Das Olympia-Training auf der Bahn

Aldag verrät Cavendishs Tour-Erfolgsgeheimnis

Von Joachim Logisch aus Montauban

Foto zu dem Text "Aldag verrät Cavendishs Tour-Erfolgsgeheimnis"
Mark Cavendish (Dimension Data) ist der bisher überragende Spriner der 103. Tour de France. | Foto: Cor Vos

08.07.2016  |  (rsn) - Vom Spurtchaos am Ende der Etappen profitiert Mark Cavendish (Dimension Data) am meisten. Der kleine Brite ließ sich bei seinen drei Siegen in der ersten sechs Tage der 103. Tour de France nicht davon irritieren, dass die Sprintzüge oft entgleisen. Er hat keinen!

"Wir können keinen bilden“, erklärte sein Mentor Rolf Aldag radsort-news.com. Der ehemalige Telekom-Profi half mit, Cavendish nach einem durchwachsenen Jahr 2015 mit nur einem Tour-Etappensieg wieder Beine zu machen. "Die anderen Teams sind zu stark für uns, das haben wir gleich richtig eingeschätzt. Wir mussten einen anderen Weg finden", erklärte Aldag - am Donnerstag kam aber einw eiterer Faktor hinzu, wie er eingestand: "Ehrlicherweise hat das mit dem heutigen Sieg weniger zu tun, wir haben heute einfach nur Glück gehabt."

Dimension Data hatte dem Sprint-Kapitän nämlich völlig anderen Plan mitgegeben. Aldag: "Wir dachten, wenn er nach der letzten Kurve nicht unter den besten fünf ist, kann er nicht mehr gewinnen. Er war 20. Danach riss Cav aber alles mit seiner Klasse und seiner Form raus. Da sieht man als Sportdirektor besser aus, als man war.“

Cavendish musste seinen eigenen Weg finden - und das tat er mit all seiner Routine und individuellen Klasse. "Sein Anfahrer Renshaw war fast durchgedreht, weil Cav irgendwo im Nirwana rumirrte. Deshalb haben es die anderen nicht geschafft , ihn an ein Hinterrad zu bringen. Das hat er dann selbst gemacht. Sie haben ihn nur noch von hinten verteidigt, damit nicht noch eine Welle über ihn rüber schwappt. Boasson Hagen hat dadurch verhindert, dass seine Ausgangslage noch schlechter wird. Dann ist Cav in der Tat in so einer Form, dass er schwer zu schlagen ist.“

In dem Getümmel der letzten Kilometer findet sich Cavendish wie kein Zweiter zurecht. Dabei helfen ihm die Erfahrung im Scratch und im Madison, indem er aktuell Weltmeister und Olympia-Favorit zusammen mit Ex-Toursieger Bradley Wiggins ist. 

Das sieht auch Aldag so: "Aktuell hilft ihm seine Vorbereitung auf Rio. Seine Reaktionszeit, die er schon als junger Bahnfahrer hatte, ist wieder da. Er kann blitzschnell rechts und links schauen und superschell reagieren.“
Außerdem hatte Cavendish im Winter hart trainiert. Aldag: „Er arbeitete  im Winter im Kraftraum an der Schnellkraft. Er kann innerhalb von zwei Sekunden die Wattzahl unglaublich steigern. Damit löst du Probleme, wenn du mit dem ersten Antritt schon 15 Mann hinter dir lassen kannst.“

Um es mit dem dreimaligen Etappensieger gleich zu tun, müssten André Greipel und Marcel Kittel vielleicht auch auf ihre Züge verzichten? Davon hält Aldag nichts und erklärte: „Nein, dann wird das Chaos nur noch schlimmer. Dann kann man gar nichts mehr planen. Gestern ist Marcel Zweiter geworden, weil Cav Glück hatte. Etixx macht es schon richtig, als Kittel gewann, haben sie ihn bis zur Linie gebracht. Es gibt keine Alternative. Du musst deinen Sprinter vorn halten. Wie auch immer.“

Auch der erfahrene Tour-Hase hat das Verhalten der Klassementsteams als mitverantwortlich für die chaotischen Zustände ausgemacht, die sich auch im Finale der Etappen vorne aufhalten, um ja keine Sekunde zu verlieren. Aldag: "Am Ende der 6. Etappe gab es eine Schlüsselstelle bei km 11,5 vor dem Ziel.  Da hieß es, da müssen wir vorne sein, weil es danach nur noch rechts und links ging und man kaum noch überholen kann.“

Doch Sky und BMC  besetzten die Frontpositionen. Dementsprechend schwer, fiel es den Sprintern einen Zug zu bilden. Wer es halbwegs schaffte, wie Greipels Lotto Soudal-Truppe, hatte aber bis ins Ziel wegen der kraftraubenden Arbeit alle Helfer verschlissen.

