--> -->
31.12.2021 | (rsn) – Marlen Reusser ist die Nummer 1 der deutschsprachigen Straßenfahrerinnen im Jahr 2021. Die Schweizer Meisterin, die im Winter von Alé BTC Ljubljana zum Spitzenteam SD Worx wechselt, hat sich in der Radsport-News-Jahresrangliste knapp vor Lisa Brennauer (Ceratizit – WNT) durchgesetzt.
Dass sie im Rückblick gegenüber radsport-news.com von einem "ganz tollen Jahr, klar über meinen Erwartungen" sprach, hing aber wohl weniger mit diesem Erfolg zum Jahresabschluss zusammen, als viel mehr mit den Siegen, die sie im Jahresverlauf auf dem Straßen- und vor allem dem Zeitfahrrad feiern durfte.
Reusser holte in ihrer Paradedisziplin Einzelzeitfahren Olympia- und WM-Silber sowie den EM-Titel, wusste aber auch in Massenstartrennen zu glänzen und überraschte damit auch sich selbst. "Alle erwarten, dass ich da die Olympia-Medaille oder den Europameistertitel als mein Highlight des Jahres nennen würde. Aber für mich – gerade weil das Zeitfahren ja mein Steckenpferd ist und ich wusste, dass ich da saustark sein kann, wenn es läuft – für mich waren die Resultate in den Straßenrennen eigentlich bedeutender", betonte sie.
Vor allem der Rennblock zwischen Olympia und WM mit den drei Women's WorldTour-Rundfahrten Ladies Tour of Norway, Simac Ladies Tour und Ceratizit Challenge by La Vuelta sei für sie unfassbar gewesen, erklärte Reusser. In Norwegen wurde sie Gesamtvierte, in der Niederlande und in Spanien jeweils Zweite. Und das basierte eben nicht nur auf ihrer Zeitfahrstärke. Klar: Bei der Simac Ladies Tour gewann sie in Gennep den 17 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr und musste das Gelbe Trikot dann in den Hügeln Limburgs an Chantal van den Broek-Blaak (SD Worx) abgeben.
"Mit so einer Form zu fahren, das hat einfach nur Spaß gemacht!"
Doch in Norwegen belegte Reusser Rang vier bei der schweren Bergankunft in Norefjell und legte so den Grundstein für ihren vierten Gesamtplatz, während sie in Spanien sogar die bergige Auftaktetappe als Solistin gewann und sich anschließend im 7,3 Kilometer langen Bergzeitfahren nur Annemiek van Vleuten (Movistar) geschlagen geben musste.
"Wenn ich so gut in Form bin, dann bin ich wohl auch bergauf schnell – zumindest wenn ich meine eigene Pace fahren kann. Und das war für mich schon ein Wow-Moment dieses Jahr. Da habe ich mich gefragt: Was passiert gerade?!", schwärmte Reusser von ihrer Sommer-Form.
"Norwegen, dann die Simac Ladies Tour, die wirklich superhart gefahren wurde, und dann nach kurzer Pause die Vuelta. Ich dachte, ich werde am Ende sein und meine Beine wahrscheinlich gar nichts mehr bringen. Aber dann befand ich mich wirklich in der Form meines Lebens und bin förmlich geflogen. Dieses Gefühl, das war schon mein Highlight, denn mit so einer Form zu fahren, das hat einfach nur Spaß gemacht!"
Lange, gleichmäßige Anstiege gefallen – kurze, steile Rampen weniger
Allerdings müsse man auch betonen, dass es sich in Norefjell genau wie im spanischen Nordwesten nicht um steile, harte Rampen gehandelt habe, sondern um eher lange, gleichmäßige Anstiege. "Sonst wäre das für mich nicht gegangen, denke ich", meinte die Bernerin. Die Schlusssteigung ins Ski-Resort von Norefjell war auf 10,5 Kilometern durchschnittlich 5,9 Prozent steil und das Bergzeitfahren der Vuelta überbrückte auf 7,3 Kilometern 484 Höhenmeter, was knapp über sechs Steigungsprozente bedeutet.
