekord weggeschnappt zu haben. So oft hat noch nie ein Fahrer bei der Königin der Klassiker triumphiert.
“Ich habe nie an mir gezweifelt. Dazu besteht kein Grund“, sagte Boonen, der nach einem Sturz bei der Abu Dhabi Tour am Ende der vergangenen Saison mit einer langwierigen Verletzung zu kämpfen hatte und auch wegen der dadurch verzögerten Vorbereitung deshalb in diesem Frühjahr lange brauchte, um in Form zu kommen. Beweis dafür war die Flandern-Rundfahrt am vergangenen Sonntag, bei er nicht über Rang 15 hinaus gekommen war.
Paris-Roubaix sei sein erstes Rennen dieses Jahres gewesen, bei dem er in der Verfassung gewesen sei, auf Sieg zu fahren“, erklärte der Belgier. “Ich habe heute Paris-Roubaix als Zweiter beendet und hatte die Chance, es zu gewinnen. In Flandern sagt man ‚Man muss eine Katze eine Katze nennen‘, ich kann also nicht unzufrieden sein“, fügte Boonen an.
Damit meinte er auch den Sturz auf dem Sektor 21 unweit vom Wald von Arenberg, bei Boonen un im Gegensatz zu seinem Langzeit-Rivalen Fabian Cancellara nicht aufgehalten und dadurch letztlich entscheidend zurückgeworfen wurde. Der Etixx-Kapitän befand sich im vorderen Teil des Feldes und hatte auch noch Tony Martin an seiner Seite, der in der Folgezeit über viele Kilometer für Tempo und dafür sorgte, dass die Lücke zur großen Spitzengruppe geschlossen wurde.
Danach übernahm Boonen selber das Kommando und zeigte sich immer wieder im Wind, um die Gruppe um Cancellara und Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff) auf Distanz zu halten. „Tony Martin hat einen unglaublichen Job gemacht. Wir haben es eigentlich genauso wie in den vergangenen Wochen gemacht. Diesmal ging es ein bisschen besser für uns aus“, so Boonen, der die Zusammenarbeit in der Spitzengruppe lobte: „Es war ein Finale über 130 Kilometer. Niemand hat versucht, vom anderen zu profitieren. Es war einfach nur ein intensives Rennen. So was mag ich.“
Höhepunkt eines spektakulären und denkwürdigen Rennens waren die letzten sechs Kilometer, auf denen sich die zu diesem Zeitpunkt nur noch fünf Spitzenreiter ständig gegenseitig attackierten. Auch Boonen, dem man ansah, dass er mit aller Macht seinen fünften Pflasterstein gewinnen wollte, versuchte es vergeblich, so dass ein Fünfer-Sprint über den Sieg entscheiden musste. „Alle waren wirklich müde. Ich war immer noch zuversichtlich, ich wusste, dass ich im Sprint vorne positioniert sein müsste.“
Doch genau dieses Vorhaben klappte nicht. Boonen war in der letzten Kurve innen eingebaut und schaffte es auf den letzten Metern nicht mehr, Hayman noch abzufangen. “Ich habe keinen Fehler gemacht, hatte nur Pech, dass ich keinen Platz hatte um vorbeizuziehen. Es ist ein Sprint und der läuft nie so, wie man das erwartet“, sagte der knapp Geschlagene, der auf dem Podium alles andere als geknickt wirkte – vielleicht auch deshalb, weil das gestrige 114. Paris-Roubaix noch nicht sein letztes gewesen sein soll.
“Derzeit sehe ich keinen Grund, warum ich nächstes Jahr nicht hierher zurückkommen sollte. Ich bin mit dem zweiten Platz zufrieden, aber ich will es noch ein weiteres Mal probieren“, kündigte Boonen seine Rückkehr in die „Hölle des Nordens“ an.
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