Und es blieb der Kampf Mann gegen Mann, den Cavendish gegen Kittel gewann!

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.07.2020Video-Rückblick: Froome joggt 2016 den Ventoux hinauf

(rsn) – Heute vor vier Jahren erlaubten staunende Zuschauer am Mont Ventoux das Finale eines denkwürdigen Tour-Tages. Nach einem Sturz im Schlussanstieg der 12. Etappe rannte Chris Froome am Franz

27.07.2016Nibali hatte bei der Tour schon Rio im Blick

(rsn) – Vincenzo Nibali hat verärgert auf die Kritik an seinen Leistungen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de France reagiert. Der Italiener und sein Astana-Team waren ohne Etappensieg ge

26.07.2016Erneuter Tour-Ausstieg der ARD darf kein Thema sein

(rsn) - Drei Wochen Tour de France. Ein paar Tage "als Fan" selbst dabei. Den großen Rest aber am Bildschirm. Bis zum grandiosen Schlussakkord auf den Champs Elysees, gesetzt im "Sprint des Jahres" v

26.07.2016Quintana will weiter für seinen Gelben Traum kämpfen

(rsn) – Kolumbien muss weiter auf seinen ersten Tour-de-France-Sieger warten. Auch im dritten Anlauf hat es Nairo Quintana nicht geschafft – doch noch nie war der Movistar-Kapitän weiter vom Gelb

26.07.2016Künftig ein britisches Duell um das Gelbe Trikot?

(rsn) – Wie sein berühmter Landsmann Bradley Wiggins wird auch Adam Yates in die Geschichtsbücher des Radsports eingehen. War der mittlerweile 36-jährige Stundenweltrekordler vor vier Jahren der

26.07.2016Kittel kam bei der Tour in keinen "richtigen Flow"

(rsn) – Bei André Greipel (Lotto Soudal) lief am Sonntag auf den Champs-Élysées alles nach Wunsch. Wie bereits 2104 gewann der Deutsche Meister die prestigeträchtige Abschlussetappe der 103. Tou

26.07.2016Hektische Sprints und Cavendish machten Greipel das Leben schwer

(rsn) – Nach drei teils frustrierenden Wochen schien für André Greipel (Lotto Soudal) doch noch die Sonne. Am Sonntagabend holte sich der Deutsche Meister in Paris auf den Champs-Élysées den so

25.07.2016Bardet zum dritten Mal in Folge in Paris auf dem Tour-Podium

(rsn) – Romain Bardet hat den heimischen Fans die Tour de France gerettet. Der 25 Jahre alte Kapitän der Ag2R-Equipe legte auf den letzten drei Tagen ein Finale sondergleichen hin, sicherte sich au

25.07.2016Kittel: Erst durch Defekte gestoppt, dann im Finale kraftlos

(rsn) – Zum großen Finale der 103. Tour de France wollten Marcel Kittel und sein Etixx-Quick-Step-Team nochmals zuschlagen. Der Erfurter, der bereits 2013 und 2014 jeweils den Schlussakkord auf den

25.07.2016Jogging-Einlage in Gelb und ein machtloser Herausforderer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Dominator in Grün und Schweizer Coup durch einen Kolumbianer

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

25.07.2016Kollision mit dem Teufelslappen und ein fataler Entschluss

(rsn) - Nach drei Wochen Tour de France fallen die Bilanzen der 22 teilnehmenden Mannschaften ganz unterschiedlich aus. Radsport News listet die Erfolge und Misserfolge auf. Wir präsentieren die Team