An diesen Bergen fuhr sich Reusser regelrecht in Ekstase und in die Verfassung, die sie am 9. September zum EM-Titel im Zeitfahren von Trento stürmen ließ – nach 22 Kilometern mit 19 Sekunden Vorsprung mit Ellen van Dijk, die als Einzige annähernd mithalten konnte. Reusser galt folglich auf dem ihr perfekt zugeschnittenen WM-Parcours von Brügge elf Tage später als Top-Favoritin aufs Regenbogentrikot. Dort aber musste sie sich van Dijk dann nach 30 Kilometern um zehn Sekunden geschlagen geben.
Anderthalb Monate nach Olympia-Silber auf dem Fuji Speedway in Japan und ein Jahr nach WM-Silber in Imola war auch das wieder ein Spitzenresultat, doch erstmals war es auch mit Enttäuschung verbunden.
"Ich war ready, Weltmeisterin zu werden"
"Ich war ready, Weltmeisterin zu werden und mental auch darauf eingestellt, an meinem 30. Geburtstag zu gewinnen. Deshalb war ich im Ziel dann schon sehr enttäuscht", gab Reusser nun gegenüber radsport-news.com zu, erklärte dann aber, dass die Enttäuschung nicht lange blieb:
"Ich muss sagen – und das ist nicht geheuchelt: Als auf den Screens dort im Ziel dann Ellen gezeigt wurde und wie herzerwärmend sie sich freute, das hat mich irgendwie von meiner ersten Enttäuschung, meinem ersten Groll, runtergeholt. Es war wirklich geil zu sehen, ihr Lachen, ihre Freude, ihr Erstaunen!"
Während van Dijk seit ihrem Sieg in Florenz 2013 acht Jahre hart daran gearbeitet hatte, das Regenbogentrikot zurückzuerobern, war es für Reusser dort in Brügge überhaupt erst ihre fünfte Weltmeisterschaft – und die erste nach einer wirklich vollen Profisaison.
"Letztendlich ist es vielleicht auch einfach richtig, dass es so passiert ist, denn ich muss zugeben: Mir fällt im Leben sehr viel zu und ich habe immer Glück. Ich habe einfach ein sehr schönes Leben, und dass ich jetzt hierfür mal etwas mehr kämpfen muss, das ist vielleicht auch mal ganz okay", reflektierte Reusser daher demütig und lachte: "Das geschieht mir schon recht!"
Bandscheibenvorfall sorgte für Zwangspause Ende April
Mehr zugesetzt als die sportliche Niederlage im Einzelzeitfahren oder auch das Verpassen der Bronzemedaille zwei Tage später in der Mixed Staffel, als die Schweiz um wenige Hundertstelsekunden von Italien auf Rang vier verdrängt wurde und Reussers Kumpel Stefan Küng so ein schmerzhaftes Olympia-Deja-vu erlebte, hat Reusser 2021 aber das Frühjahr beziehungsweise der Weg zu den Olympischen Spielen.
Denn sie wurde in der ersten Jahreshälfte immer wieder durch Krankheiten ein- und schließlich durch einen doppelten Bandscheibenvorfall ausgebremst. Das Problem brach während der Ardennenklassiker so richtig auf. "Dort kommen immer wieder diese steilen Anstiege, die man voll raufpowern muss, und da habe ich mich ins Elend gefahren", erklärte sie nun in der Retrospektive.
Reusser musste das Festival Elsy Jacobs in Luxemburg auslassen und bis Mitte Mai pausieren: "Es hat auf einen Nerv gedrückt, so dass ich weniger Kraft in den Beinen hatte. Da wurde es nervlich langsam aufregend, weil ich merkte, dass in Richtung Olympia alle nervös wurden. Irgendwie habe ich dann aber gerade noch die Kurve gekriegt und noch eine gute Leistung gezeigt." In Japan holte Reusser knapp vor Anna van der Breggen Silber – gegen die auf 22 Kilometern eine Minute schnellere Annemiek van Vleuten war im Olympia-Zeitfahren kein Kraut gewachsen.
