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09.07.2017 | (rsn) - Als ich um 17.52 Uhr die Nachricht "Paddags…sag mir, wie ich heiße!“ auf's Handy bekomme, ist mir alles klar. Der heutige Tag hat wirklich den totalen Verlust der Muttersprache mit sich gebracht, genau so, wie es zu erwarten war und genau so, wie Wagi es gestern prophezeite. Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten!
Folglich lautete das Motto des Tages auch: "189 Kilometer durchs Jura - Huuurra!“
Wer sich die 8. Etappe von Beginn an im TV angesehen hat, der wird wahrscheinlich genauso wie ich mit den Jungs auf den Rädern mitgelitten haben. Und spätestens, als Démare hinten raus fiel und Wagi ein paar Minuten später ebenfalls als Solist auftauchte, war klar, dass die Tour nun wirklich "begonnen“ hat.
"Die ersten 28 Kilometer der Etappe waren zwar glücklicher Weise noch flach, aber es war zu 99,99 Prozent davon auszugehen, dass auf diesem Abschnitt noch keine Gruppe final stehen würde. Sunweb hatte stärkstes Interesse daran, für Matthews das Rennen so hart wie möglich zu gestalten, da die Sprintwertung hinter dem ersten, sieben Kilometer langen, Anstieg lag. Die Jungs sind also wirklich mit Vollgas in den Berg hinein gehafert und haben somit dafür gesorgt, dass wir trotz Anstieg in der ersten Rennstunde einen 48er Schnitt hatten. Das bedarf wohl keines weiteren Kommentars!
Oben am Gipfel hatte ich dann zum Glück eine 10-Mann Gruppe und musste somit nicht alleine sterben gehen. Zu meiner Verwunderung war aber auch Simoni (Simon Geschke, Team Sunweb) in der Gruppe und ich dachte mir schon, dass da doch etwas nicht stimmen konnte. Simoni berichtete mir leicht angesäuert, dass er einen Platten hatte und somit für ihn der Tag nun gelaufen sei. Mit Simoni einen ganzen Tag im Gruppetto unterwegs - das gibts eigentlich nicht und das war sicherlich heute auch das erste und letzte mal! Falls ich ihn noch mal da treffe, hat er hoffentlich wieder einen guten Grund.
In unserer Gruppe hatten wir nun permanent die Hoffnung, dass die "bescheuerte“ Gruppe des Tages ja auch irgendwann mal stehen dürfte und dass dann wie gewöhnlich alle zum Pinklen anhalten und wir vielleicht wieder ins Feld oder in eine größere Gruppe kommen. Aber nein - da hatten wir die Rechnung mal wieder ohne die anderen Teams gemacht und drei Mal dürft ihr raten, wer heute wieder den ganzen Tag vorne für Schmerzen sorgte! Richtig: Thomas De Gendt. Was ist der eigentlich für ein Sternzeichen? Moped?
Wir sahen also nicht nur, dass die Gruppe des Tages nicht stehen wollte, sondern spürten das auch am eigenen Leib. Und als dann auch noch Vasil Kiryienka von vorne kam, war eh alles klar…
Wenn Du da mit zehn Mann in der Gruppe rum eierst und kreiselst, fragst Du Dich von Zeit zu Zeit dann schon auch mal, was Du hier eigentlich grade machst und ob das alles so toll ist. Aber du weißt auch aus Erfahrung: Bleib cool, Großer, passiert Dir nischt. Die absolute Nichtachtung der Hangabtriebskraft ist nun mal nicht jedem vergönnt…also zieh keine Fresse! (Insider-Info: Das waren spaßhalber grade mal drei Zitate aus Wagis und Paddis Lieblingsfilm: "Hotte im Paradies“. Sehr zu empfehlen!)
Unser Tag war also alles andere als ruhig und großartig viel zu erzählen hatten wir unterwegs auch nicht. Man rechnet vielmehr den ganzen Tag und hofft, dass man nicht falsch liegt. Gut ist natürlich, dass die Karenzzeit umso höher ist, je schneller gefahren wird. Das hatten wir ja neulich schon mal beschrieben. Und so schnell wie die heute waren, sollte das eigentlich trotz der Schmerzen auch seinen Vorteil haben.