Weitere Radsportnachrichten

02.03.2025Rutsch: “Im entscheidenden Moment haben wir es verkackt“

(rsn) – Für das deutschsprachige Klassiker-Duo von Intermarché – Wanty ist der Klassiker-Auftakt beim Omloop Nieuwsblad frustrierend zu Ende gegangen. Nachdem Jonas Rutsch und Laurenz Rex im Ren

02.03.2025Technischer Defekt Grund für Degenkolbs Aufgabe beim Omloop

(rsn) – In den aus deutscher Sicht nicht optimal verlaufenen Start in die Klassikersaison reiht sich auch das Ergebnis von John Degenkolb (Picnic – PostNL) nahtlos ein. Für den Kapitän der niede

02.03.2025Jan Christen bricht sich das Schlüsselbein

(rsn) - Vor einer Woche war er noch einer der Stärksten bei der Volta ao Algarve (2.Pro) in Portugal, jetzt steht er vor einer Zwangspause: Jan Christen (UAE - Emirates - XRG) hat sich bei einem Stur

01.03.2025Machtkampf der Sportdirektoren bestimmte Ausgang beim Omloop

(rsn) – Der Sensationserfolg der Belgierin Lotte Claes (Arkéa – B&B Hotels) und ihrer polnischen Begleiterin Aurela Nerlo (Winspace), die aus der frühen Ausreißergruppe des Tages bis ins Ziel d

01.03.2025Küng holt alles aus sich raus: “Das zählt für mich“

(rsn) – Seit einigen Jahren darf sich der Schweizer Stefan Küng (Groupama – FDJ) zu den besten Klassikerfahrern im Peloton zählen. Seine dritten Plätze bei Dwars door Vlaanderen 2024, dem E3 S

01.03.2025“Komisch“! Politts Team beim Omloop unter ferner liefen

(rsn) – Mit noch vier Fahrern ging das Team UAE - Emirates - XRG in das Finale des 80. Omloop Nieuwsblad. Vom Papier her durfte die Auswahl, der unter anderem auch der Vorjahreszweite Nils Politt an

01.03.2025Philipsen: “Im Endeffekt hatte ich heute nicht die besten Beine“

(rsn) – Zum ersten Mal seit 2021 endete das große Auftaktrennen der belgischen Klassikersaison mit dem Sprint eines großen Feldes, in welchem sich der Norweger Sören Waerenskjold (Uno – X Mobil

01.03.2025Faun Ardèche: Ausreißer biegen im letzten Kreisel falsch ab

(rsn) – Nachdem er als Gesamtvierter der Algarve-Rundfahrt bereits überzeugen konnte, hat Romain Grégoire (Groupama – FDJ) in der Heimat einen frühen ersten Saisonsieg eingefahren. Dabei profit

01.03.2025Gee baut Führung aus, unterliegt Chumil aber im Tigersprung

(rsn) – Nach einer souveränen Vorstellung auf der Königsetappe des 4. O Gran Camino (2.1) hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) beste Aussichten auf den Gesamtsieg bei der fünftägigen spanisc

01.03.2025Claes entscheidet Duell der krassen Außenseiterinnen für sich

(rsn) – Mit einer Sensation ist die 20. Ausgabe des Omloop Nieuwsblad der Frauen (1.WWT) zu Ende gegangen. Im ersten Klassiker der Saison jubelte nach 137,9 Kilometer von Gent nach Ninove keine der

01.03.2025Küngs Attacke platzt im Gegenwind, Waerenskjold siegt in Ninove

(rsn) - Sören Waerenskjold (Uno X Mobility) hat den 80. Omloop Nieuwsblad gewonnen. In Sprint einer größeren Gruppe setzte sich der Norweger knapp vor dem Franzosen Paul Magnier (Soudal – Quick S

01.03.2025Reusser: “Liane und ich sind ein Superduo“

(rsn) – Mit dem 17. Omloop Nieuwsblad wird heute in Belgien auch die Klassikersaison der Frauen eingeleitet. Auf die Fahrerinnen warten in Ostflandern knapp 140 hügelige Kilometer von Gent nach Nin

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Rwanda (2.1, RWA)
  • O Gran Camino - The Historical (2.1, ESP)
  • Visit South Aegean Islands (2.2, GRE)
  • Faun Drome Classic (1.Pro, FRA)
  • Kuurne - Brussel - Kuurne (1.Pro, BEL)