Wechsel zu SD Worx: "Wollte Team, das sehr gut ausbildet"
Und von da an ging es steil bergauf, wie oben bereits beschrieben. Einzig der Saisonabschluss bei Paris-Roubaix blieb dann mit einem frühen Sturz noch vor dem ersten Pavé-Sektor unter den öffentlichen Erwartungen. Doch Reusser war am Ende einer langen Saison müde und, wie sie nun zugab "mental nicht mehr wirklich ready, um Rennen zu fahren nach der WM". Dass zwei Wochen später dann trotzdem noch ein überlegener Sieg beim Chrono des Nations heraussprang, das war wohl eher noch Formsache für die Vize-Weltmeisterin.
Im Winter nun führt Reussers Weg von Alé BTC Ljubljana zum niederländischen Team SD Worx von Manager Danny Stam. Ein Wechsel, von dem sich die Schweizerin sehr viel erhofft. "Ich wollte ein Team, das sehr gut darin ist, Leute auszubilden. Ich bin eine starke Fahrerin, aber was mir fehlt sind Strukturen, ein De-Briefing, Leute, die mir helfen, ein Rennen zu lesen und so weiter. Denn was das betrifft, bin ich eigentlich eine Juniorin", erklärte die Quereinsteigerin, die erst 2017 mit 25 ihre erste Rennlizenz löste und stets offen damit umgeht, auch fahrtechnisch noch Defizite zu haben.
SD Worx-Taktik "birgt megaviel Spaß"
"Außerdem habe ich bislang auch selten eine pure Helferrolle bekommen und ich denke, dass auch das mir helfen wird, das kennenzulernen", sagte Reusser außerdem. Davon, dass sie an der Seite von Siegfahrerinnen wie van den Broek-Blaak, Demi Vollering, Lotte Kopecky und Co. fahren wird, erhofft sie sich viele positive Synergien.
"Gleichzeitig weiß man ja, dass bei SD Worx die Taktik meist sehr offen ist und man vorher nie weiß, welche Karte sie an dem jeweiligen Tag spielen. Das birgt megaviel Spaß, glaube ich. Darauf habe ich Lust!"
(rsn) – Wie bei den Männern, so hat radsport-news.com auch unter den Frauen mit eigenem Punkteschlüssel die beste Straßenfahrerin des deutschsprachigen Raumes – Deutschland, Liechtenstein, Luxe
30.12.2021Spagat zwischen Bahn und Straße in goldener Perfektion(rsn) – Besser geht kaum: Lisa Brennauer (Ceratizit – WNT) war international wohl eine der besten Radsportlerinnen des Jahres 2021. Die Allgäuerin glänzte gleich reihenweise mit Spitzenresultate
29.12.2021Mit viel Angriffslust den Durchbruch in die Weltspitze geschafft(rsn) – Neun Jahre ist es her, dass Elise Chabbey (Canyon - SRAM) bei den Olympischen Spielen von London mit ihrem Kajak durch den Slalom-Parcours im Lee Valley White Water Centre kurvte. Die damals
28.12.2021Auch ohne den großen Sieg der nächste große Schritt(rsn) – Der große Sieg ist ausgeblieben und vor allem die erste Jahreshälfte der Saison 2021 war für Liane Lippert (Team DSM) zum Vergessen. Doch am Jahresende kann die Friedrichshafenerin trotzd
27.12.2021Ausgerechnet bei den persönlichen Highlights im Graben gelandet(rsn) – Die Saison 2021 war noch keinen Monat alt, da hatte Christine Majerus (SD Worx) schon ihren alljährlichen Sieg in der Tasche: Seit 2015 ist es der Luxemburgerin – abgesehen von der arg ve
26.12.2021Ein Tiefschlag nach dem Olympiasieg trübte das Gesamtbild(rsn) – Mit dem Bahnvierer hat sie am 3. August in Izu Olympia-Gold gewonnen und mit der Mixed Staffel wurde Lisa Klein am 22. September Weltmeisterin auf der Straße. Doch trotz der beiden viel bej