Im letzten Anstieg ging dann auch mein Funk wieder und es war schon sehr cool, zu hören, wie mein Teamkollege Robert Gesink mit um den Etappensieg fuhr. Dass ich ihm den Sieg mehr als gegönnt hätte, ist sicherlich kein Geheimnis, aber ich wusste auch, dass der Sportsfreund Calmejane (was für ein cooler Name) eine wahnsinnsinnig gute Form hat. Das hat er bei Paris-Nizza schon mal durchblicken lassen und auch auf der 3. Etappe hier hat er mal kurz gezuckt und das Feld musste schon schwere Geschütze auffahren, um ihn wiederzuholen!
Roberts zweiter Platz heute geht also in Ordnung und wir werden ihn definitiv auch noch öfter vorne sehen in den kommenden Tagen. Der Kerl hat einen riesigen Motor und könnte wahrscheinlich morgen schon wieder, wenn er wollte. Er ist hier für Etappensiege mit dabei und hat in der
Gesamtwertung keine Ambitionen. Daher hat er in den letzten Tagen auch schon etwas Zeitverlust gesammelt.
Wenn übrigens jemand sagt, die letzten Etappen waren vielleicht etwas langweilig oder nicht so spektakulär, dann war der Tag heute definitiv ein Ausgleich. Mehr Action ist schon kaum machbar! Zwei Kilometer vor dem Ziel sind wir dann tatsächlich auch noch ins richtige Gruppetto reingefahren und ab dem Moment war ich dann schon sehr erleichtert. Ich fuhr auch direkt zu Gringo (André Greipel) hin und und fragte, ob "alles klaro" sei… Aber André brachte kaum einen Kommentar raus. "Frag nicht - ich bin klapperklar!“ war alles, was ich zu hören bekam. Und das sagt wohl auch wieder mehr als 1000 Worte!
Nach der Etappe heute saßen dann auch wirklich alle wieder in ihren Bussen und haben "gejammert“, dass es ja so hart war. Also wirklich alle. Die Klassement-Fahrer, die Allrounder, die Kletterer und natürlich auch wir Sprinter… Aber spätestens, wenn morgen die Flagge bei KM 0 fällt, haben die das alle wieder vergessen und es ist Vollgas-Time. Das ist die Tour!
Nicht ganz so cool im wahrsten Sinne des Wortes war heute leider unser Team-Bus. Da ist nämlich irgendwas an der Elektronik ausgefallen und es funktionierte folglich schon auf der Hinfahrt zum Start nichts. Keine Klimaanlage, keine Dusche, keine Kaffeemaschine… Wir durften also beim morgendlichen Transfer schon mal gut anschwitzen und fuhren nach der Etappe mit Kleinbussen ins Hotel, da es im Bus so heiß war wie in einem Brutkasten.
Duschen ging folglich dann auch erst im Hotel so richtig und ich muss sagen, die "belgische Dusche“ mit 1,5L Wasser aus ner Trinkflasche im Ziel muss ich nicht täglich haben! Heute Nacht wird extra noch ein Techniker eingeflogen, hoffen wir, dass der was löten kann! Morgen sind zum Glück die Berge nicht nur länger, sondern auch viel steiler und ich habe mir grade beim Mechaniker 36/30 bestellt. Wenn das nicht hilft, dann weiß ich auch nicht.
Die Erkenntnis des Tages ist, dass ich definitiv im Peloton zu den zehn schlechtesten Kletterern gehöre. Und wenn ich mir überlegen, dass andere in dem Moment, wo ich abreißen lassen muss, grade ihre Attacke planen, dann frage ich mich, wieviele Lebensjahre mich die kommenden zwei Wochen hier wohl noch kosten?
Nichtsdestotrotz ist es absolut geil, die Tour zu fahren und spätestens in Paris weißt Du, dass es die Strapazen wert war!“
Freunde, wir hören uns
Schönes Wochenende wünschen Wagi und Paddi
PS: Wir freuen uns sehr, dass Ihr alle so viel Spaß beim lesen des Blogs habt.
Wenn ihr mögt, schaut Euch doch mal Paddi's Buch über die Tour im letzten Jahr an - das wird Euch definitiv auch gefallen. Wagi kommt dabei natürlich auch nicht zu kurz.
„DNF - Dienstreise Nach Frankreich“ ist pünktlich zum Tourstart 2017 erschienen und es werden 5€ je verkauftem Buch an den deutschen Radsport-Nachwuchs gespendet.
Alle Infos unter: www.dienstreise-nach-frankreich.de
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