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17.07.2018 | (rsn) - Nach dem Ruhetag, den die meisten Fahrer nach der Jagd über die Pflastersteine sicher gebraucht haben, biegt die Tour endlich in die Berge ein. Die erste Alpenetappe über 159 Kilometer vom Lac d’Annecy nach Le Grand-Bornand ist nicht sehr lang, dafür müssen aber gleich fünf klassifizierte Anstiege überwunden werden.
TagesTOUR:
Den Auftakt macht nach bereits 19 Kilometern die zur 4. Kategorie zählende Cote de Bluffy. Nur zehn Kilometer später steht der Zwischensprint an, weshalb die Tagesgruppe möglicherweise erst danach davonziehen ziehen kann. Mit dem Anstieg zum Col de la Croix Fry (1. Kat.) bietet sich Ausreißern direkt nach dem Zwischensprint eine Startrampe für einen erfolgreichen Fluchtversuch. Auf 11,3 Kilometern müssen immerhin sieben Prozent Steigung bewältigt werden.
Nach 68,5 Kilometern steht mit dem Montée du plateau des Glières der erste Anstieg der Ehrenkategorie bei dieser Tour an. Die Besonderheit des Berges liegt in seinen letzten zwei Kilometern, die geschottert sind. Über eine Abfahrt und eine längere Flachpassage können die Fahrer Luft holen, ehe im Finale mit der Erstkategorie-Kombination aus Col de la Romme (8,8 km/8,9 Prozent) und Col de la Colombière (7,5 km/8,5 Prozent) nochmals schweres Terrain wartet. Vom letzten Gipfel sind es noch 14,5 abfallende Kilometer zum Ziel im Wintersportort Le Grand-Bornand.
KulTOUR: Le Grand-Bornand liegt gut 934 Meter über dem Meer. Im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, entwickelte sich das beschauliche Bergdorf Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem beliebten Ferienort. Seit den 1960er Jahren wird vor allem der Wintersport im kleinen Alpenort groß geschrieben. Zahlreiche Skilifte, Abfahrtpisten und Loipen bieten viel Freizeitvergnügen auf zwei Brettern. In den Sommermonaten lebt das 2000-Einwohner-Städtchen hingegen hauptsächlich von der Land- und Alpwirtschaft.
HisTOURie: Le Grand-Bornand hat in den letzten Jahren immer wieder Tourgeschichte geschrieben – dabei spielte der Lausitzer Andreas Klöden mehrfach eine unglückliche Rolle. 2004 sprintete Lance Armstrong den Deutschen noch ab und feierte im Fotofinish den Etappensieg. Fünf Jahre später führte das Finale - wie es auch heute der Fall sein wird - über die Kombination Romme/Colombière, als Alberto Contador entgegen der Astana-Teamorder attackierte, seinen Teamkollegen Klöden distanzierte und im Ziel Frank Schleck den Etappensieg überließ. 2013 schließlich siegte Rui Costa als Ausreißer im strömenden Regen – ebenfalls vor Klöden. Aber es gab für die Deutschen auch erfreuliche Nachrichten aus Le Grand-Bornand: 2007 fuhr Tour-Debütant Linus Gerdemann als Ausreißer zum Tagessieg und ins Gelbe Trikot der Frankreich-Rundfahrt.
rsn-TOURakel: Am ersten Renntag nach der Schinderei von Roubaix bietet sich die Chance zur Wiedergutmachung – und einige Fahrer werden die Gelegenheit beim Schopf packen wollen. Kletterer, die auf dem Pavé viel Zeit verloren haben, werden früh in die Offensive gehen und möglicherweise für ein verrücktes Rennen sorgen. Bergfahrer ohne großen Zeitrückstand werden vor allem am Col de la Romme die Muskeln spielen lassen. Die Abfahrt vom Colombìere Richtung Ziel ist Traumterrain für Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida), der auf der Abfahrt mit großer Wahrscheinlichkeit die Konkurrenz an die Grenzen ihrer Radbeherrschung führen wird. Ob Ausreißer- oder Favoritensieg – die Etappe verspricht also jede Menge Spannung. Und alles deutet darauf hin, dass das Gelbe Trikot seinen Besitzer wechselt.
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