25.12.2021Eine Mathematikerin und das Wunder von Tokio(rsn) – Es war die Geschichte des Sportjahres 2021 und die größte Überraschung des Radsports in der olympischen Historie. Gerade einmal zwei Straßenrennen absolvierte Anna Kiesenhofer (cookina
24.12.2021Mit Offenheit und Mut auf der Bahn zurück zum Glück(rsn) – Olympiasieg, EM-Titel und WM-Titel: Das Jahr 2021 war für Mieke Kröger ein goldenes – zumindest in seiner zweiten Hälfte. "Es war wie immer: Die Klassiker sollten mir leichtfallen, tun
23.12.2021Schwerer Giro-Sturz machte 2021 zum schwersten Jahr(rsn) – Als Clara Koppenburg (Rally Cycling) am 23. Mai zu den Lagunas de Neila hinauffuhr, war alles perfekt: Die damals noch 25-jährige Lörracherin führte die Schlussetappe der zur Women´s Wor
22.12.2021Überragender Roubaix-Auftritt krönte einen starken Herbst(rsn) – Bis in den Herbst hinein war die Saison 2021 für Franziska Koch (Team DSM) nichts, was einen vom Hocker gerissen hätte. Die 21-Jährige entwickelte sich solide weiter und leistete starke A
21.12.2021“Ungefähr so überrascht, als wäre ich Bundeskanzler geworden“(rsn) – Ein verrücktes Jahr geht für Hannah Ludwig (Canyon - SRAM) zu Ende. Für die 21-Jährige ging es 2021 trotz eines völlig verkorksten Frühjahrs völlig überraschend zu den Olympischen Sp
20.12.2021In Roubaix erfüllte sich ein Traum und erwachte ein neuer(rsn) – Von der Sonne Gran Canarias über das kalt-regnerische Leipzig und Amsterdam in den norwegischen Schnee: So sahen die letzten zwei Wochen von Romy Kasper aus. Und als "durchwachsen" beschrie
(rsn) - Cédrine Kerbaol wird in der kommenden Saison nicht mehr im Trikot von Ceratizit – WNT unterwegs sein. Die 23-jährige Französin nutzte eine Klausel des UCI-Reglements, wonach Fahrer und Fa
05.11.2024200 Millionen Euro Ablösesumme für Großverdiener Pogacar?(rsn) – Ende Oktober einigten sich Tadej Pogacar und sein UAE Team Emirates auf die vorzeitige Verlängerung seines damals noch bis Ende 2027 gültigen Vertrags. Die neue Vereinbarung umfasst nun ei
05.11.2024Aarau und Piuro weitere Etappenorte der Tour de Suisse(rsn) – Bereits mehr als sieben Monate vor dem Start der Tour de Suisse 2025 ist der Etappenplan der am 15. Juni in Küssnacht beginnenden 88. Ausgabe der Schweizer Landesrundfahrt fast komplett. W
05.11.2024Sagans ehemaliger Teamkollege Vysocan positiv auf CERA(rsn) - Daniel Vysocan ist vom Radsportweltverband UCI vorläufig suspendiert worden. Der 20-jährige Tscheche wurde nach Angaben der UCI bei einem Dopingtest am 25. September positiv auf das Blutdopi
05.11.2024Maas künftig Teamkollege von Buchmann?(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
05.11.2024Vollerings neues Team hat langfristige Planungssicherheit(rsn) - Die Equipe FDJ - Suez kann langfristig planen. Wie der ambitionierte französische Frauen-Rennstall bekannt gab, habe man sich mit den beiden Namenssponsoren auf Vertragsverlängerungen bis je
05.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme
05.11.2024Tod der Mutter verdrängte sportliche Erfolge in den Hintergrund(rsn) – Hinter Anton Albrecht (P&S Metalltechnik – Benotti) liegt ein schwieriges Jahr. Im Saisonverlauf wusste er zu überzeugen und sich etwa mit einem zweiten Etappenrang bei Belgrade Banjaluka
05.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem
04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor
04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin
04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.